Into the Wild mit Cedric: Start in Namibia

Es war Sommer 2017 und kein halbes Jahr vergangen seit der Rückkehr von unseren 180 Tagen Afrika, als ich bereits wieder am Pläne schmieden war. Botswana sollte bei dieser Reise vor allem im Fokus stehen. Einerseits hat mich diese Wildnis sehr fasziniert, andererseits hat der sinnflutartige Regen auf der Familienreise zwar für viel Abenteuer gesorgt, jedoch blieben die eigentlichen Reiseziele damals ein wenig auf der Strecke. Moremi und die Pans - das liess mich nicht los. Dieses Mal sollte es aber im September nach Botswana gehen - bei Trockenheit. Da Anika sich klar dagegen stemmte ("zuviel Wüste") fragte ich spontan Cedric an, der uns bereits in Plettenberg besuchte

Da das Western Cape ja nicht wirklich Afrika ist, blieb da noch Luft nach oben. Ihm gefiel der Vorschlag auf Anhieb, die Präsentation unserer Reise machte Lust auf mehr und Safari ist ja ansteckend. Dazu ein wenig Campingurlaub in der Wildnis, Dünen in Namibia und - wichtig für Cedric - angenehmes (lies: nicht zu heisses) Klima im September - das passt! Die Reise war eine abgemacht Sache, zwischen zwei Geburtstagen wurden Anfang September knappe drei Wochen Zeit dafür gefunden, die Flüge gebucht und anschliessend nach einer Partie Tennis und einem guten Essen die grobe Route herausgearbeitet.

In der weiteren Detail-Planung  und Buchung überliess mir dann Cedric freie Hand, sei es aus Zeitmangel oder aus reinem Vertrauen ;)

Da Cedric die Dünen bei Sossusvlei besuchen und ich das Moremi Game Reserve und die Pans auf dem Programm haben wollte, ergab sich dann auch relativ einfach die Reiseroute und die Erkenntnis, dass es vermutlich einige Fahr-Kilometer werden würden. Ebenfalls begeistern für den Plan konnte ich unseren Freund und Guide Andrew, der uns auf der Reise begleiten sollte. Dies hatte wiederum eine entsprechende Mietwagenauswahl zur Folge, die für einmal nicht auf Bushlore, sondern auf Savanna Car Hire aus Windhoek fiel. Einerseits waren die Preise vergleichbar, andererseits die Bewertungen und Empfehlungen gut und ebenfalls wichtig: Sie haben einen Hilux Bushcamper im Angebot, der noch ein wenig Offroad-tauglicher und kräftiger als unser Heinz ist. Eine gute Wahl, wie sich herausstellen sollte.

Geplant und gebucht wurde dann schliesslich folgende Tour:

  • Flug mit Air Namibia ab Frankfurt nach Windhoek
  • 1. Nacht spontan entschieden für Rooiklip Guest Farm/Felsen Camp (Camping)
  • 2N Sossus Dune Lodge, Sesriem (ursprünglich ausgebucht und Sossus Campsite gebucht, 4 Tage vor Abflug per Zufall nochmals geprüft und eine frei gewordene Hütte gebucht)
  • 1N Mata-Mata, Kgalagadi Transfrontier Park (Camping)
  • 2N Nossob, Kgalagadi Transfrontier Park (ursprünglich Camping gebucht, einige Wochen vor Abflug per Zufall auf das Family Chalet umbuchen können)
  • 1N Mpayathutlwa Reserve Campsite, Mabuasehube Section (Camping)
  • 1N Kalahari Rest, Kang (Camping)
  • 1N Island Safari Lodge, Maun (Chalet)
  • 2N Third Bridge, Moremi (Camping)
  • 1N Khwai North Gate, Moremi (Camping)
  • 1N Tiaans Camp, Khumaga (Chalet)
  • 1N Tree Island, Magkadigkgadi NP (Camping)
  • 1N Kubu Island (Camping)
  • 1N Khama Rhino Reserve (Camping)
  • 2N Motswiri Safari Lodge, Madikwe PGR (Lodge)
  • und anschliessend wieder zurück ab Johannesburg via Windhoek nach Frankfurt.

Für die Buchungen der Campsites in Botswana habe ich wieder die Buchungsagentur Botswana Footprints angefragt, was sich erneut als gute und zuverlässige Variante herausstellte.

 

Eine knappe Woche vor Abflug meldete sich Andrew mit einer schlechten Nachricht - seine Frau ist im Spital und muss mehrere Wochen dort bleiben. Die Tour mit uns musste er leider absagen. Natürlich schade, aber verständlich. Zum Glück geht es ihr mittlerweile wieder besser.

 

Die letzten Reisevorbereitungen bei Cedric und mir liefen ein wenig unterschiedlich ab: Ich überlegte mir, wie ich all meine Sachen auf 23kg reduzieren kann; Cedric arbeitete so viel, dass sein Packen und Organisieren quasi am Morgen der Abreise stattfand. Es funktionierten beide Varianten, sodass es pünktlich los gehen konnte. Nun aber genug der Vorgeschichte. 

Wir trafen uns am Nachmittag am Bahnhof in Basel für den direkten Zug nach Frankfurt Flughafen, eine angenehme Verbindung ohne gröbere Probleme. Check-In war ebenfalls sofort erledigt. Danach gingen wir auch gleich durch die Security und fuhren mit der SkyLine am Flughafen ein wenig von einem Terminal zum anderen und zurück. Vor dem Boarding assen wir noch etwas und dann ging es auch schon zum Gate. Auffällig war dabei, dass sich im Wartebereich viele namibische Passagiere in prächtigen Uniformen, mit vielen Abzeichen und Frauen in schöner traditionellen Kleidungen befanden.

Aufgrund unserer Plätzen (wir hatten zwei Sitze aussen ganz vorne in der Economy Class) sassen wir dann prompt auch mitten in dieser Personengruppe, die, wie sich herausstellen sollte, eine Delegation von Namibiern und Deutschen bildete, welche die Rückführung von Überresten der Opfer des Genozids an den Herero und Nama begleiten, die Anfang des 20. Jahrhunderts aus "Untersuchungszwecken" nach Deutschland versandt wurden. Gefühlt die Hälfte aller Insassen im Flugzeug gehörten entweder dieser Delegation oder der begleitenden Medienschar an, jeder Platz war besetzt. 

Zu unserem Leidwesen stellten wir anschliessend fest, dass leider das Entertainmentsystem an Board nicht funktionierte. Es gab sogar gleich nach der Sicherheitseinweisung eine offizielle Meldung dazu seitens Boardpersonal (dort wurde von "some are not working" gesprochen, in Tat und Wahrheit funktionierte es bei rund 80% um uns herum nicht). Nun gut, wir bekamen die Zeit auch so rum. Wir waren beide müde und schliefen entsprechend viel bis wir morgens für das Frühstück geweckt wurden.

Kurz vor der Ankunft in Namibia wurde dann auch das Aussteige-Prozedere ausgiebig erläutert (und zweimal geändert). Man einigte sich auf: Zuerst dürfen die Medienschaffenden aussteigen, dann die normalen Passagiere, anschliessend die Delegation. Da um uns herum keine anderen normalen Passagiere waren, stiegen wir als erste aus und erhielten quasi fast einen Staatsempfang mit Teppich und einigen Blitzlichtern (aus Versehen oder weil die Fotografen noch am üben waren). Rundherum viel Blaulicht, Fahrzeuge, Persönlichkeiten, Autos. Wir durften hingegen auf dem winzigen Flughafen (Maun hat gefühlt einen grösseren Flughafen) zu Fuss quer über das Vorfeld die rund 500m zum Terminal laufen, durch die Zollkontrolle und unser Gepäck abholen. Letzteres brauchte ein wenig Zeit, aber da unser Abholservice von Savanna mit ein wenig Verzögerung ankam, passte dies recht gut. Kaum losgefahren standen wir allerdings bereits wieder am ersten Kreisverkehr im Stau. Die Delegation war soeben losgefahren und hatte natürlich Vortritt. Und das dauerte. Locker 100 verschiedenste Fahrzeuge von Polizei über Regierungswagen, Militär oder Minibussen, davon die meisten mit Blaulicht oder gar Sirenen, fuhren mit zackigem Tempo Richtung Windhoek. Wir sortierten uns dahinter ein. Die Fahrt nach Windhoek führte knappe 30 Minuten durchs Niemandsland. Die sonst übliche Polizeikontrolle gab es heute nicht und da die Delegation eingangs Windhoek eine andere Richtung als wir einschlugen, haben wir auf einmal freie Bahn. So schnell sei er diesen Weg selten gefahren meinte unser freundlicher Driver. Cedric döste knapp bis zu Savanna weiter, es war bereits jetzt klar wer von uns beiden am ersten Tag fahren würde ;)

Nach einigem an Papierflut bei Savanna durften wir dann unser Auto besichtigen - einen "Heinz Senior". Ein Toyota Hilux Bushcamper mit 3.0l-Motor (120kW) und in einer "Rugged"-Version als Automat, mit Seilwinde, grösseren Reifen, mehr Bodenfreiheit, Bullbar, Schnorchel und zusätzlicher Federung. Die Details wurden angeschaut, das Auto gefiel und war unserem Original-Heinz vom Typ her ja sehr ähnlich, auch was den Camperaufbau anging. 

An dieser Stelle darf ich vorwegnehmen: Der Typ Fahrzeug war perfekt für unsere Route, der Hilux sehr bequem, die über 50% mehr Leistung gegenüber dem 2.5er-Motor deutlich und angenehm spürbar, der Verbrauch allerdings auch ein wenig höher.

Weniger punkten gegenüber dem Original-Heinz konnten hingegen die Anordnung des Camperaufbaus und die Stauräume, sowie einigen weiteren Kleinigkeiten, aber das ist Jammern auf hohem Niveau. Dafür war die Platzierung des Kühlschranks auf der Rückbank möglich, was Game Drives ungemein angenehmer machte. Alles in allem eine sehr zufriedenstellende und lockere Übernahme, die rund 2 Stunden dauerte. Die Schlussrechnung ist allerdings im Moment noch offen, d.h. das Gesamtfazit zu Savanna folgt noch. Soweit ich es jetzt beurteilen kann, würde ich den Vermieter aber definitiv weiterempfehlen.

Mit dem Auto im gewohnten Linksverkehr ging es dann zur 5 Minuten entfernten Grove Mall, in der wir alles nötige (und unnötige) einkaufen konnten. Ein Mugg & Bean-Imbiss gab es ebenfalls. Einzig die Punkte "Stabfeuerzeug" (es gab nur normale Feuerzeuge an den Kiosken der Supermarkets), sowie "Tageskontaktlinsen" (gibt es in Namibia grundsätzlich nicht versicherte uns eine freundlich-bemühte Optikerin: "There is no market") waren nicht aufzutreiben.

Dafür einen stylischen Hut für Cedric, Biltong und ein wenig Alkoholika, nebst den drei Hauptnahrungsmitteln der kommenden Tage: Reis, Pasta und Fleisch. Okay, einige Saucen, Erbsen und sogar Früchte fanden ebenfalls den Weg in den Einkaufskorb, aber wir sind unkompliziert und mit wenig zufrieden. Enttäuschend übrigens der namibische Woolworths. Umso besser war dafür Checkers ausgestattet. Der Einkauf war um 14 Uhr getätigt und es konnte losgehen auf die Piste. Das war zwar eine Stunde später als ursprünglich geplant, aber noch im Rahmen, um die provisorisch gebuchte und favorisierte erste Unterkunft, die Rooiklip Farm, zu erreichen.

Nur wenige Kilometer ausserhalb der Stadt wurde die C26 zur Schotterpiste und so ging es mit rund 80km/h der Sonne entgegen Richtung Westen. Musik und die Känguru-Chroniken als Hörbuch waren, wie in den kommenden Tagen, die willkommenen Begleiter während der Autofahrt. Draussen wechselten sich die Sand- und Steinfarben in der kargen Landschaften ab, die Szenerie wirkte sehr faszinierend und teilweise unreal. Wie viel Cedric davon mitbekam, kann ich nicht beurteilen, aber zwischendurch genoss er es eher, den Sitz in beinahe Liegeposition zu stellen und Namibia mit geschlossenen Augen vorbeiziehen zu lassen. Ein erstes Highlight war der Gamsberg-Pass. Von einem Moment auf den anderen ist man im zerklüfteten Gebirge und schlängelt sich entlang der Hänge. Eine der schönsten Passfahrten, die ich im südlichen Afrika gefahren bin und das dann auch noch über x Kilometer und mit ziemlichen Höhendifferenzen - wow! Unsere Unterkunft Rooiklip Guest Farm war nach dem Pass auch nicht mehr weit entfernt, nach dem Abzweiger auf der C26 waren es 18km, von denen es die letzten neun jedoch nochmals ein bisschen in sich hatten. Nach einer Regenzeit hätten wir die Strecke kaum in einer guten Viertelstunde absolviert.

Hannelore und Frans, welche die Farm mit dem Gästehaus zusammen führen, hiessen uns freundlich und unkompliziert willkommen, erklärten uns kurz alles nötige und wiesen uns Campsite Nummer eins zu. Andere Campinggäste gab es keine, ein anderes Paar schlief in den Self-Catering Units. Wir entschuldigten uns, "bloss" zum Übernachten vorbeigekommen zu sein und dass wir von allen möglichen Hiking Trails und sonstigen Aktivitäten leider nichts mitmachen würden. Anscheinend sah man uns ein gewisses Schlafdefizit an, denn wir wurden verständnisvoll und mit dem Hinweis, das "Hauszebra" unterwegs weder zu streicheln noch zu füttern, wurden wir auf den nahe gelegenen Hügel geschickt, wo sich unsere Campsite befand - und was für eine das war! Halb verdeckt unter einem Fels, hübsch gemachter Feuerstelle mit Aussicht, Wasserbecken mit Warm- und Kaltwasser sowie Toilette und Open-Air-Warmwasserdusche... mehr kann man sich kaum wünschen. Wir sortierten erst mal unsere Einkäufe und das Gepäck, Cedric widmete sich anschliessend mit Begeisterung der Aufgabe "Feuer machen" und ich kümmerte mich um die Küche und die Zubereitung unserer ersten Mahlzeit.

Wir nahmen es gemütlich und ohne Hetze, genossen die Ruhe und die Aussicht und kurz vor dem Abendessen auch den wunderschönen ersten afrikanischen Sonnenuntergang der Reise. Unabhängig wie oft man schon zugesehen hat, es ist immer ein traumhaftes Erlebnis, wenn man sich dafür die Zeit nehmen kann und sieht, wie die Sonne Sekunde für Sekunde weiter hinter dem Horizont rot leuchtend verschwindet. Mit einer ersten Flasche Wein umso schöner und dem Duft des Grillfleischs in der Nase bei angenehm warmer und stiller Abendluft genau das Richtige für unseren Reisebeginn. Genau so hatte ich mir das vorgestellt und Cedric gefiel es offensichtlich auch. Nach dem Essen sassen und lagen wir auf den Steinbänken rund um das Feuer und beobachteten den hell erleuchteten Sternenhimmel. Da wir im Gegensatz zu Timon, Pumba und Simba den technischen Vorteil von Smartphones hatten, mussten wir nicht ganz so ratlos rätseln und erkundeten mit der App "Sky Guide" lange die verschiedensten Planeten, Sternzeichen und Himmelskörper. So gibt es neben Skorpion, Kreuz des Südens, Schütze oder Kranich doch tatsächlich auch das Sternbild der "Luftpumpe"!

Trotz Sternegucken und Philosophieren waren wir kurz nach 21 Uhr zum ersten Mal in unserem Bettchen. Cedric war sehr beeindruckt von meinen Einschlaffähigkeiten ("Gute Nacht und zehn Sekunden später warst du weg"), ich umgekehrt von seinen Ausschlaffähigkeiten - erst kurz vor 10 Uhr morgens folgte das Erwachen. Mit einem gemütlichen Frühstück mit Tee, heisser Schokolade, Nutella-Toastbrot und Fruchtsäften beliebiger Geschmacksrichtungen liessen wir es weiterhin gemütlich angehen, gingen Duschen und packten die Sachen zusammen für die nächste kurze Etappe nach Sesriem. Mit einer sehr willkommenen Schweizer-Dankes-Schokolade verabschiedeten wir uns von diesem traumhaften Fleckchen im Nirgendwo in Namibia und Cedric steuerte unseren Bushcamper entspannt und erholt Richtung Namib-Wüste. Auch wenn ich gerne fahre, gerade auf solchen landschaftlich attraktiven Abschnitten schätzte ich es sehr für einmal auf dem Beifahrersitz in Ruhe alles einsaugen zu können und maximal den Navigator zu geben (wobei das in Namibia ein dankenswerter einfacher Job ist... meistens zumindest).

Wir erreichten die Sossus Dune Lodge problemlos und wunderten uns beim Parkplatz nur darüber, ob man die 400m zur Lodge wirklich zu Fuss laufen soll? Aber da weit und breit niemand zu sehen war und nach zwei Stunden Fahrt wir die Füsse gerne kurz vertraten, spazierten wir hoch zur Lodge, um dort eine verdutzte und sich entschuldigende Managerin anzutreffen, die uns erklärte, dass der Shuttle-Fahrer gerade am Gepäck transportieren sei. Kein Problem für uns meinten wir, waren dann aber doch froh zu erfahren, dass es diesen Gepäckservice gibt, als wir die Hütte Nummer 23 zugeteilt bekamen, die locker nochmals so weit von der Reception entfernt lag. Die wirklich hübsch gemachten Hütten auf Holzplattformen hatten eine grosszügige Dusche, ein Bett mit viel Aussicht in Richtung tiefer Namib-Dünenwüste und einer Terrasse. Wir einigten uns auf eine knappe Stunde Ruhe, bevor es dann gegen 17 Uhr für einen Sonnenuntergangs-Drive zu den Dünen gehen sollte. Wir hatten uns zuvor über die Möglichkeiten von Ausflügen informiert. Uns waren aber die Abend- und Morgendrives für 700N$ zu teuer. Als "im Nationalpark" liegende Lodge gäbe es ausserdem als Spezialangebot auf Nachfrage die Möglichkeit, bis 2h nach Sonnenuntergang bei Sossusvlei/Deadvlei fotografieren zu dürfen - die Erlaubnis und die Fahrt dahin kostet pauschal 7'000N$. Das hätte ich zwar sehr gerne gemacht, denn die Nachtfotos in dieser Landschaft finde ich schlichtweg sensationell, aber einerseits ist das doch eine ordentliche Stange Geld (fast 500€), andererseits waren die Wetterbedingungen unklar, evtl. leicht bewölkt und nicht zuletzt müsste ich doch nochmals ein wenig im Voraus üben, um dann auch wirklich gute Bilder davon machen zu können.

Die zum Erklimmen ausgewählte "Düne 39"
Die zum Erklimmen ausgewählte "Düne 39"

Wir beliessen es also bei der Fahrt auf eigene Faust, aber ich entschied mich nicht die Düne 45 anzusteuern (wo 99% der restlichen Leute hinfahren), sondern irgendwo bei einer beliebigen anderen Düne anzuhalten. Einer möglichst hohen natürlich! Wir fuhren also los und bei der ersten geeigneten Düne nach ca. Kilometer 39 hielten wir an und machten uns auf den Weg dort oben unseren Sundowner zu geniessen. Barfuss ging es vom Fuss der Düne Schritt für Schritt aufwärts. Nicht ganz gemäss unserem Plan war allerdings die Tatsache, dass Dünen hochklettern so anstrengend ist. Verdammt anstrengend. Pro zwei Schritten aufwärts rutscht man einen wieder ab. Nach einer guten halben Stunde als die Sonne schon ziemlich knapp über dem Horizont war, befand ich mich gemäss GPS-Aufzeichnung zwar 250m höher, aber immer noch nicht ganz auf dem höchsten Punkt der Düne und ich war bereits ziemlich K.O. Cedric mühte sich derweil weit unterhalb von mir ab und befand sich noch nicht mal auf halber Strecke. Ausserdem kam ein Wind auf, der konstant und mit höher Geschwindigkeit über den Kamm peitschte und uns ein Sandstrahl-Peeling gönnte. Die Kamera war innert kürzester Zeit voller Sand und nach jedem Schluck Wasser aus der Flasche knirschte es zwischen den Zähnen. Es gab also schon Gründe, weswegen die deutlich flachere, nicht ganz halb so hohe und parkplatznahe Düne 45 für Sundowner ausgewählt wurde. Ich stieg wieder zu Cedric runter und irgendwo da auf der Düne genossen wir dann trotzdem unsern Sonnenuntergang. Beeindruckend war die Gegend allemal. Und als es nach dem Sonnenuntergang im Wind schnell kalt wurde, waren wir ganz froh darüber die Düne runterrennen zu können.

Eine Dreiviertelstunde später in der Lodge genossen wir dann ein vorzügliches Abendessen bei einer guten Flaschen Wein und schmiedeten Pläne für den nächsten Tag. Um 6 Uhr sollte es losgehen Richtung Sossusvlei und Big Mammy, anschliessend auf die andere Seite zum Deadvlei, dann zurück zur Lodge und abends als Highlight hatten wir uns kurzfristig für einen Rundflug über die Dünen entschieden.

Mit Breakfast-Paketen der Lodge ausgerüstet ging es noch im Dunkeln los. Wir waren offensichtlich aber nicht die ersten, auch wenn Gate Öffnung für die Allgemeinheit erst um 06:15 Uhr war. Es überholten uns immer mal wieder Autos, in erster Linie Kleinbussen mit Gruppen, die weitaus schneller als die erlaubten 60km/h fuhren, aber das kümmerte uns nicht gross. Ein wenig zum Schmunzeln waren da eher die - Entschuldigung - "typischen" Touristen mit dem üblichen 4x4- Toyota Hilux oder Ford Ranger, die uns zwar mit 80 Sachen auf der Teerstrassen überholten, anschliessend aber die letzten 5km auf der Tiefsandstrecke in einem solchen Schleichtempo absolvierten, dass wir dann trotzdem vor Ihnen da waren. Während alle anderen aber beim Deadvlei-Parkplatz anhielten, fuhren wir noch ein wenig weiter zum Sossusvlei und hatten die ganze Gegend lange für uns alleine. Wir hatten einen herrlichen Sonnenaufgang während wir auf die Big Mamma-Düne kletterten (deutlich angenehmer und leichter machbar als unsere Düne tags zuvor), uns danach in der Gegend umsahen und nur im späteren Verlauf ein anderes Paar unseren Weg kreuzte. Von fern sah man hingegen die Ameisenmenschen auf der gegenüberliegenden Seite - ein fortlaufender Strom an Menschen. Als wir zurück zum Deadvlei-Parkplatz fuhren war es etwa 9 Uhr und wir zählten bereits fast 40 Fahrzeuge (plus natürlich die Leute, die den Shuttletransport verwendeten), eine grobe Zählung ergab rund 300-400 Personen. Es war massiv mehr los als beim letzten Besuch im November 2016, andererseits waren die Temperaturen auch deutlich angenehmer, im Schatten tatsächlich noch fast kalt.

Die Dünenkletterei war für uns jetzt abgeschlossen, wir blieben "unten" im Deadvlei und hatten auch gar keine Lust uns diesem Menschenstrom hinten anzustellen. So waren wir auch deutlich in der Minderheit im Vlei unten, konnten uns in Ruhe umsehen und hatten danach riesig Spass an diversen Fotoshootings, mit vielen Blödeleien und anderen Ideen. 

WICHTIGER HINWEIS: Wie ich nachträglich mitgeteilt bekommen habe, sollte man die Bäume nicht berühren, um langfristige Schäden zu vermeiden. Also bitte nicht nachmachen!

Anschliessend erkundeten wir die Vleis resp. Flächen westlichen von Deadvlei, die relativ einfach über niedrige Dünenkämme erreichbar waren. Wir waren überrascht keinerlei menschliche Spuren (Fussabdrücke) anzutreffen und dementsprechend erschrocken schienen auch die Oryx zu sein, welche schon aus vielen hundert Metern Entfernung uns ganz genau beobachteten. Als dann noch ein Jungtier, welches sich zwischen den Dünen und Büschen versteckte nur wenig vor uns aufschreckte und davonrannte, flüchtete die ganze Gruppe. Trotzdem kann ich jedem Besucher dieser Region nur empfehlen. Sich auch ein wenig abseits der üblichen Touristenrouten umzusehen lohnt sich definitiv! Einzige Voraussetzung ist ein halbwegs passabler Orientierungssinn (oder Kartenmaterial mit GPS) und genügend Wasser.

Leider reichte es uns dieses mal nicht auch noch für das Hidden Vlei resp. waren wir zu dem Zeitpunkt schon genug unterwegs gewesen, als wir uns um etwa 13 Uhr auf den Rückweg machten. Der Schrittzähler erzählte etwas von 20'000 Schritten und 15km und das spürten wir auch ein wenig.

Zurück in der Lodge gab es erst mal eine Dusche mit Sand abwaschen & ausschütten und als ich es mir gerade mit etwas zu lesen gemütlich machte, krachte es im Bad und Cedric schrie auf. Ich befürchtete das schlimmste, rannte rüber und sah, wie Cedric mit einem Bein komplett im Bretterverschlag eingebrochen war und darin steckte. Direkt neben der Dusche hatte eine Holzlatte nachgegeben und brach einfach durch. Langsam konnte er sich ohne Hilfe rausziehen, es schien soweit alles mehr oder weniger okay zu sein und dann brachen wir in Gelächter aus. Eine völlig absurde Situation und zum Glück ist "nichts" weiter passiert - keine offenen Wunden. Mit dem mitgebrachten Desinfektionsmittel wurden die Schrammen ausgewaschen und auf den Schreck gab es dann erst mal etwas zu trinken. Lustigerweise ist mir ja in Südafrika im Tlopi Tented Camp etwas ähnliches passiert, allerdings in viel dümmer: Ich bin nämlich auf einem Bein gehüpft, während Cedric einfach nur auf den falschen Ort getreten ist. An dieser Stelle erspare ich weitere Bilder, aber ich kann sagen, dass die Schrammen und vor allem die darauffolgenden blauen Flecken für die restlichen Ferien ziemlich heftig aussahen. Das hätte definitiv schlimmer ausgehen können!

Der lange Holzsteg zu den Hütten der Sossus Dune Lodge
Der lange Holzsteg zu den Hütten der Sossus Dune Lodge

Vom Schock erholt, geduscht und ausgeruht machten wir uns am späten Nachmittag wieder auf. Kaum auf dem Weg Richtung Hauptgebäude entdeckten wir, dass auf dem Holzsteg ebenfalls an einer Stelle eine Latte durchgebrochen war. Vielleicht ist das doch nicht so ein grosser Zufall und das passiert hier öfter? Einen ähnlichen Eindruck erhielten wir dann auch von der Managerin, die den Vorfall zwar bedauerte und nachfragte ob wirklich alles okay sei, kurz danach aber darüber jammerte, dass "the owners" leider nichts unternehmen würden und man eigentlich nur darauf warte, bis irgendjemand (Amerikaner?) die Lodge deswegen mal verklagen würde. Eine sonstige Entschuldigung in irgendeiner Art? Fehlanzeige. Unsere Aussage, dass die durchgebrochene Latte auf dem allgemeinen Holzsteg noch viel schlimmer sei, weil man diese nachts an dem Ort nicht sehen würde (und es 2-3m statt 50cm runter geht) - geschenkt. Man würde sich darum kümmern, aber um es vorweg zu nehmen: Bei unsere Rückkehr und auch am nächsten Tag bei der Abreise sah noch alles genau gleich aus. Auch das Loch in unserer Hütte wurde nicht geflickt. 

Wir hatten aber erst mal anderes im Sinne, nämlich unseren Rundflug, wobei wir zuvor noch einen Abstecher zum Sesriem Canyon machten, der ja gleich auf dem Weg zum Ausgang und zur Sossusvlei Lodge lag, von wo aus die Flüge stattfinden.

Dieses Mal nahm vor allem ich mir Zeit zur Genüge, um den Canyon von vorne bis nach hinten zu durchlaufen - es ist eindrücklich, wie plötzlich "aus dem nichts" der Canyon beginnt und sich dutzende Meter tief und breit in den Boden schneidet. Dieser Canyon wird sich mit Sicherheit auch schon nur bei jedem grossen Regenfall deutlich verändern respektive vergrössern. Vermutlich wird es bald einmal auch die Strasse/C27 mitnehmen, die nur rund 150m hinter dem Beginn des Canyons verläuft. Cedric liess es nach seinem Nachmittagsunfall eher gemütlich angehen und wartete beim Einstieg in den Canyon auf mich. Er freute sich vor allem auf einen entspannten Abend ohne grosse Anstrengung und den Flug mit guter Sitzgelegenheit und Aussicht. Wir wählten die Flugvariante bis an die Küste, die rund 60 Minuten dauerte. Vier andere Passagiere waren ebenfalls mit uns (aber in einer separaten Cessna 210) unterwegs, wir hatten unsere Cessna 206 mit Pilot zu zweit.

Ich weiss nicht was ich gross dazu sagen soll, der Flug war schlicht genial! Die Fotos werden das kaum wiedergeben können. Als wir über das Wasser gedüst sind (teilweise nur noch rund 50 Fuss über dem Meer!) habe ich sogar fast völlig mit dem Fotografieren aufgehört und nur noch gestaunt. Der Flug ist nicht ganz günstig, ja - aber wirklich etwas ganz Besonderes. Ich hoffe eines Tages solche oder ähnliche Strecken selbst fliegen zu dürfen.

Über der Strasse nach Sossusvlei
Über der Strasse nach Sossusvlei

Das war es dann also mit den grossen Erlebnissen in Sesriem. Es gab nochmals ein ausgezeichnetes Abendessen (Eland-Steak), dazu wählten wir einen überraschend guten "Namibian Kiss"-Wein. Den Abend liessen wir bei einem Savanna unter dem Sternenhimmel vor unserer Hütte ausklingen, freuten uns dann auf das warme Bett und ein wenig Ausschlafen bis um fast sieben Uhr morgens. Wir gönnten uns am nächsten Tag ein ausgiebiges Frühstück und machten uns gut ausgeruht und ohne Eile auf die lange Strecke von Sesriem nach Mata-Mata/KTP quer durch Namibia. Vorher liessen wir uns noch den Tank füllen (Wasser und Diesel) und kauften Brot und ein paar Getränke ein. Bis Maltahöhe war es eine holprig-typische Namibia-Schotterstrassen-Fahrt, insgesamt aber sehenswert inkl. einer tollen Passstrecke. Ab Maltahöhe dann endlich wieder angenehm ruhig auf Teer, so dass man auch mal wieder mit 100-110km/h vorwärts kam. 

Dachten wir zumindest, denn nach nicht mal 20km fing es an zu wabbeln und dieses Gefühl kannte ich leider bereits - der Hinterreifen rechts war durch. Bei Savanna teilte man uns noch stolz mit, es handle sich um einen neuen Typ "super Reifen", "so gut wie neu". Das nützt allerdings wenig, wenn die Reifen nicht ausreichend gepumpt sind. Die Seitenwand des Reifens war nämlich eingebrochen, das typische Merkmal von zu wenig Luftdruck. Schade, wir hatten es verpasst den Reifendruck heute vor dem Abfahren zu prüfen. Allerdings zweifelte ich ab diesem Zeitpunkt an der Sinnhaftigkeit von "2.2 bar" Reifendruck gemäss Übergabeprotokoll, vor allem bei einem solchen 2.5-Tonnen-Fahrzeug. Aber nun gut, der Reifenwechsel ging schnell von statten und einen Kompressor hatten wir ja auch um dann tatsächlich festzustellen, dass der andere Hinterreifen auch nur noch bei etwa 1.8-1.9 bar war. Irritiert hat uns dann allerdings, dass die Kompressor-Anzeige nie über 2.0 bar ging. War der Kompressor defekt, hatte er nicht mehr genügend Power? Selbst nach 60sek Pumpen passierte scheinbar nichts mehr. Nun gut, wir liessen alle Reifen ordentlich aufpumpen und beschlossen, in Mariental an der erstbesten Tankstelle dies überprüfen zu lassen und dann im Ort auch noch gleich nach einem zweiten Ersatzreifen zu suchen.

Die Fahrt bis dahin liessen wir ein wenig langsamer angehen und vor Ort kam dann die Überraschung: Sämtliche Reifen waren mit 3.5-4.5bar gepumpt, also viel zu viel! Also schleunigst ablassen und froh sein, dass weiter nichts passiert ist. Fazit: Unser Kompressor funktioniert, aber die Nadel der Anzeige geht nur bis 2.0 Bar. Wie kommt bitte ausgerechnet so ein Fehler zustande!? Jetzt waren wir also neu mit 2.5bar vorne und knapp 3bar hinten unterwegs und mussten "nur" noch den Reifen ersetzen. Der Reifenhändler in unseren Unterlagen hatte leider keinen passenden und auch seine vorgeschlagene Alternativwerkstatt konnte die korrekte Grösse nicht auf die Schnelle auftreiben. Wir entschieden uns deshalb für einen möglichst passenden, gebrauchten Notfall-Reifen für 1500N$ (ein original 265/70R17-Reifen von Achilles hätte neu ca. 3'000N$ gekostet, also rund 200€). Da wir kein Bargeld hatten und dieses erst auftreiben mussten, dauerte der Spass leider ein wenig länger als erwartet.

Trotzdem schafften wir es dann irgendwann endlich los aus Mariental weiter ins Auob-Tal. Beim nächsten Fahrerwechsel und Nachmittagsstopp fragte mich Cedric, was denn das "16:30" beim Gate in den Park zu bedeutend hätte? Und in diesem Moment fiel mir ein, was ich lange als nicht relevant erachtet hatte - die Gate-Zeiten im Park sind nicht übereinstimmend mit der des Border Posts von Namibia! Könnte noch knapp werden dachte ich, als ich das Lenkrad übernahm und wir noch gut 160km vor uns hatten um 14:30 Uhr. Da ich die Strasse im Auob-Tal allerdings kannte und wusste, dass es eigentlich eine problemlose Strecke ist, auf der man zwischendurch auch gut 90-100km/h fahren kann, war immer noch alles im grünen Bereich. Ab jetzt halt einfach keine Pippi- und Fotostopps mehr. Es sollte aber einfach nicht unser Tag sein, denn keine 20-30km später sahen wir vor uns eine überraschend grosse Staubwolke am Horizont. Wie dann ersichtlich wurde, handelte es sich dabei um einen riesigen Viehtransporter mit Anhänger, der mit rund 70-80km/h auf der Strasse vor uns fuhr und uns das Überholen schlicht unmöglich machte. Ich versuchte in Kurven oder bei günstigem Wind mehrere Male bis zum Truck aufzuschliessen, aber es war unmöglich in diesem Staub etwas zu erkennen, geschweige denn zu überholen. Würde uns bei einer Überholaktion ein Fahrzeug entgegenkommen, wir würden es nicht mal sehen bevor es 5m vor uns war. Also brach ich die Versuche ab und wir folgten dem Truck in einigermassen staubfreien Abstand und hofften, er würde bald irgendwo abbiegen (er konnte schliesslich nicht in den Kgalagadi Transfrontier Park wollen).

Sitzas Farm - Campsite vor den Toren des Kgalagadi Transfrontier Park
Sitzas Farm - Campsite vor den Toren des Kgalagadi Transfrontier Park

Zu unserem Leidwesen war dies erst etwa 20km vor dem Parkeingang der Fall. Trotz zügiger Fahrt kam uns ungelogen um 16:35 Uhr und 500m vor dem Border Post ein Fahrzeug entgegen, in dem der Border Official sass und in seinen Feierabend verschwand. Schade und nichts zu machen hiess es am Grenzposten, am nächsten Morgen um 08:00 Uhr sei wieder offen. Es wurde also nichts mit dem ersten Game Drive und dem Abend am Wasserloch. Leicht genervt und frustriert fuhren wir ein paar hundert Meter zurück und bogen ab auf "Sitzas Farm", wo wir für 100N$ auf dem Campsite übernachten konnten. Immerhin, es sah ganz nett aus, gab ein Toiletten-Häuschen mit Dusche und sogar Warmwasser durch einen Donkey-Boiler (mit Holz angefeuert). Wir machten uns an unser Abend-Ritual mit Feuermachen und Kochen bei einigen Snacks und Trinken und genossen unser Feuerchen, verpassten es allerdings zusätzliches Feuerholz zu kaufen und gingen dementsprechend eher früh ins Bett als es uns auch um das Feuer zu kalt wurde.

Weiter geht es dann im nächsten Bericht mit unserem Aufenthalt im Kgalagadi Transfrontier Park und den ersten Tagen in Botswana!

 

Liebe Grüsse und bis zum nächsten Artikel,

Flo

 

Kommentar schreiben

Kommentare: 0