6 Tage Kapstadt mit eindrücklichen Gegensätzen

Nach einem ersten Video mit Eindrücken aus Kapstadt, folgt nun der Bericht von unseren Tagen in Cape Town. Daneben habe ich noch versucht meine Gedanken zu dieser Stadt und ihren schönen und weniger schönen Seiten aufzuschreiben. Ausserdem zeigen wir euch ein paar erste Fotos und haben zum ersten Mal am Ende des Blogartikels eine kleine Infobox erstellt, in der nützliche Informationen direkt verlinkt zusammengestellt sind. 
Nun hoffe ich, dass ihr unseren Bericht über Kapstadt genau so geniessen könnt, wie wir unseren Aufenthalt dort genossen haben!

 

Victoria & Alfred Waterfront mit Tafelberg im Hintergrund
Victoria & Alfred Waterfront mit Tafelberg im Hintergrund

Tag 1

Der Dauerregen in Hermanus am Samstagmorgen macht uns den Abschied von dem hübschen Städtchen am Meer nicht schwer. Wir machen uns direkt auf den Weg nach Kapstadt mit einem kleinen Zwischenstopp in Stellenbosch - einem Vorort von Kapstadt, der besonders für seine Weine bekannt ist. Hier besuchen wir einen Food-Market mit vielen kleinen Leckereien. 

Problemlos finden wir anschliessend den Weg zu unserer Airbnb-Wohnung. Das frühe Buchen dieser Wohnung (Monate im Voraus) hat sich eindeutig gelohnt! Sehr zentral in der Innenstadt gelegen, wohnen für für 5 Nächte in einem kleinen Loft mit Backsteinwand und atemberaubender Aussicht auf den Tafelberg und die Stadt. Ein weiterer wichtiger Pluspunkt der Wohnung: sie hat eine Waschmaschine, die wir auch sofort und ausgiebig nutzen, da unsere Wäschevorräte komplett aufgebraucht waren.

Am Nachmittag ging es sofort los in die Stadt, Richtung Victoria & Alfred Waterfront. Diese relativ neu gestaltete Shopping/Restaurant/Vergnügungsmeile kann vor allem mit einem beeindrucken: den Touristenmassen. Davon lassen wir uns aber natürlich nicht abschrecken und schlendern auch ein wenig durch die Geschäfte und bestaunen den Hafen. 

Mittagessen auf dem Hout Bay Harbour Market
Mittagessen auf dem Hout Bay Harbour Market

Tag 2

Nach unseren guten Erfahrungen in Johannesburg nehmen wir auch in Kapstadt den Hop on Hop off-Bus. In dem 2-Tagesticket ist fast das gesamte Angebot des Veranstalters inklusive und wir fahren erstmal ordentlich Bus. In Hout Bay - ausserhalb der Innenstadt - besuchen wir einen weiteren Food-Market, der auch viel Kunsthandwerk zu bieten hat und sehr liebevoll gestaltet ist. 

Abends essen wir mal wieder eine Pizza. Im "Big Route" kann man sich seine Wunschpizza selbst zusammenstellen und es war sehr lecker.

 

Tag 3

Auch heute nutzen wir die roten Touristenbusse und machen uns früh auf den Weg in den Botanischen Garten Kirstenbosch. Dieser wunderschön angelegte Garten, welcher die ganze herrliche Pflanzenvielfalt von Südafrika zeigt, hat es uns beiden angetan. Wir verbringen den ganzen Vormittag in dieser grünen Oase. Nachmittags essen wir in der V&A-Waterfront und begeben uns auf kleine Shoppingtour.

Kirstenbosch Botanical Garden
Kirstenbosch Botanical Garden

Obwohl die Geschäfte in der Waterfront von den Einheimischen als viel zu teuer eingestuft werden, konnten wir ein Schnäppchen machen und Levis-Jeans für die Hälfte der deutschen Preise kaufen. 

Abends fahren wir mit dem Bus noch auf den Signal Hill, um dort den Sonnenuntergang zu geniessen und einen tollen Blick auf den Tafelberg zu haben. Da es bitterkalt wurde, waren wir sehr froh, als der Bus wieder zurück Richtung Stadt fuhr, aber einen grossartigen Ausblick hatten wir allemal. 

Tafelberg von unten
Tafelberg von unten

Tag 4

Am Morgen heisst es wieder früh aufstehen, denn heute wollen wir den Tafelberg nicht nur anschauen, sondern die Aussicht von ihm herunter geniessen. Um 7:30 Uhr fahren wir mit dem Taxi zur Cablecar-Station, wo wir aber bei weitem nicht die ersten sind. Brav stellen wir uns an dritter Stelle in die "Nein, wir haben noch kein Ticket"-Schlange und bald wird diese immer länger. Da wir mit der Wild-Card, mit der wir freien Eintritt in alle Nationalparks Südafrikas haben, 20% Rabatt auf die Seilbahnfahrt erhalten, entschieden wir uns dafür das Ticket erst vor Ort zu kaufen. 

Ganz entspannt auf dem Tafelberg
Ganz entspannt auf dem Tafelberg

Eine Busladung nach der anderen trifft ein und jeder 5. Tourist oder Reiseleiter startet einen Vordrängelversuch. Die einen wohl tatsächlich aus Unwissenheit, die anderen aus purer Dreistigkeit, da sie sich auch nach mehrfacher Belehrung des Personals nicht umstimmen lassen sich doch noch in der Schlange anzustellen. Die Situation artet in Schreiereien, "Go, go, go"- und Buh-Rufen des Publikums - ach nee - der in der Schlange stehenden Menschen aus. Alles sehr absurd, aber einen gewissen Unterhaltungsfaktor hat es. Am Ende kommen alle irgendwie und irgendwann auf den Berg. Die wolkenfreien Aussicht auf das schöne Kapstadt, die anderen Berge und das Meer sollte alle wieder besänftigt haben. Den Rest des Tages laufen wir durch die Stadt, besuchen Stadtteile nochmal, durch die wir bisher nur mit dem Bus gefahren sind und geniessen das warme Wetter.

Besondere Erwähnung verdient dabei noch das Boo-Kap Viertel mit seinen farbenfrohen Häusern. Hier besuchen wir auch den Monkey Biz-Laden, in dem wir zwar keins der aus kleinen Perlen hergestellten Tiere kaufen, aber Flo einen frisch gepressten Ingwer-Apfel-Zitrone-Karotten-Rote Beete-Saft trinkt. 

Abends haben wir mit viel Glück noch eine Tischreservation im Restaurant Carne an der Kloof Street erhalten. Das winzige Restaurant trägt seinen Namen (Carne = italienisch für Fleisch) nicht zu unrecht. Auf einer grossen Platte werden uns die verschiedenen Fleischsorten und Steaks im rohen Zustand erklärt, was die Auswahl jedoch nur minimal erleichtert. Am Ende sind wir beide aber sehr zufrieden mit unserem Dinner. Flo wählt ein Hanger Steak und ich einen Beef Burger. Zum Dessert gibt es noch Chocolate Fondant und wir zwei sind sehr glücklich und zufrieden mit der Welt.

Flo auf dem Lions Head
Flo auf dem Lions Head

Tag 5

Heute steht mein Friseurtermin an! Nach langer Recherche im Internet nach dem "besten Friseur in Kapstadt" habe ich mich für den Salon Muse an der Kloof Street entschieden und dort einen Termin bei der Salonbesitzerin ausgemacht. Bianca und ich einigen uns schnell auf einen neuen Haarschnitt (mehr Stufen und insgesamt etwas kürzer - muss ja noch ein paar Monate halten). Sehr zufrieden mit meinem neuen Haarschnitt (für nur 20 Euro) verlasse ich den Friseur. 

Über den Mittag bleibe ich in der Wohnung, mache nochmal Wäsche und telefoniere mit meiner Freundin, während Flo den Berg Lions Head besteigt. 

Segeln für Anfänger
Segeln für Anfänger

Am Nachmittag haben wir wieder gemeinsames Programm: Mit einem Abstecher und spätem Lunch über die Waterfront fahren wir mit dem Taxi zum Royal Yacht Club von Kapstadt.

Vor zwei Wochen wurden wir von einer Campingplatz-Bekanntschaft spontan eingeladen mit ihnen in Kapstadt segeln zu gehen. Dieses Angebot nahmen wir natürlich sehr gerne an, auch wenn wir beide zuvor noch nie auf einem Segelschiff waren.

Die Szenerie "unzählige Boote segeln dem Sonnenuntergang vor Kapstadt entgegen" ist absolut einmalig. Leider kann ich den ganzen Trip aber nur eingeschränkt geniessen, da mir bei der ersten Schräglage des Schiffes extrem übel wird. Als Gegenmassnahme werde ich ans Steuerrad gestellt mit der Aufgabe Punkte am Horizont zu fixieren, was ein wenig hilft. 

Handarbeit bei Isuna
Handarbeit bei Isuna

Tag 6

Heute müssen wir Kapstadt leider schon wieder verlassen - unglaublich wie schnell die Tage hier vergingen.

Bevor wir uns auf den Weg zu unserer nächsten Unterkunft in Simones Town machen, gibt es einen Abstecher zu einer Keramik-Fabrik. Mir waren schon oft die wunderschön und farbenfroh bemalten Tassen und Schüsseln von Isuna in den Touristengeschäften aufgefallen. Nach einer Internetrecherche fand ich heraus, wo die Produkte hergestellt werden und schrieb an die Managerin der Firma. So kam es dazu, dass ich eine kleine private Bestellung aufgab und ein Treffen vor Ort vereinbarte. Es ist absolut toll zu sehen, wie die Keramikprodukte von Hand bemalt werden und wie viele aufwendige Schritte zur Herstellung nötig sind. Am Ende wird natürlich noch etwas mehr als nur meine Bestellung bei der herzlichen Neo gekauft. Unsere Einkäufe müssen an dieser Stelle allerdings geheim bleiben... Weihnachten und so ;)

 

Meine Gedanken zu Kapstadt

Kapstadt ist so grundlegend anders als Johannesburg. Und obwohl mir dies verschiedene Menschen bereits im Voraus sagten, war ich doch von dem grossen Unterschied erstaunt. 

Johannesburg hat mich positiv überrascht. Diese Stadt, von der man selten etwas Gutes hört, komplett im Wandel, mit seinen herzlichen Bewohnern, die allen Nichtigkeiten trotzen und mit einer grossen Selbstverständlichkeit in einer Stadt leben, die ohne Meer, See oder Fluss auskommt und trotzdem ein riesiges wirtschaftliches Zentrum erschaffen hat. Johannesburg ist riesig. Immer mehr Vorstädte wachsen an die Stadt heran, die sich damit immer weiter ausdehnt. Es gibt an allen Ecken etwas zu bauen, das Leben in der Innenstadt ist hektisch, dreckig, laut, aber genau das macht Joburg aus. Diese Energie, die von allem ausgeht. 

Kapstadt hingegen scheint sich gefunden zu haben. Eine Stadt, deren Grenzen wohl definiert sind, durch die Berge, die Kapstadt umarmen. Das Meer lässt den Kapstädtern aber doch genug Freiraum, um sich nicht eingeengt zu fühlen. Kapstadt ist im Vergleich zu Johannesburg und auch zu Durban sehr viel unafrikanischer. Der europäische Einfluss ist deutlich im Stadtbild zu erkennen.

Wenn Johannesburg mich überrascht hat, dann hat Kapstadt mich wohl beeindruckt und berührt. Diese einmalige geographische Lage, die schönen Gebäude, das geregelte Stadtleben (erstaunlich ruhig für eine so grosse Stadt in Afrika) und die vielen verschiedenen Kulturen, die hier alle miteinander leben. Im Stadtteil Clifton, direkt am Meer gelegen, haben wir die teuerste Wohngegend Südafrikas gesehen mit einer Strandpromenade, die eher an die amerikanische Westküste passt, als nach Südafrika. Und gleichzeitig ist auch hier in dieser wunderschönen Stadt so viel Armut. Vielleicht ist es mir in Johannesburg nicht so stark wie hier aufgefallen, weil ich mich nicht zu Fuss durch die Innenstadt bewegt habe, vielleicht rechnet man in Joburg aber auch mehr damit, als hier in Kapstadt. Auch auf dem Land sehen wir jeden Tag Armut, aber die Menschen arrangieren sich damit und es gibt meist ein starkes Familiennetz, welches das Schlimmste verhindert. In Städten fehlt dieses Netz meistens und man begegnet Menschen, die sich scheinbar aufgegeben haben.

 

Kapstadt bei Nacht
Kapstadt bei Nacht

Es gab viele Szenen, die ich noch lange vor meinem inneren Auge sehen werde und mit denen ich nur schwer umgehen kann im Angesicht von all dem Luxus, den wir Tag für Tag haben: Menschen, die Abfälle direkt aus den Mülltonnen essen, die nicht nach Geld, sondern nach Essen betteln und sich über ein Stückchen altes Brot riesig freuen. Das Geräusch von einem Mann der ohne Vorwarnung einfach der Länge nach einige Meter vor uns mit dem Gesicht auf die Strasse fällt, eine Reiseleiterin, die ihre erschrockenen Touristen wegscheucht und Flo und ich in kompletter Schockstarre. Ich wusste nicht einmal mehr die Nummer vom Notarzt und ich bin einfach auf der Strasse stehen geblieben, damit er nicht vom nächsten Auto überfahren wird. Zum Glück kam in der nächsten Sekunde ein junger Mann angerannt, der den Kopf des Gestürzten hochhielt und mit ihm redete. Er blutete im Gesicht und seine Augen verrieten, dass er wahrscheinliche harte Drogen genommen hatte. All das geschah innerhalb von wenigen Sekunden und doch kam es mir vor wie Stunden. Der Notarzt wurde gerufen und ich fühlte mich mehr überflüssig als hilfreich, weshalb wir weiter gingen. Ich konnte meine Tränen kaum zurückhalten.

Lange diskutierten Flo und ich darauf hin, ob wir in so einer Stadt leben und all dies täglich sehen könnten. Gewöhnt man sich jemals daran? Natürlich sehe ich auch Armut in der Schweiz und in Deutschland, doch nie in so extremer und hoffnungsloser Form.

 

Mir ist es sehr wichtig auch diese Erlebnisse und Gedanken mit euch zu teilen, weil sie zu Südafrika dazu gehören und ich nicht so egoistisch sein kann und vor ihnen einfach die Augen verschliesse.  

 

Herzliche Grüsse,

eure Anika

 

Wir fangen mit diesem Blogeintrag an die wichtigsten Infos zu den Orten und Aktivitäten, die wir besucht haben, zusammenzufassen und diese direkt zu verlinken.

Infos zu Kapstadt: 
Unsere Airbnb Wohnung - 35 CHF Reiseguthaben bei Airbnb erhalten über diesen Link!

Hop On Hop Off-Bus

Tafelberg Cable Car (zum Tickets im Voraus kaufen)

Restaurant Carne

Botanischer Garten Kirstenbosch

Friseur Muse 

Isuna Ceramics

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Kommentare: 2
  • #1

    gatasa (Freitag, 18 November 2016 07:10)

    Als Nutzer der ersten Stunde eures Blogs bin ich begeistert über eure Berichte, Fotos und Videos. Auch kann ich die Eindrücke von Anika über Kapstadt so gut nachvollziehen.
    Ich freue mich auf jeden neuen Post.

  • #2

    Caroline (Freitag, 18 November 2016 21:12)

    Ich bin begeistert von eurem Blog und freue mich über jeden neuen Beitrag.
    Die Seite ist richtig professionell, grosses Kompliment!
    Ich finde es super, dass ihr jetzt auch noch die Links dazuschreibt.
    Herzlichen Dank und weiterhin eine gute Reise!