Wer an Hochzeitsreisen und Flitterwochen denkt hat vermutlich typischerweise Bilder von weissen Stränden, Palmen, Cocktails und viel Nichts-Tun im Kopf. Wir natürlich auch! Urlaub vom Reisen nannten wir diesen Unterbruch bei unseren ersten 180 Days Africa 2016/2017 und hatten eine grossartige Zeit auf Zanzibar. Dieses Mal sind es die Flitterwochen in den Flittermonaten und als Destination haben wir uns genau diesem typischen Bild beholfen und die Seychellen als Destination ausgewählt. Die Insel-Gruppe im indischen Ozean ist schon länger auf meiner Wunschliste und die Gelegenheit entsprechend günstig. Wir spüren bereits in der Reiseplanung, wo einem die Hochzeits-Reisen-Angebot mit extra Massagen, Champagner, romantischen Abendessen am Strand nur so entgegen fliegen. Gefühlt muss jeder zweite Gast auf den Seychellen auf Hochzeitsreise sein.
Wir lassen uns davon zwar ein bisschen inspirieren, buchen dann aber trotzdem "nur" die Unterkünfte. An die preisliche Attraktivität von diesen diversen Hochzeits-Gesamtpaketen glauben wir nicht so ganz, die Hotels sind teuer genug und trotz Nebensaison gut ausgelastet, so dass wir nicht lange überlegen und uns einfach für etwas festlegen. Die Woche auf den Seychellen haben wir tatsächlich vor allem anderen gebucht, was vermutlich auch sinnvoll war, denn auch die wenig verfügbaren Direktflüge ab Johannesburg sind fast so teuer wie die Interkontinentalflüge aus Europa und schnell ausgebucht, so dass wir während der Reiseplanung sogar noch auf einen anderen Flug an einem anderen Tag verschoben werden müssen. Zum Glück waren wir wie auch sämtliche Unterkünfte flexibel genug, um die Daten zu schieben und auch der Nebengrund - die visa-technische Ausreise von Südafrika vor Ablauf von 90 Tagen Aufenthalt - klappte trotzdem.
Wobei, zwei Anläufe beim Verlassen von Südafrika brauchen wir dann trotzdem. Beim Security-Check bemerkt das Sicherheitspersonal fast gleichzeitig bei beiden unseren Scans unabhängig voneinander, dass Ani wie auch ich noch ein Schweizer Sackmesser (Taschenmesser) im Handgepäck mitführen. Das ist natürlich ein dummer Anfängerfehler, aber während bei Anika das Messer sofort abgenommen und in eine Kiste gelegt wird, bin ich nicht bereit, meines einfach so abzugeben. Das habe ich nämlich schon seit fast 30 Jahren bei mir und mit einem Blick auf die Uhr (noch ca. 60 Minuten bis zum Abflug) entscheide ich mich zu einem Sprint (oder Langstreckenlauf) zurück zu Henry im Langzeit-Parking, um die Messer dort zu deponieren. Vom Gesichtsausdruck des Security-Menschen bei Ani ist abzulesen, dass er sich bereits mit dem Messer angefreundet hatte und es mir nur widerwillig wieder aushändigt. Verschwitzt aber gerade noch pünktlich erreiche ich das Gate, wo Ani anscheinend mehrfach schon bestätigen musste, dass ihr Mann "wirklich gleich kommt", um das Boarding-Personal zu beruhigen. So, fertig Stress, jetzt kann die wirkliche Flitterwoche beginnen!
Wir haben in auf den Seychellen zu einen Mix aus einer vergleichsweise günstigen Airbnb-Wohnung für die ersten zwei Nächte (wir kommen nämlich erst nachts um 22 Uhr am Flughafen an), drei Nächte Luxus-Boutique Hotel mit Privatstrand sowie drei Tagen Mittelklasse-All-Inclusive-Resort entschieden. Die ersten beiden Unterkünfte sind auf der Hauptinsel Mahé, das Resort auf der etwa 50km entfernten und zweitgrössten Insel Praslin.
Nach einem eher ereignislosen Flug mit Air Seychelles und einem etwas umständlichen Visa-Applikationsverfahren bei der Ankunft, fahren wir mit einem Taxifahrer (von der Airbnb-Wohnung organisiert) die rund 20 Minuten zur Unterkunft in Beau Vallon, dem grössten Strand von Mahé. Gespannt versuchen wir bereits erste Blicke von der Insel zu erhaschen. Viel weiss ich noch nicht über die Insel, aber ganz so bergig/hügelig habe ich es mir nicht vorgestellt. Auch nicht so grün und dicht bewaldet, soweit ich das in der Dunkelheit beurteilen kann.
Wir stellen auch ein erstes Mal fest, dass die Einheimischen neben ihrem Kreol lieber kein Französisch sprechen (wollen?). Dafür können diejenigen, denen wir begegnen ausgezeichnet Englisch, was mir und vor allem auch Ani ganz recht ist. Auch im winzigen Shop, welcher samstags um 22:30 Uhr noch offen hat, kaufen wir ein paar Getränke und werden freundlich auf Englisch begrüsst.
In der Wohnung angekommen stellen wir zuerst einmal den Klimaanlagen-Schock fest. Zugegeben, die klebrig-feucht-schwüle Meerluft wäre zum Schlafen etwas grenzwertig, aber weshalb alles auf 18°C runtergekühlt werden muss ist für uns unverständlich. Wir lassen die Türen etwas offen und geniessen unseren Balkon und den grandiosen Ausblick unserer Wohnung direkt auf das Meer, wo sich das Mondlicht bei fast-Vollmond im Wellengang spiegelt und die ganze Insel in ein milchiges Licht taucht. Wir sind mega happy und freuen uns auf diesen gelungenen Start in unsere Flitterwoche.
Ausgiebiges Ausschlafen ist angesagt und dann raus in die Sonne und an den Strand. Unser Airbnb-Apartment "VallonEnd" ist in Bel Ombre, am westlichen Ende vom Beau Vallon-Strand, dem grössten und beliebtesten Strandabschnitt der Seychellen. Wir geniessen die Wärme und spazieren dem rund zwei Kilometer langen Strand entlang, breiten uns im Schatten unter Palmen aus und Lesen etwas. Der Strandabschnitt ist öffentlich, die Hotelanlagen sind leicht zurückversetzt, aber offen gegen den Strand und einladend gestaltet. Es ist aktuell (wir reisen im Dezember) eher Nebensaison. Ab November bis März ist Monsun-Zeit resp. Regensaison, was sich in einigen heftigen längeren Regenschauern ausdrücken kann - auch das werden wir noch erfahren.
Trotzdem scheint alles durchaus gut besucht zu sein, aber überfüllt ist es hier wohl nie. Ein Wintertag an der Nordsee hat mehr Leute am Strand als ein Sonntagnachmittag hier. Nebst Touristen sind heute auch viele einheimische Paare und Familien mit Kindern unterwegs, es wirkt sehr idyllisch. Wir beschliessen spontan das Abendessen in einem der Hotelrestaurants in der Nähe zu reservieren, kaufen uns für den Tag noch einige Snacks, Getränke und eine Taucherbrille mit Schnorchel im lokalen Supermarkt. Den Rest des Mittags verbringen wir auf der Terrasse und im Apartment mit der super Aussicht, bevor wir dann ein "romantisches Dinner" am Wasser geniessen.
Am nächsten Morgen ist die Vorfreude gross. Wir fahren einmal quer über die Insel zur nächsten Unterkunft: unserem luxuriöseren Boutique-Hotel, eher im Süden gelegen. Die Taxifahrt mit dem sehr freundlichen Fahrer wird dann sogleich auch halb zur kulturellen Führung und Rundreise, traumhaft wie grün und dicht die Vegetation hier überall ist. Wir hätten zwar auch mit den durchaus guten Busverbindungen reisen können, aber Koffer seien nicht in allen Bussen erlaubt, die Fahrpläne nicht ganz so eindeutig zu interpretieren und ausserdem sind wir ja auch in den Flitterwochen. Bei der Ankunft im Mango House Hotel treten wir vom normalen Leben in die Hotel-Luxuswelt ein, werden mit Drinks empfangen und auch für nur 100m mit dem Golf-Cart gefahren. Hübsche "Happy Honeymoon"-Dekorationen auf dem Bett und eine Willkommensplatte mit Früchten und Süsswaren warten in unserem Zimmer auf uns.
Das Zimmer mit ebenerdiger Strandsicht ist zwar toll, aber ganz sooo angenehm ist es natürlich nicht, wenn einem gefühlt drei Meter vor dem Bett die Leute von und zum Strand durchspazieren. Als wir nach einem ersten Pool-Besuch ins Zimmer kommen, haben wir statt Warmwasser gar kein Wasser aus dem Hahn. Obwohl "sofort jemand kommen soll", ändert sich das auch nach viel Wartezeit nicht. Erst ein Besuch an der Reception später stellt sich dann irgendein Missverständnis beim Personal heraus. Eine weitere Stunde später haben wir zwar Wasser, aber kein Warm-/Heisswasser. Das ist zwar grundsätzlich nicht so schlimm an diesem warmen Ort, aber mit 26°C warmen/kalten Wasser zu Duschen oder gar das nett vorbereitete Bad zu nehmen, ist dann doch nicht so unsers. Ausserdem erwarten wir bei dem Preis auch, dass warmes Wasser aus der Leitung kommt. Auch nach unserer Sonnenuntergangs-Pool- & Cocktail-Session und trotz nochmaliger "Reparatur" hat sich nichts an der Situation bzgl. Warmwasser geändert, weshalb wir vor dem Essen noch um ein anderes Zimmer bitten. Leider sind die zuständigen Personen gerade nicht verfügbar, weshalb das zwar verständnisvoll aufgenommen wird, aber mehr auch nicht passiert. Soweit so gut resp. egal, wir haben Hunger und entscheiden uns an diesem Abend für eines der drei Restaurants des Hotels - das mit der besten Aussicht auf der Terrasse des Hauptgebäudes.
Wir geniessen ein wirklich erstklassiges Abendessen im italienisch-gehaltenen Restaurant mit Preisen, die denen in der Schweiz in Nichts nachstehen (ca. 30-40 CHF für einen Teller mit 7 hausgemachten Ravioli). Der Service ist ausgezeichnet, das Personal wirklich aufmerksam, freundlich. Die Hospitality-Managerin am Service Desk ist jetzt auch verfügbar, versteht unser Wasser-Problem und versichert uns, dass wir sofort in ein anderes Zimmer umziehen könnten. Sie zeigt uns das andere Zimmer auch direkt, welches etwas abseits liegt, dafür grösser ist und sich im 1. Stock mit Balkon befindet. Wir sind nach dem Essen zu müde für den Wechsel und die Zügelei am Abend, nehmen das Angebot für den nächsten Tag aber gerne an. Um die Geschichte bezüglich der Zimmer hier noch zu Ende zu bringen: Im neuen Zimmer funktionierte die Klima-Anlage zunächst nicht (resp. nur im Heizmodus), aber nachdem dann auch das noch gelöst war, hatten wir zwar gefühlt alle Techniker des Hotels einmal bei uns im Zimmer aber immerhin keine weiteren Probleme mehr. Alles etwas mühsam und eigentlich für ein Hotel dieser Art und den Preis eher ungewöhnlich, aber nun gut, das war wohl Pech.
Ich fokussierte mich aber insgesamt weniger auf die Zimmer-Wechsel-Aktivitäten sondern eher auf die Outdoor-Angebote des Hotels, die alle inklusive sind. Zunächst mache ich eine Tour mit dem Standup-Paddle, was auf dem Meer mit Wellengang für mich als Anfänger gar nicht so einfach ist und mich überraschend viel Kraft kostet, um nicht ins Wasser zu fallen. Dann überzeuge ich Ani noch auf eine Tour im Kanu mitzukommen mit transparentem Boden. Das macht zwar Spass, aber wirklich sehen tun wir so gut wie nichts durch den Boden des Kanus. Begeistert bin ich danach von einer Runde Schnorcheln. Unser Strand ist wenige Meter von einem Riff entfernt und Wow, kaum zu glauben was hier alles gross und klein, bunt und exotisch auf engstem Raum herumschwimmt. Auf Zanzibar vor sechs Jahren war ich bereits auf einer Tauchtour unterwegs, aber das Schnorcheln direkt vor dem Hotel übertrifft dies um Welten!
Zurück von meiner Schnorchel-Session erzähle ich Ani davon und werde kurzerhand vom Hotel-Animateur/Guide-Team angefragt, ob wir nicht Lust an einer geführten Schnorchel-Session hätten, welche für die Hotelgäste kostenlos angeboten wird? Na und ob! Sogar Ani, welche sonst eher Pool-Action präferiert, lässt sich dafür begeistern. Die Stunde im Meer vergeht im Nu und wir sind beide richtig von dieser Unterwasserwelt verzaubert, das hätten wir so niemals erwartet. Keine 50 Meter vor dem Hotel ein solches Paradies. Und dann dämmert mir langsam, was ich dabei völlig vergessen habe: Mir den Rücken einzucremen. Das wollte ich eigentlich noch machen, bevor ich zu Ani zurück an den Pool bin. Autsch. Die Sonne lugte zwar selten zwischen den Wolken durch, aber das spielte hier kaum eine Rolle. Ich Idiot gebe mir monatelang Mühe, nicht zu viel Sonne abzubekommen, aber vergesse hier vor lauter Begeisterung eine der Grundregeln beim Schnorcheln... (um es vorweg zu nehmen: Es ist effektiv der einzige Sonnenbrand in 180 Tagen, aber dafür ein richtig dummer).
Damit war es das für mich erstmal mit Aktivitäten in der Sonne und ich kann froh sein, verhältnismässig glimpflich davongekommen zu sein, schmerzlich sind die zwei Nächte danach trotzdem (ich bin Rückenschläfer...). Jetzt liegt mein Fokus wieder etwas mehr auf Lesen, Entspannen und Essen. Paradiesisch-leckeres Frühstücksbuffet, unglaublich gute Früchte und weiterhin super Abendessen sowie eine einfach sehr relaxte Atmosphäre und tolle Hotelanlage machen das Geniessen auch mit Sonnenbrand einfach. Zwischendurch schaue ich auch noch meine erste (und einzige) Halbzeit Fussball-WM, aber selten bin ich ferner, selten sind mir die Resultate "egaler", wenn gleich auch die Fussballstimmung mit der Vorweihnachts-Lichterstimmung auf dieser Insel wetteifert. Ein wilder und ungewohnter Mix bei feuchten 29°C und Sommergewittern.
Nach drei Nächten verlassen wir das Mango House wieder. Gegen Ende unseres Aufenthalts fühlen wir uns im Mango House pudelwohl und hätten nichts gegen einen längeren Aufenthalt hier. Gleichzeitig freuen wir uns aber auch auf die nächsten Nächte und den Insel-Wechsel nach Praslin. Ursprünglich hatten wir mal die Idee, die Überfahrt per Schiff/Fähre oder gar einer Tagestour auf einem Boot durchzuführen. Nach Konsultation des Wetterberichts (nächste Tage: immer wieder Regen und Sturm), sowie einigen Berichten von häufiger Seekrankheit auf diesen Fähren bei hohem Wellengang, lassen wir das aber sein und nehmen Platz in einer kleinen Cessna, welche uns in weniger als 20 Minuten auf die andere Insel bringt. Ich versuche zwar noch Anika zum Helikopter-Flug zu überreden, aber das ist eher chancenlos ;)
Der Überflug ist auch so ein Highlight. Die Inseln und das Meer aus der Höhe zeigen die Schönheit dieser Landschaft grandios. Im Anflug sehen wir sogar unsere Hotel-Anlage für die nächsten drei Nächte. Wir haben nur eine kurze Taxifahrt der wunderschönen und sehr grünen Küste entlang, in der uns der freundliche Fahrer freudig ein Haus zeigt, in dem ebenfalls eine Familie aus der Schweiz leben soll. Wir nicken, schmunzeln und sagen nichts weiter, als dann eine blaue Flagge mit gelbem Kreuz vor besagtem Haus auftaucht. Es ist nicht das erste und vermutlich auch nicht das letzte Mal, dass im Ausland diese beiden Länder verwechselt werden. Diese ganze Sweden (not Switzerland)-Kampagne ist schon nicht komplett aus der Luft gegriffen.
Im Hotel Coco de Mer haben wir für unsere Suite etwas mehr bezahlt als für das Standard-Doppelzimmer, was sich als absolut richtige Entscheidung herausstellt. Als der freundliche Angestellte uns zum etwas abgelegenen Teil des Hotels auf einer leicht erhöhten Klippe fährt, meint er noch, dass wir Glück hätten: Dies sei die beste Suite mit der besten Aussicht und genau das richtige für uns frisch Vermählte. Dort angekommen können wird das nur bestätigen, die Aussicht ist grossartig, das Zimmer riesig und bietet alles, was man sich so wünscht.
Auch ansonsten ist das Coco de Mer ein sehr hübsches und gepflegtes Hotel. Es kommt in der Einrichtung und dem Luxus natürlich nicht an das neue und deutlich teurere Mango House heran, aber wir fühlen uns hier sehr wohl. Die Anzahl der Gäste, die tatsächlich mehrheitlich deutschsprachig sind, ist auch etwas höher als im Mango House. Ebenfalls gibt es verschiedene Pools (einer sehr cool über einen Steg erreichbar und über dem Meer schwebend), einen eigenen Strandabschnitt und diverse Aktivitäten, die man dazu buchen kann.
Wie vorhergesagt, aber nicht so ganz nach Wunsch ist leider das Wetter. Es regnet immer wieder heftig und länger, sodass wir nicht ganz so oft draussen sind wie erwünscht. Das Abendessen im Buffet-Stil kommt qualitativ nicht an die Mahlzeiten vom Mango House heran, ist aber trotzdem gut und im Preis inklusive. Dafür ist die Auswahl sehr abwechslungsreich und so gross, dass wir uns bei weitem nicht durch alles probieren können, was uns anspricht. Aber wir sind ja mehrere Tage hier. Auf dem Rückweg ins Zimmer regnet es zwar weiterhin, aber die Temperaturen sind immer noch um die 26-28°C und wir sind abends froh, dass wir eine Klimaanlage (=Entfeuchtungsanlage) im Zimmer haben. Auch wenn wir sie auf "nur" 24°C stellen.
Am nächsten Tag stehen wir für die Seychellen verhältnismässig eher früh auf und machen uns nur kurz über das leckere Frühstücksbuffet her. Trotz mittelmässigem Wetterbericht möchten wir nämlich den Shuttlebus des Hotels nutzen, welcher uns an die Nordküste an den angeblich schönsten Strand von Praslin, dem Anse Lazio, bringt.
Da dieser Strand auf der Insel quasi entgegengesetzt von unserem Hotel liegt, gibt es gleich noch eine kleine Inselrundfahrt dazu. Am wirklich sehr schönen Strand angekommen werden wir zuerst eindringlich daran erinnert, dass der Bus pünktlich vier Stunden später wieder zurück ins Hotel fährt. Dann stellen wir uns erstmal eine Viertelstunde unter ein Dach, denn es regnet auch hier kurz aber heftig. Danach drückt aber langsam die Sonne durch und es wird sonnig-warm. Wir erkunden etwas die Landschaft und legen uns dann in den Schatten, um einfach nur zu lesen und uns auszuruhen. Wobei das für mich gefühlt eine knappe Stunde klappt, ich dann aber doch zu unruhig werde und ins stürmische Meer gehe. An Schnorcheln ist bei dem Wellengang leider nicht zu denken. Wir machen noch einige Fotos und danach schliesse ich mich einer Gruppe anderer Strandurlauber an, welche offensichtlich das Ziel hat, vom Meer einen Verbindungskanal bis zur angrenzenden Lagune zu schaufeln. Das weckt das Kind und den Ingenieur in mir und macht wirklich Spass.
Nach vier Stunden fährt der Bus überpünktlich wieder ab und ich lasse mich auf halbem Weg zurück ins Hotel absetzen, da ich im Vallée de Mai den Nationalpark noch besuchen möchte. Dieser wird vor allem wegen den grossen Coco de Mer-Palmen und den Wegen durch das Urwald-Dickicht empfohlen. Ani ist weniger begeistert vom nass werden, weder durch schweisstreibende Wanderungen im Regenwald noch wegen der Wetterprognose, welche erneut viel Regen für den späteren Tagesverlauf vorhersagt und fährt deshalb direkt wieder ins Hotel. Der Nationalpark ist dafür wirklich ein Highlight und die gut präparierten Wege und Lehrpfade geben einen spannenden Einblick in diese einzigartige und mehrheitlich endemische Flora und Fauna. Die Palmen und das dichte Blätterdach lassen teilweise so wenig Licht durch, dass es sich wie Dämmerung anfühlt, auch wenn ich mich zur Mittagszeit durch den Park bewege. Trotz der üppigen Vegetation erhasche ich sogar einen Blick auf einen Seychelles Black Parrot und kann ein paar weitere Tiere fotografieren.
Das Wetter wird zusehends stürmischer und ich mache mich wieder auf den Weg zurück ins Hotel, bevor mich das Gewitter erwischt. Den Nationalpark kann ich aber unbedingt empfehlen und hier würde ich gerne auch nochmals mehr Zeit verbringen. Auf den meisten Wegen war ich ganz alleine und konnte alles in Ruhe geniessen, was aber auch dem Wetter geschuldet sein könnte.
Trocken im Hotel angekommen beginnt dann auch ein heftiger Sturm, welcher den ganzen Abend andauert. Ani hat in der Zwischenzeit noch eine Massage gebucht und dabei auch noch ein recht lustiges Erlebnis. Bei der Begrüssung im Spa-Bereich wird Ani nach ihrem Geburtsdatum gefragt, woraufhin die Mitarbeiterin den Duft des Öls aussucht. Am Ende der Massage bekommt Ani noch eine Karte mit, auf der die Besonderheiten dieses Öls und ein paar weitere Hinweise abgestimmt auf ihr Sternzeichen notiert sind. Etwas irritiert bemerkt Ani, dass auf der Karte das Sternzeichen Löwe steht und sagt der Masseurin, dass sie eigentlich Jungfrau vom Sternzeichen sei. Die Mitarbeiterin schaut sie daraufhin schockiert an und entschuldigt sich überschwänglich für ihren Fehler. Ani konnte ihr versichern, dass es eine tolle Massage war und das "falsche" Öl daran sicherlich nichts geändert hat, worauf diese sich dann langsam wieder beruhigt und zusätzlich auch noch die korrekte Karte aushändigt.
Tiefenentspannt und mit einigen Hinweisen zu bevorzugten Lebensmitteln zum eigenen Sternzeichen schlauer, geht es für uns zum Dinner-Buffet. Anschliessend wechseln wir mit einem Cocktail zur Tanzfläche, wo heute Abend eine kleine Band spielt und sich zuerst Ani und schliesslich auch ich mich zum Tanzen animieren lasse. Andere Gäste gesellen sich aber kaum dazu, liegt es an der germanisch-dominierten kulturellen Hemmschwelle hier im Hotel? Ein einziges anderes junges Paar kommt dazu, mit denen wir uns den restlichen Abend auch noch wirklich nett unterhalten und etwas trinken. Sie waren auch schon tagsüber mit uns am Strand und nachdem Ani und ich schon etwas neidisch darüber gewitzelt haben, dass er den Körperbau eines Sportlers hat, stellt sich im Gespräch am Abend heraus, dass er effektiv Profifussballer in der ersten Bundesliga in Österreich ist.
Die Tage auf den Seychellen vergehen wie um Flug, deshalb legen wir für den letzten Tag noch einen Lese- und Faulenztag am Pool ein (zumindest während es das Wetter erlaubt). Wir essen uns genüsslich durch die Frühstücks- und Abendbuffets, geniessen die Pools im Resort und die Badewanne in unserer Suite. So haben wir uns die Seychellen durchaus vorgestellt. Hierher könnten wir definitiv wieder kommen.
Am Abreisetag kommen unsere westeuropäischen Instinkte wieder durch und wir machen den Fehler viel zu früh am Mini-Flugplatz zu sein. In deutsch-schweizerischer Pünktlichkeit sind wir brav 60min vor Abflug dort und warten die nächsten 45min in der leeren Halle vor dem leeren Check-In-Raum und geschlossenem Schalter. Eine Handvoll Gäste trudelt nach und nach ein, aber das Flughafen-Personal kommt tatsächlich erst kurz vor dem Flug. Immerhin regnet es gerade nicht, als wir ins Flugzeug einsteigen, aber der Flug zurück ist weniger Sightseeing, sondern geht mitten durch Wolken und Regen.
Der Rückflug nach Johannesburg verläuft unspektakulär, mit der kleinen Randnotiz, dass wir im Flugzeug sitzen während in Qatar das WM-Finale 2022 Frankreich - Argentinien gespielt wird. Nicht, dass mich das gross stören würde, aber es hat insofern eine Relevanz, als das ein Amerikaner in der Reihe vor uns den ganzen Flug unglaublich nervös ist, weil er einen "sehr hohen" Betrag auf Argentinien als Weltmeister gesetzt habe. Seine Frau schüttelt nur den Kopf, aber als er nach der Landung vom Sieg Argentiniens erfährt, weiss das sofort das ganze Flugzeug. Weil unsere wie auch ihre Koffer erst ganz am Schluss auf dem Gepäckband am Flughafen O.R. Tambo erscheinen, haben wir genug Zeit zum Plaudern und erfahren noch, dass die beiden seit Jahren in Südafrika wohnen. Weil das Residency-Visa auf sich warten lässt, reisen die beiden aber regelmässig irgendwo ins Ausland und wieder zurück, um ein neues Touristenvisa für Südafrika zu erhalten. Wir sind froh, dass dies bei uns auch so geklappt hat und fahren zufrieden und etwas müde von der langen Reise nach Parkview in die Wohnung von Sibylle & Thomas. Wir lassen die schönen Tage Revue passieren und freuen uns auf etwas Safari im Kruger zu Weihnachten. Die Seychellen taten uns sehr gut und es war erneut ein super "Urlaub vom Reisen"-Teil!
Bis bald,
Flo
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