Unser Fazit zu 180 Tagen Afrika

Sechs Monate haben wir im südlichen Afrika gemeinsam verbracht und wahnsinnig viel erlebt. 

Nun ist es an der Zeit ein Fazit zu ziehen und die letzten Monate nochmal Revue passieren zu lassen. 

In diesem Artikel werden wir beide die gleichen Fragen zu der Reise beantworten und so unser persönliches Fazit abgeben. 

 

Liebe Grüsse, Ani & Flo

P.S. Wir haben die Fragen getrennt voneinander beantwortet, weshalb die Fragen teilweise auf unterschiedliche Art und Weise beantwortet wurden und teilweise ähnliche Antworten enthalten.


Anikas Fazit

Wurden deine Erwartungen von der Reise erfüllt?

Ja, absolut. Es waren wunderschöne und erlebnisreiche sechs Monate, in denen wir so unglaublich viel gesehen und erlebt haben. Jeder Tag war aufregend schön und insgesamt war es für Flo und mich einfach nur perfekt!

 

Was waren die schönsten Momente auf der Reise?

Die Momente, in denen ich mich mit dem Land (Südafrika) und den dort lebenden Menschen ganz verbunden gefühlt habe.

Die Momente, in denen ich meinem Bruder Mathis vieles in Südafrika zeigen konnte und in ihm die gleiche Begeisterung damit hervorrufen konnte. 

Durch den Bush auf einem Pferd zu reiten.

Das Innehalten an für mich magischen Orten (Three Rondavels und Lanner Gorge). Und dass wir die Möglichkeit hatten uns an Orten, die wir mögen, so viel Zeit wie wir wollen zu nehmen. 

 

Welche Orten haben dir am besten gefallen, dich am meisten beeindruckt?

Die beiden Städte Johannesburg und Kapstadt haben mich beide sehr beeindruckt, obwohl sie so unterschiedlich sind. Das Okavango Delta war ausserdem ein Highlight mit seiner ungewöhnlich schönen Landschaft und die Pafuri-Region im nördlichen Krüger Park, weil sie so wunderbar Grün und voller Leben ist.

 

Was war das wichtigste in deinem Koffer?

Meine Safari-Kleidung und gute Sonnenbrillen.

(Das nächste Mal würde ich übrigens noch eine Wärmflasche mitnehmen.)

 

Was hast du auf der Reise unterschätzt?

Dass es einen grossen Unterschied macht, ob man zu zweit oder mit neun Personen und drei Autos am Reisen ist. 

 

Was hat dich überrascht?

Die Stadt Johannesburg.

Dass Heinz tatsächlich zu einem kleinen Zuhause geworden ist und ich es teilweise vorgezogen habe in ihm, statt in einer Unterkunft zu schlafen und dass ich Campen am Ende sogar recht cool fand ;)

 

Würdest du nochmal für 180 Tage nach Afrika reisen?

Natürlich! Aber zunächst bin ich auch mit dem Alltag in Basel zufrieden. In ein paar Jahren kann ich es mir aber durchaus gut vorstellen wieder eine längere Zeit auf Reisen zu gehen. 

 

Was würdest du jemandem empfehlen, der eine ähnliche Reise plant?

Der Autokauf war für uns absolut die richtige Entscheidung und das würde ich auch jedem weiterempfehlen, der so lange nach Afrika reisen möchte. 

Ausserdem war für uns die regelmässige Abwechslung zwischen Campen und Unterkünften perfekt. Die Woche auf Zanzibar, in der wir Urlaub vom Reisen gemacht haben, würde ich auch empfehlen.

Man sollte den Aufwand was die Planung betrifft auf keinen Fall unterschätzen und rechtzeitig anfangen zu planen - bei uns war das ein Jahr vor Abflug. 

 

Welche Orte würdest du eher nicht mehr besuchen?

Namibia hat es mir insgesamt nicht so angetan (zu wenig grün) und der Kgalagadi Transfrontier Park war definitiv auch nicht mein Favorit (zu wild und zu heiss). Aber das sagt sich wahrscheinlich auch nur so einfach, weil wir so unglaublich viele andere, in meinen Augen grossartigere, Orte gesehen haben.
Zimbabwe werde ich, so traurig es ist, allerdings definitiv nicht mehr besuchen, solange sich an der politischen Situation im Land nichts ändert. 

 

Was hast du an Erkenntnissen von der Reise mitgenommen?

Ich habe mich oft während der Reise gefragt, wie mich diese Zeit nun verändern wird und was ich aus ihr mitnehme. Grundsätzlich gesehen bin ich nun, nach der Reise, natürlich noch der gleiche Mensch, aber das ein oder andere hat sich schon verändert. So bin ich zum Beispiel aktuell sehr dankbar für meinen Alltag in Basel, der aus studieren, arbeiten und Dingen, die mir am Herzen liegen, in meiner Freizeit besteht. 
Zu den "Erkenntnissen": Die erste Erkenntnis ist, dass Flo und ich ein ziemlich gutes Team sind, auch wenn wir sechs Monate jeden Tag miteinander verbringen und das meist auf engstem Raum. Die zweite Erkenntnis ist, dass ich immer eine Art Zuhause brauche und mir ansonsten eins schaffe - was wir mit Heinz gemacht haben. Glücklicherweise ist unsere Airbnb-Wohnung in Johannesburg bei Sibylle zusätzlich auch zu einem zweiten Zuhause geworden. 

Die dritte Erkenntnis ist, dass uns in Europa überhaupt nicht bewusst ist, wie komfortabel und einfach wir hier leben dürfen. Das meine ich nicht mal nur auf den grundsätzlichen Wohlstand bezogen, sondern auf unsere staatlichen Sozialsysteme und die Tatsache, dass wir uns ohne Grenzen in Europa bewegen können. Was für ein riesiges Privileg dies ist, habe ich erst gemerkt, als ich ein weiteres Mal ewig in einem vollen Grenzposten auf einen Stempel warten musste, mir dumme Fragen zu meinem Zivilstand gefallen lassen und Geld für die Grenzüberquerung zahlen musste. Ausserdem haben wir in Europa Rechte und die können wir im schlimmsten Fall auf eine geordnete Art und Weise einfordern. Dieses Gefühl hatte ich in Zimbabwe zum ersten Mal in meinem Leben nicht. Das Erlebnis machtlos den Launen eines Polizisten und dem ganzen Staatsapparat ausgeliefert zu sein, wird mich sicher mein ganzes Leben begleiten und hat mich sehr geprägt. 

 

Was würdest du rückblickend anders machen?

Das ist schwierig zu beantworten. Wenn ich die Reise jetzt nochmal machen würde, würde ich sicher mehr Campingnächte einbauen, aber zu Beginn unserer Reise war ich einfach noch nicht dazu bereit ständig zu campen. Ich musste mich erst daran gewöhnen, weshalb ich es rückblickend nicht ändern würde. 
Ansonsten gibt es natürlich Orte, die mir weniger gut gefallen haben, aber die Erfahrung dort gewesen zu sein, möchte ich trotzdem nicht missen. 

 

Wohin geht deine nächste Fernreise?

Meine nächste Fernreise geht wahrscheinlich wieder nach Südafrika. Um Freunde dort zu besuchen, neue Orte kennen zu lernen und an schon bekannten Orten mehr Zeit zu verbringen (in Kapstadt und den Winelands waren wir zum Beispiel definitiv zu kurz). 

Ansonsten freue ich mich aber auch auf Urlaub in Europa, denn hier gibt es auch noch viel zu entdecken. 

 

Florians Fazit

Wurden deine Erwartungen von der Reise erfüllt?

Sogar übertroffen sofern dies überhaupt geht. Bereits vor der Reise war ich fest davon überzeugt, dass dies unglaublich tolle Tage werden und genau so war es auch. Das war vermutlich mein bisher bestes halbes Jahr in meinem Leben. Übertroffen wurden vor allem auch meine Erwartungen an das Reisen mit Anika zweit auf engem Raum über eine so lange Zeit, was sich insgesamt als viel reibungsloser herausstellte als man vermuten könnte.

 

Was waren die schönsten Momente auf der Reise?

Das ist schwierig zu sagen, denn schöne Momente gab es so viele. Wirklich eindrückliche und bleibende (und dementsprechend auch schöne) Momente waren unter anderem:

  • Sich jeden Morgen beim Aufwachen auf den Tag freuen, insbesondere dann, wenn es in der «Natur» ist
  • Zusammen mit einer Löwenfamilie in der Kgalagadi ein kleines Camp in der Wildnis mitsamt Wasserloch bei knapp 50°C zu teilen
  • Botswana als einsame, überflutete grüne Wildnis kennenzulernen und auch die grossen Herausforderungen zu meistern
  • Ein Pangolin (Schuppentier) auf dem Walking Trail im Krüger zu sehen
  • Nach Johannesburg zu fahren und das Gefühl zu haben, nach Hause zu kommen.
  • Das Apartheidmuseum in Johannesburg
  • Mit Freunden und Familie aus Europa einen Teil der Reise zu teilen und «unser» Afrika zu zeigen
  • Die Rückkehr nach Matibi, der Besuch meiner ehemaligen Schule inkl. herzlichem Empfang
  • Mit neuen und alten Freunden in Südafrika zusammenzukommen
  • Zusammen mit Anika am Aussichtspunkt der Three Rondavels in die Ferne zu schweifen
  • Die Kanufahrt in Wilderness mit anschliessendem Spaziergang zum Wasserfall

Welche Orten haben dir am besten gefallen, dich am meisten beeindruckt?

Von den «neuen» Orten ganz klar Botswana, aber auch der Kgalagadi NP. Extrem gut gefällt mir natürlich schon immer der Krüger, vor allem die Pafuri-Region ganz im Norden.

Johannesburg hat mir ebenfalls sehr gut gefallen – müsste ich eine Stadt zum Leben in Südafrika auswählen, so wäre es ganz klar Joburg und nicht Kapstadt!

 

Wirklich beeindruckend war auch die Tierwelt, die wir im Sabi Sands besuchen durften. Das Nottens Bushcamp bot dabei wirklich eine Art «Nonplusultra»-Erlebnis was die Tierdichte angeht und dabei behält die Lodge – trotz Luxus – eine sehr familiäre Atmosphäre, die in Sachen Game Lodges nur von Motswari getoppt wurde (welche allerdings niemals bezüglich Sichtungen mithalten kann).

 

Was war das wichtigste in deinem Koffer?

Puh, schwierige Frage… meine Kamera war in einem Rucksack, auf die (inkl. Ausrüstung) würde ich nicht verzichten wollen. Ansonsten war das wichtigste vermutlich meine Outdoor-Trekkinghose und das dazugehörige Hemd. Die Kopflampe und das Fernglas gehören sich auch zu den wichtigeren Objekten in meinem Koffer. Ich habe sicher etwas viel Wichtigeres vergessen.

 

Was hast du auf der Reise unterschätzt?

Die Schwierigkeit, für eine achtköpfige Gruppe eine Reise zu planen (=die letzten 4 Wochen mit der Familie) und es dabei allen recht machen zu wollen. Das schlechte Wetter im Oktober & November, v.A. entlang der Garden Route. Die Tatsache, dass Anika zwar ebenfalls afrikabegeistert ist, aber eine Spur weniger als ich und irgendwann ein bisschen «reisemüde» wurde und nicht mehr auf jeden Game Drive mitkommen wollte.

 

Was hat dich überrascht?

Die Polizei und die teilweise spürbare leicht aggressive Aufdringlichkeit in Zimbabwe. Botswana bezüglich der Natur. Die Vielfältigkeit von Südafrika und die Tatsache, dass Reisen dort wirklich im ganzen Land so einfach ist wie immer beschrieben wird. Die vielen deutschsprachigen Touristen Zwischen Port Elizabeth und Kapstadt. Dass wir unser ganz ursprüngliches Budget +/- 5% einhalten konnten, obwohl wir während der Reise kaum darauf geachtet haben.

 

Wie gut uns das Reisen und Campen mit Heinz gefallen hat, besser als so manche Mittelklasse-Unterkunft.

 

Würdest du nochmal für 180 Tage nach Afrika reisen?

Ja, sofort wieder! Ich möchte solche 180 Tage auch unbedingt in einigen Jahren nochmals haben, in welcher Art und Weise weiss ich aber noch nicht. Es müssen ja nicht 180 Tage sein (mehr wären auch okay…). Wenn Geld kein Faktor wäre, dann würde ich wohl einen grossen Teil meines restlichen Lebens so am Reisen sein – ich glaube nicht, dass es mir jemals zu viel würde.

 

Was würdest du jemandem empfehlen, der eine ähnliche Reise plant?

Frühzeitig anfangen zu planen, mindestens ein Jahr im Voraus. Das hält die Vorfreude und Motivation hoch, ermöglicht gute Lösungen für die Abwesenheit ohne Druck zu finden (Job, Studium, Wohnsituation, sonstiges). Es gibt auch genug Zeit sich mit der ganzen Planung der Reise zu beschäftigen, da gerade im südlichen Afrika einige besondere Hotspots nur weit im Voraus gebucht werden können (Weihnachtszeit, Luxus-Lodges, beliebte Krüger-Camps, KTP, gewisse Teile Botswana)

 

Welche Orte würdest du eher nicht mehr besuchen?

Davon gibt es nicht viele. St. Lucia hat mich enttäuscht, Swaziland/Ezulwini habe ich gesehen, das bräuchte ich auch nicht mehr. Bloemfontein war zwar kein Übernachtungsort, aber da zieht es mich definitiv nicht mehr hin. Und von Simons Town war ich auch ein bisschen enttäuscht – den Ausflug auf die Kaphalbinsel würde ich das nächste Mal von woanders aus unternehmen.

In Namibia ist Lüderitz keine wirkliche Attraktion und der Fish River Canyon ist zwar grandios, aber den muss ich nicht unbedingt nochmals besuchen.

 

Dann muss ich auch sagen, dass ich von der neuen Mopane Bush Lodge enttäuscht war, der persönliche Touch der früheren Besitzer fehlt eindeutig. Da stimmt das Preis-/Leistungsverhältnis nicht mehr so.

 

Und Zimbabwe in der aktuellen Lage möchte ich nicht nochmal besuchen, das tut sehr weh zu sehen und ist gleichzeitig sehr zermürbend.

 

Was hast du an Erkenntnissen von der Reise mitgenommen?

Ich habe realisiert, wie sehr mir Sport (resp. vor allem Badminton) fehlt während einer solche Zeit, mehr als alles andere. Und das Bewusstsein, dass wir (ich) in der Schweiz ein wirklich vergleichbar «einfaches» Leben habe, bloss weil ich das Glück hatte dort geboren worden zu sein. Aktuell könnte ich mich nicht durchringen, ein Leben in Südafrika zu führen unter den dortigen Voraussetzungen (Einkommen, Distanzen, ÖV, Sicherheit).

 

Was würdest du rückblickend anders machen?

Grundsätzlich nicht viel. Die Tage als «Volunteers» in T’Niqua waren zwar spannend und eine nette Abwechslung, ein bisschen anders als erwartet aber ich weiss nicht, ob ich das im Rahmen einer solchen Reise nochmals machen würde. Zwei Wochen waren dann auch eigentlich zu wenig, mehr passte aufgrund unseres Programms nicht rein.

Wahrscheinlich würde ich – trotz all der grandiosen Eindrücke beim Reisen – mehr Zeit an einzelnen Orten einrechnen (3-5 Tage statt nur 2-3) und dafür öfter mal eine längere Fahrstrecke einplanen.

 

Ausserdem – und das wäre wohl die grösste Änderung: Ich würde viel öfter nur mit Heinz unterwegs sein und auf Campingplätzen übernachten, anstatt so oft in Selbstversorger-Unterkünften zu sein. Das dabei «gesparte» Geld würde ich dafür gezielt in gewisse spezielle Unterkünfte / Luxuslodges einsetzen.

 

Wohin geht deine nächste Fernreise?

Nach Afrika natürlich! Ich würde sehr gerne (wieder) einmal nach Ostafrika, nach Tanzania auch in die unbekannteren Parks. Ausserdem reizt mich Zambia als Safari-Destination sehr.

 

Unbedingt und deshalb wahrscheinlich als nächstes möchte ich aber wieder nach Botswana. Möglichst zu einer Zeit, in der es nicht regnet ;)

 

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