Unser Nachtrag zu den drei Wochen im Januar. Teil 1 mit Ausflügen in Gauteng und KwaZulu Natal (St. Lucia und Rhino-Nationalpark) folgt hier:
Mathis ist wieder in Deutschland und unsere letzten knapp drei Wochen in Südafrika zu Zweit laufen an - danach beginnt schliesslich die Reise mit meiner Familie.
Für den Januar resp. die Zeit nach den südafrikanischen Schulferien haben wir bewusst nichts im Voraus gebucht, damit wir flexibel und nach Lust und Laune dorthin können, wo wir es sonst eben nicht hin geschafft haben.
Es scheint sich allerdings in den letzten Jahren einiges getan zu haben, denn viele Menschen scheinen den Januar als guten Reisemonat entdeckt haben. Schon die ersten paar Ziele gestalten sich als nicht so einfach zu buchen (v.A. im höherpreisigen Sektor ab 100€ pro Nacht/DZ). Campingplätze buchen ist hingegen kein Problem - es ist ja auch Regenzeit. Wir entscheiden uns für eine Tour durch KwaZulu-Natal, Swaziland und den südlichen Krüger Park.
Bevor es los geht gibt es allerdings erst noch einen Service für Heinz (mittlerweile sind wir bei knapp 20’000km) und damit mehr Zeit um Johannesburg zu geniessen. Diese Zeit wird uns ein wenig unfreiwillig verlängert, da die geplanten Campingnächte in Giants Castle/Drakensberge schon wieder ins Wasser fallen. Zum wiederholten Male regnet es einfach durchgehend genau dann, wenn wir dort in die Berge möchten. Wir besuchen dafür (endlich) die Cradle of Humankind und die Sterkfontein Caves nördlich von Johannesburg. Definitiv empfehlenswert. Vor allem das Besucherzentrum/Museum ist sehr modern, interaktiv gut gestaltet und bietet nicht nur für Kinder und Schulen viel. Unsere Führung durch die Höhlen stellt sich vor allem dank unserem Guide Steven als spannend und unterhaltsam heraus. Die Höhlen sind auch eine absolute Empfehlung für einen (Halb-)Tagesausflug in der Kombination mit der Cradle of Humankind. Tags darauf sind wir noch eingeladen bei einem deutschen Auswanderer-Paar, verbringen einen sehr netten Abend in Nord-Randburg und entdecken bereits einige gemeinsame Bekannte im südlichen Afrika, auch hier ist die Welt manchmal klein.
Wir verabschieden uns vorerst von Thomas & Sibylle und unserer Airbnb Wohnung in Johannesburg (wir kommen vor Ende der Reise allerdings noch einmal wieder) und haben einen langen Fahrtag vor uns, da wir durch das Auslassen der Drakensberge bis nach St. Lucia fahren. Es regnet häufig und die Fahrt ist vor allem ab Mpumalanga anstrengend mit viel «Langsamverkehr». Prompt passiert es natürlich, dass wir an einer absolut übersichtlichen Stelle (geradeaus, Hügel abwärts) einen schleichenden Bus überholen und 150m später von der Polizei (hinter einem Busch versteckt) angehalten werden. Dort wo wir überholten war die Linie noch durchgezogen… Diskussionen sind überflüssig beziehungsweise bringen nichts, auch der Hinweis auf die gute Sicht und die kurz darauffolgende Freigabe zum Überholen sind zwecklos und da erneut starker Regen einsetzt, wird mir hastig eine Busse von 2000(!) Rand ausgestellt. Da man in Südafrika grundsätzlich keine offiziellen Bussen auf der Strasse bezahlen soll, erhalte ich eine Zahlungsaufforderung, die bei Nichteinhalten in einem Gerichtstermin endet. Mit einem Blick auf das Papier erkenne ich, dass auf dem Strafzettel eine falsche Uhrzeit steht (bereits über eine halbe Stunde im Voraus erstellt), was den raschen Vorgang erklärt. Amüsanterweise ist, abgesehen von meinem Namen, in der Hast so ziemlich alles an Daten falsch geschrieben, inklusive Fahrzeug-Nummer, Adresse und Telefonnummer… na dann.
Ohne weitere ernsthafte Zwischenfälle kommen wir dann trotzdem bereits am frühen Nachmittag im Serene Estate Guesthouse in St. Lucia an. Den Übernachtungsort hat sich Anika ausgesucht (in Ermangelung an einigermassen modernen Alternativ-Unterkünften) und es entpuppt sich als ziemlich designter (oder auch überdesignet) Ort, der allerdings schon ein bisschen in die Jahre gekommen scheint. Die Gastgeber, ein holländischer Architekt mit seiner Frau, sind freundlich und organisieren uns für den nächsten Morgen eine Bootstour mit Shaka Barker und geben uns Restaurantempfehlungen für den Abend. Unsere Wahl fällt auf Braza (Flo) resp. Oceans Basket (Anika), die eine gemeinsame Lokalität im Ortszentrum haben, etwa 10 Minuten zu Fuss von dem Guesthouse entfernt. Mein Fleischspiess ist sehr lecker, Anikas Fish ‘n Chips schmecken ihr nicht wirklich.
Hippos sehen wir auf dem Heimweg entlang den Strassen übrigens keine, aber dafür tags darauf auf unserem Boot-Trip. Pünktlich abgeholt entspannen wir auf den Wasserwegen um St. Lucia beim Hippo-Watching. Die Tour ist abwechslungsreich und schön klein gehalten (wir sind zu acht auf dem kleinen Boot), während die vergleichsweise riesigen Doppeldecker von Ezemvelo & co. viele dutzend Touristen herumschippern. Nur das «aus Versehen über ein Hippo fahren» reduziert dann das Trinkgeld unseres Guides. Wir haben keine Ahnung wie er das arme aufgeschreckte, aber offensichtlich unverletzte Tier einfach übersehen konnte!?
Den restlichen Tag verbringt Anika in Ruhe im Guest House, während ich einen längeren Spaziergang durch und um St. Lucia mache. Auffallend sind neben der schönen Natur vor allem auch die vielen Bagger und Baumaschinen, die den Meerzugang der Mündung wieder öffnen sollen. Nach einem weiteren leckeren Abendessen gibt es ein kleines Birding-Highlight am späten Abend: Im Garten kann ich recht lange einer African Wood Owl zuschauen, die im Scheinwerferlicht der Gartenbeleuchtung ein Insekt nach dem anderen fängt.
Tags darauf geht es im Regen weiter nach Cape Vidal. Leider bleibt es durchgehend nass, so dass wir auf der Fahrt neben Hippos nicht viel sehen und bei den Aussichtspunkten nicht lange verweilen. Am Ziel angekommen beziehen wir unseren Campingplatz (egal wo, da sowieso nur wenig Betrieb) und machen einen Spaziergang zum Meer. Das Wind-Regen-Sand-Gemisch fühlt sich wie Schleifpapier auf der Haut an und wir verbringen die restliche Tag in Heinz. Auch das Abendessen wird im aufkommenden Regen hektisch zubereitet und dafür umso gemütlicher im trockenen Zelt genossen. Cape Vidal verlassen wir am nächsten Tag in ein wenig besserem Wetter, aber so richtig schön will es einfach nicht werden. Auf den Game Drives entlang den Dünen und bis nach St. Lucia zurück haben wir zwar eine wunderschöne und abwechslungsreiche Kulisse, aber wildtierreich ist anders. Viel mehr als ein paar Kudus und Büffel sehen wir nicht.
Es geht direkt weiter in den Hluhluwe-Imfolozi GR, entlang von unzähligen kleinen Siedlungen, Häusern und Menschen bis direkt an die Parkgrenze. Das ist Siedlungsdruck, wie man ihn um die anderen Nationalparks herum kaum sieht. Auch die kommenden Tage «trübt» noch so manches Haus am übernächsten Hügel den Blick in die Ferne. Obwohl der Park mit seinen fast 100'000 Ha riesig ist, fällt es einem deutlich schwerer ein «Out in the Wild»-Feeling zu spüren.
Im Park dauert es nicht lange bis wir die ersten White Rhinos sichten (es sollen noch viele folgen – kein Wunder bei über 1600 im ganzen Park). Ansonsten ist nicht sehr viel los. Auf dem Picnicplatz geniessen wir die Aussicht und essen eine Kleinigkeit. Es windet auch hier so stark, dass uns teilweise der Lunch-Toast vom Teller fliegt. Via Mpila checken wir dann für das Nselweni Bush Camp ein. Wir haben die Hütte Nummer 10 mit River View, die zwar grundsätzlich wunderschön abgelegen liegt, aber leider auch ca. 200m weg vom Parkplatz… wer viel Gepäck hat oder nicht zu weit laufen möchte sollte lieber eine Semi-View-Unit oder eine normale Unit nehmen. Ausserdem hat man um ein «Conference»-Gebäude mit Küche/Lounge herum ein grossartiges Viewing-Deck, dass einen fantastischen Blick über den Black Imfolozi ermöglicht.
Da es früher Nachmittag ist, machen wir uns noch auf einen Game Drive im Imfolozi-Bereich auf. Dabei gilt es zu sagen, dass die Zufahrt zum Nselweni-Camp ca. 10-15min über eine ausgewiesene 4x4-Strecke führt. Nichts dramatisches, aber teilweise sehr ruppig und hohe Bodenfreiheit ist notwendig. Wir entscheiden uns für den Sontuli Loop und sind froh um unseren 4x4. Nach den Regenfällen der letzten Tage sind die Strassen teilweise extrem rutschig, haben grosse Potholes und sind nicht immer angenehm zu fahren. Auch hier treffen wir wieder viele Rhinos an, ein Junges springt uns sogar vor Heinz’ Bullbar, so dass wir kräftig in die Bremsen müssen. Und zum Sonnenuntergang sehen wir kurz nach Mpila wieder auf der Teerstrasse noch einen Elefanten, der scheinbar mit uns den orange-rosaroten Himmel bestaunt. Natürlich wird gebraait, es regnet zur Abwechslung mal abends nicht und die Hütte ist zwar klein aber gut und recht modern ausgestattet.
Am nächsten Tag ist ein Drive in den Hluhluwe-Teil des Parks angesagt, unter der Hauptstrasse hindurch und die Hügel rauf und runter. Wir treffen unterwegs nicht besonders viele andere Gäste an, dafür etliche Baufahrzeuge, Park-Vehicles und auch einige Ranger zu Fuss. Dazu gibt es vor allem «Grau-Matsch-Tiere»: Rhinos, Warzenschweine, Büffel und Elefanten.
Wir haben ausserdem Glück und sehen die Wildhunde bei der Frühstückspause auf der Teerstrasse aus nächster Nähe, was ausser uns allerdings nur wenige zu interessieren scheint, die meistens versuchen durchzudrängeln um dann weiter zu fahren. Ein Stopp wird noch beim Thiyeni Hide eingelegt, der hübsch gemacht ist und Büffel & Warzenschweine bietet. Nur der Eingang ist etwas kompliziert via Picnic-Platz und gefühlt mehrere hundert Metern Fussweg. Zur Mittagspause geniessen wir das gute Wetter und die Aussicht im Hilltop Camp, wo sich bei unserer Ankunft gerade mehrere Gäste über den miserablen Service im Restaurant beschweren und ohne Bestellung/Bezahlung wieder gehen (es stehen ca. 10 Angestellte an der Bar und plaudern während sich niemand um die 2-3 besetzten Tische kümmern will). Wir erwischen zum Glück gerade eine Angstelle und erhalten unser Essen in akzeptabler Zeit. Qualität und Preis lassen aber zu wünschen übrig.
Zurück auf dem Loop dem Hluhluwe entlang, entdecken wir vier Nashörner aus nächster Nähe beim Schlammbad, in dem Moment als eine Wagenlänge ohne Büsche uns die Sicht freigibt. Drehen, Wälzen, Einbuddeln, die Rhinos geniessen es so richtig und stampfen eins nach dem anderen nach etwa dreissig Minuten direkt vor unserem Auto zurück in das Dickicht. Eins bleibt länger stehen und beobachtet uns/Heinz. Vermutlich beurteilt es unsere Bullbar auf die Tauglichkeit zum Dreck-Abscheuern, kommt aber zum für uns glücklichen Schluss, dass die Büsche daneben geeigneter sind und zieht von dannen.
Nachmittags zurück im Camp lassen wir es gemütlich angehen, mittlerweile hat es zwei weitere Gäste und auf der Terrasse kommen neben Trumpeter Hornbills abends sogar die Rhinos auf unserer Seite des Flusses zu Besuch, keine 5 Meter hinter dem Zaun, wow!
Auf dem Weg zu unserer nächsten Destination (Swaziland), fahren wir via Memorial Gate aus dem Hluhluwe-Imfolozi heraus, sehen die Wildhunde nochmals, dazu viele Zebras, Giraffen und einige Elefanten. Ich würde den Park nicht zu den besten in Südafrika zählen, jedoch bietet er landschaftlich eine schöne Abwechslung zu den Parks am Kap und dem Krüger. Und wer Nashörner sehen möchte, kommt hier garantiert auf seine Kosten!
Gruess,
Florian
Kommentar schreiben