Weihnachten rückt immer näher und damit auch die vorlesungsfreie Zeit in der Uni, die mein Bruder Mathis dazu nutzt uns für drei Wochen in Südafrika besuchen zu kommen.
Ich freue mich schon seit Beginn unserer Reise auf diese gemeinsamen Wochen und kann es gar nicht erwarten ihn endlich vom Flughafen abzuholen.
Dank selbst gebasteltem Plakat finden wir uns schnell in der Menschenmenge im Flughafen und ich bin wahnsinnig froh, dass alles gut geklappt hat und mein „kleiner“ Bruder gut in Johannesburg angekommen ist. (Mit seinen Flügen gab es im Vorfeld nämlich bereits unzählige Probleme - mit Turkish Airlines von Hamburg via Istanbul).
Wir starten anschließend sofort Richtung Panorama Route und haben auf der langen Autofahrt viel Zeit zum Erzählen.
Die ersten zwei Nächte werden wir auf dem Forever Resort Campingplatz an den Three Rondavels verbringen. Das Campingleben ist zu dritt fast noch angenehmer, da es zwei zusätzliche helfende Hände gibt und es sowieso lustig ist Mathis in all unsere Campinggewohnheiten einzuführen. Nur unsere Koffer müssen wir für die Nacht in die Fahrerkabine verfrachten, da Mathis auf der Matte schläft, die wir sonst als Kofferablage gebrauchen.
Vor Ort machen wir die Standard-Tour mit allen wichtigen Aussichtspunkten (Three Rondavels, Gods Window, Mac Mac Falls usw.). In Graskop essen wir Pancakes zum Mittag und kaufen ein paar Holzvögel.
Nach zwei Campingnächten folgt das krasse Gegenteil als nächste Unterkunft. Für drei Nächte haben wir uns in dem Privat Game Reserve Timbavati bzw. der Motswari-Lodge eingebucht und erleben hier Vollpension-Luxus und jeden Tag zwei geführte Game Drives. Flo und ich verbrachten bereits auf unserer letzten SA-Reise 2015 einige wunderbare Tage hier. Trotz Wechsel des Managements in der Zwischenzeit erwartet uns die gewohnte hohe Qualität im Service und vor allem beim Essen. Ein paar Abstriche müssen wir bei unseren Hütten machen, die zwar sehr angenehm nebeneinander liegen, aber durchaus sauberer hätten sein können. Außerdem hat Mathis in der ersten Nacht mit einem Eichhörnchen unter seinem Bett zu kämpfen. Natürlich ist das Meckern auf sehr hohem Niveau, aber in der Preiskategorie erwarte ich ein sauberes Zimmer ohne Staub und tote Fliegen auf dem Bett.
Auch mit unseren Game Drives sind wir nicht 100%ig zufrieden, da unser Guide Angie mehr mit dem ständigen Funkkontakt zu anderen Guides beschäftigt ist, als uns auch mal andere Tiere - neben den Big Five - zu zeigen bzw. dafür anzuhalten. Der ganze Game Drive war sehr auf die Big Five ausgerichtet, die wir während unseres Aufenthalts tatsächlich auch alle gesehen haben. Natürlich ist das großartig und wir hatten einige wirklich atemberaubende Momente dabei, z. B. in einer großen Elefantenherde mit Babys stehend. Trotzdem finden wir es schade, wenn allen anderen Tieren (oder auch Bäumen und Pflanzen) nur wenig oder gar keine Aufmerksamkeit geschenkt werden - auch nicht nachdem wir anfangs ausdrücklich sagten, dass uns auch die kleineren Dinge im Busch interessieren. Nun ja.
Insgesamt haben wir die Zeit in Motswari aber sehr genoßen und dort auch den Heiligabend verbracht - für Weihnachten war allerdings auch über ein Jahr im Voraus kein Platz mehr zu kriegen.
Am ersten Weihnachtsfeiertag fahren wir weiter in den vollen Krüger Nationalpark ins komplett ausgebucht Lower Sabie Camp. Aufgrund der Besuchermassen haben wir einige Maßnahmen ergriffen, die sich als durchaus sinnvoll herausstellten:
Morgens die Gate-Öffnungszeit voll ausnutzen und um 4:30 Uhr zum ersten Gamedrive aufbrechen. Damit haben wir eine Stunde Zeit bis die äußeren Gates geöffnet werden und die endlose Autokarawane in den Park strömt. Außerdem fahren wir morgens extra weit von allen äußeren Gates weg, damit die Tagestouristen möglichst lange brauchen, um auf unsere Route zu stoßen. Außerdem nur abends im Restaurant essen gehen, wenn die Tagesgäste den Park wieder verlassen müssen und die meisten Übernachtungsgäste (viele Südafrikaner) selber grillen. Diese Maßnahmen sollten unbedingt beachtet werden, wenn man ein Minimum an Ruhe im Park genießen möchte, zumindest im volleren südlichen Teil des Parks. Die Chancen auf eine Tiersichtung (außerhalb von einem Löwen, der vor 20 Minuten mal hier gewesen sein soll und es stehen immer noch 10 Autos an der Stelle) oder einem freien Restauranttisch sinken ansonsten dramatisch.
Nach dem Lower Sabie Camp mit allen Annehmlichkeiten wie Restaurant, Shop, Waschmaschine usw. sind wir für die nächsten zwei Nächte im Tamboti Tented Camp eingebucht. Hier gibt es nur ein paar Zelthütten und ansonsten ganz viel Natur. Ich bin zugegebenermaßen kein großer Freund dieser Unterkünfte, weshalb ich die erste Nacht zusammen mit Mathis in Heinz schlafe. Hier weiß ich was ich habe und davon sind Krabbeltiere und unbequeme Betten ausgenommen. In der zweiten Nacht kommt nach den kleinen Schauern der letzten Tage endlich der grosse Regen, was uns im Zelt zu dritt allerdings nicht stört. Am nächsten Morgen machen wir uns auf den Weg Richtung Norden und sind schon wenige hundert Meter vor dem Timbavati Picnic-Spot, als wir vor einer Flussdurchfahrt stehen, die wir Heinz nicht zumuten möchten. Auf den gut 30km davor waren zwar schon auch einige Wasserquerungen dabei, aber dort war alles noch im machbaren Bereich. Es hilft nichts, wir fahren den ganzen Weg zurück und ein Umweg via Satara ist nötig. Leider sehen wir auch nur wenig während dieser Zeit, fast alle Loops sind gesperrt (unsere Strasse mittlerweile auch, wie wir danach feststellen).
Weitere Camps, in denen wir im Krüger eine Nacht verbringen sind das Olifants und Shingwedzi Camp. An beiden Orten jeweils in Hütten, wobei die Hütte im Olifants Camp Blick auf den Fluss hat und wir auf der zugigen Terrasse einen schönen Ausblick genießen können. Nur das Wetter will weiterhin nicht so wirklich mitspielen, es regnet und nieselt fast ständig. Mit dem Olifants Camp können wir uns trotz des super Ausblicks auch beim wiederholten Besuch nur mittelmässig anfreuden. Die Hütten wirken vergleichsweise sehr abgewohnt und das Restaurant ist trotz Mugg & Bean in Sachen Service, Sauberkeit & Qualität weit von dem z.B. in Lower Sabie entfernt. Die ewig lange Wartezeit an der Reception und die extrem pingeligen Mitarbeiter beim Ausfüllen des "Swimming Pool Indemnity Form" (bei einer Übernachtung mit max. 20°C, Nebel und Nieselregen) helfen auch nicht den Eindruck zu bessern. Während diesen Tagen sieht unser Tagesablauf immer ähnlich aus. Recht früh zum ersten Morning Game Drive losfahren, frühstücken und dann ggf. mit gepackten Koffern weiter durch den Park fahren. Abends wird dann meistens ausgiebig gegrillt. Insgesamt sehen wir während diesen Tagen als Selbstfahrer im Krüger Park unglaublich viele Tiere - eigentlich alles was man sich nur wünschen kann (von einem Aardvark, Pangolin oder Stachelschwein mal abgesehen). Besser hätten wir es für Mathis also nicht arrangieren können. ;)
Als vorletzten Stopp im Krüger Park haben wir uns für Silvester und Neujahr das Return Africa Pafuri Camp ausgesucht. Das Camp hat erst 2015 nach einer großen Überschwemmung neu eröffnet und hat mich bereits im Vorfeld mit der nicht nur auf Fotos sehr schönen Einrichtung beeindruckt. Der nördliche Teil des Krügers unterscheidet sich sehr zum Süden des Parks. Hier sind keine Touristenmassen mehr anzutreffen, denn die Big 5 zu sehen ist sehr schwierig. Dafür besticht besonders die Pafuri-Region durch wunderschöne Vegetation und großartige Landschaften. Dieses Gebiet ist meiner Meinung nach bisher vollkommen unterschätzt und sollte von viel mehr Touristen besucht werden.
Zurück zum Camp: Untergebracht sind alle Gäste in Zelten. Obwohl „Zelt“ dafür eigentlich viel zu primitiv klingt. Wir haben zwei sehr schöne Schlafzimmer, ein Bad mit abgetrenntem WC und Dusche (innen und außen) plus eine Terrasse mit Flussblick. Für uns zu dritt ist dieses Familienzelt besonders passend.
Über einen langen Boardwalk, auf dem es auch schon viel zu beobachten gibt, gelangen wir zum Hauptbereich der Lodge mit dem Essen-Bereich, Lounge und Pool.
Bald nach unserer Ankunft brechen wir zum ersten der Game Drives auf, welche wie in Motswari im Preis inklusive sind. Als unser Guide Vongani uns wie gewohnt nach unseren Vorlieben für den Game Drive fragt und wir wie gewohnt antworten uns besonders für die kleinen Dinge im Bush zu interessieren, erlebe ich zum ersten Mal einen Guide, der auf diese Aussage begeistert reagiert. Dafür seien wir hier genau am richtigen Ort und er würde uns viel über die Pflanzen und Bäume erzählen können. Und das tut Vongani dann auch. Wir haben wunderbare Game Drives mit ihm, in denen er uns alles mögliche im Busch erklärt. Für mich als Ethnologin besonders spannend sind die Geschichten zu der Vergangenheit dieses Gebiets. Die Makuleke-People, denen Vongani auch angehört, wurden in der Apartheid von ihrem Land vertrieben, erhielten es aber 1996 zurück und entschieden das Land dem Nationalpark zur Verfügung zu stellen. Außerdem zeigt Vongani uns unglaublich schöne Orte, wie den Fever Tree-Wald oder den Aussichtspunkt Lanner Gorge. Diese Fahrten sind der Beweis, dass man für einen guten Game Drive nicht die Big 5 vor der Kameralinse braucht, sondern einen motivierten Guide mit viel Wissen zu allen Lebewesen im Busch, welches er gerne mit seinen Gästen teilt.
Nach dem Game Drive gibt es immer etwas zu essen, Dinner oder Frühstück, womit wir an unserem einzigen Kritikpunkt vom Pafuri Camp angekommen wären. Das Essen, besonders am Abend, ist einfach nicht dem Standard einer solchen Lodge entsprechend. Es war sehr einfach, fast schon billig gehalten und schmeckte uns allen nicht besonders gut.
Davon abgesehen hatten wir im Pafuri Camp eine unvergessliche Zeit, auch mit Nachmittagen am Pool und natürlich Silvester... Obwohl wir ehrlich gesagt den Jahreswechsel schlicht weg verschlafen, denn am nächsten Morgen heisst es um 5:00 Uhr ja auch wieder aufstehen zur nächsten Entdeckungsreise durch den Busch.
Die Pafuri Area hat sich auf jeden Fall einen Platz in meinem Herzen erobert und es steht bereits jetzt fest, dass Flo und ich sehr bald schon an diesen Ort zurückkehren werden.
In unserem zweiten Blogartikel zur gemeinsamen Reise mit Mathis geht es noch weiter nach Tzaneen, in den Marakele Nationalpark und nach Johannesburg.
Bis dahin, liebe Grüße
Anika
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Coni (Sonntag, 22 Januar 2017 12:01)
Hoi zäme,
Die Tieraufnahmen sind ja wunderbar - es scheint fast, dass ihr in einem Zoo seid - soviele und Arten. Wie habt ihr den Leoparden in der Nacht gesehen/fotografiert? Angestrahlt mit Fernlicht von Heinz oder einer Spotlampe und der ist einfach geblieben? Die Aufnahme mit dem Leoparden am Boden, hervorlaufend aus dem Gebüsch gefällt mir ausgezeichnet.
Jetzt kommt bald die Zeit mit Eltern/Geschwistern von Flo und Simbabwe - ob ihr euer ehemaliges Zuhause noch erkennt ? Ob sich viel verändert hat? Bin gespannt.
Lieben Gruss aus der kalten CH, Coni
Flo (Sonntag, 29 Januar 2017 07:24)
Sali Coni,
Die Tierdichte im Krüger ist schon gewaltig - aber man sieht auf den Fotos natürlich nicht die Zeit, in der man eine Stunde im Zeug herum fährt und nicht mal eine Antilope sieht ;)
Auf jeden Fall ist der (südafrikanische) Sommer unsere Lieblingszeit hier! Und dass wir dabei dem kalten CH-Winter entfliehen ist auch ganz angenehm...
Der Leopard wurde mit einem Spot angeleuchtet, daher scheint die Szene dunkler als sie es tatsächlich war. Er war zuerst länger im Baum und danach ging er auf Pirsch während wir ihn im fahrenden Auto ein wenig verfolgt haben. Du siehst die Szene auch im Video, das wir vorhin hochgeladen haben ;)
In wenigen Stunden kommt der nächste Familien-Nachschub am Flughafen an, wir freuen uns auf die kommenden Wochen und ganz besonders auch Zimbabwe (als Neuland für Anika und als Wiedersehen für die Familie). Erkennen werden wir es sicher noch!
Gruss aus Johannesburg