Okavango Delta und die Pans - Botswana Teil 2

Mokorofahrt im Okavango Delta
Mokorofahrt im Okavango Delta

In unserem zweiten Reisebericht über Botswana nehmen wir euch mit ins wunderschöne Okavango Delta, genauer gesagt ins Pelo Camp. Anschliessend müssen wir regenbedingt wieder einmal unsere Pläne ändern und verbringen noch Nächte in der Planet Baobab Lodge und in der Khama Rhino Sanctuary. 

Wir starten nun aber in Maun, wo der Reisebericht Teil 1 aus Botswana endete. 

Der Morgen in Maun ist zwar angenehmer und entspannter als die Tage zuvor, ganz ohne Aufregung geht es dann aber doch nicht. Erst gibt es noch Diskussionen über fehlendes Warmwasser und Klopapier, dann wird uns telefonisch von Wilderness Air mitgeteilt, dass sie uns spätestens um 10 Uhr am Flughafen erwarten. Mit dem Reiseveranstalter hatten wir mehrfach telefonischen Kontakt, der sich als unglaublich kompliziert und mühsam herausstellte. Wildnerness nimmt selbst keine Buchungen an, sondern verweist auf Reisebüros im Heimatland - in unserem Falle „Reiseservice Afrika“. Die Mitarbeiter dieses Reisebüros haben allerdings offensichtlich keine Ahnung von einer Reise als Selbstfahrer und mit unserer ansonsten individuell geplanten Reise überfordert waren. Selbstverständlich war das Eintreffen am Flughafen um halb 12 auch in Ordnung, unser «Privatflugzeug» in die Okavango Delta-Lodge wartet auf uns. Andrew verabschieden wir für drei Tage, er besucht einen Freund in Maun während wir das Delta geniessen. Ausserdem versucht er, die nötigen Reparaturen unserer Fahrzeuge in die Wege zu leiten und organisiert eine Bleibe für die zwei frei gewordenen Nächte, die wir in Südafrika statt Botswana verbringen werden.

Okavango Delta von oben
Okavango Delta von oben

Nach kurzer Wartezeit am Flughafen Maun werden wir in zwei Golfcart ähnlichen Wagen über das Flugfeld zu unserer Cessna von Wilderness Air befördert. Der knapp halbstündige Flug zum Pelo Camp führt quer über das Delta und ist nur 300-450m über dem Boden ein absolutes Highlight. Ich geniesse auf dem Co-Pilotensitzen diesen genialen Flug, während sich hinten Simone und Anika die grösste Mühe geben, nicht gleich in Panik auszubrechen (es rüttelt ein bisschen mehr als in einem Langstreckenflugzeug). Kurz nach Maun verlassen wir die bewohnten Gebiete und bald ziehen wir über diese unglaubliche Delta-Landschaft hinweg. Die Sonne scheint, der Himmel ist nur leicht bewölkt und man kann mit blossem Auge sogar Tiere ausmachen: Elefanten, Giraffen, aber auch Antilopen, Gnus und Hippos säumen die Landflächen während sich dazwischen unzählige Delta-Kanäle schlängeln. Für einmal erweist sich der ganze Regen als Glücksfall: Während zu dieser Jahreszeit (Anfang März) die Regenzeit langsam zu Ende geht, ist der Wasserstand üblicherweise sehr niedrig und viele Camps – so auch unseres – «müssen» statt den üblichen Wasseraktivitäten auf Landaktivitäten ausweichen. Dieses Jahr ist alles ein bisschen anders und der Wasserstand so hoch wie zur Flut, die das Delta jeweils im Mai/Juni/Juli erreicht. Entlang dem Flugfeld sind 12 Pumpen installiert, mit denen in den vergangenen Tagen das Wasser auf der Piste weggepumpt wurde. Ohne Flugverkehr sind die Camps komplett von der Aussenwelt abgeschnitten, alle Güter werden eingeflogen. 

Lechwe-Antilopen
Lechwe-Antilopen

Nach der Landung werden wir gleich von Ras und David begrüsst, sie sind unsere Guides für die nächsten Tage. Kühle Getränke sowie persönliche Wasserflaschen werden verteilt, dann geht es mit zwei Fahrzeugen zum Bootsanleger-Punkt. Auf der kurzen Fahrt wird erklärt was uns hier erwartet – keine Leoparden, Löwen oder Giraffen, aber auch Krokos, Elefanten oder Hippos nur mit viel Glück, da das Wasser beim Pelo-Camp so hoch sei, dass sich die meisten Tiere in seichtere Gebiete verziehen würden. Dafür sind die Wasserwelt und insbesondere die Vogelwelt sehr artenreich, dazu gibt es einige Antilopen. Wir wechseln für den letzten Teil der Anreise auf ein Motorboot, dass uns auf die Insel mit dem Camp führt. Nach nicht mal zehn Minuten ein erstes Highlight: Vor uns kreuzt ein seltenes Sitatunga (Wasser-Kudu) schwimmend den Weg. Unsere Guides sind begeisterte Erzähler, stoppen gerne für jedes Foto und jede Kleinigkeit und wir geniessen das Herumgefahren werden, so dass die Fahrt statt wie geplant 30 Minuten über anderthalb Stunden dauert.

Luxuszelt im Pelo Camp
Luxuszelt im Pelo Camp

Am Camp werden wir vom singenden Staff begrüsst – ich stehe zwar nicht unbedingt auf diese Folklore-Einlagen, aber es wirkt  für einmal sehr echt. Wir waren die ersten Gäste der Saison (November bis Februar ist das Camp geschlossen) und die neuen Manager, wie auch der komplette Staff gab sich die grösste Mühe, uns diese drei Tage alle Wünsche zu erfüllen, was Ihnen auch gelang, ich wüsste nicht was ich mehr wollte. Das Camp heisst Pelo, was auf Setswana «Herz» bedeutet und daherkommt, dass die Insel sich nicht nur im Herzen des Deltas befindet, sondern auch herzförmig aussieht. Mit nur 5 Zelten ist es ein kleines, intimes Camp und gehört zu den «rustikaleren» des Deltas, wobei rustikal hier sehr relativ ist: Die Zimmer bzw. Luxuszelte sind grandios ausgestattet mit Innen- und Aussendusche, hübsch gestalteter Deko, alles Nötigem und vielen hübschen Details. Mindestens vier Mahlzeiten pro Tag und alle Getränke sind inklusive, der Service ist grandios und die Aufmerksamkeit ebenfalls. So erhalten wir nicht nur alle eine personalisierte Wasser-Trinkflasche, sondern auch ein persönliches Willkommensschreiben und jeden Abend eine besondere Kleinigkeit (z.B. einen Gute-Nacht-Amarula mit Rezept). Ab der zweiten Ausfahrt müssen wir auch gar nicht mehr unsere Getränkewünsche angeben – alle unsere Favoriten und viel mehr sind in genügender Menge dabei. Das ist mehr als Fünf-Sterne Luxus!

Wir haben die ersten zwei Tage das Camp sogar komplett für uns alleine, so dass wir das Tagesprogramm nach unseren Wünschen gestalten können.

Pel's Fishing Owl
Pel's Fishing Owl

Für Vogel-Interessierte (oder Bird-Nerds, wie Anika sagen würde) hat das Pelo Camp etwas ganz Spezielles zu bieten: Einer der gesuchtesten Vögel im südlichen Afrika, die Pel’s Fishing Owl, ist im Okavango Delta mit ein wenig Glück zwar durchaus auch sonst zu sehen, aber auf der Insel vom Pelo Camp hat sich ein Brutpaar einen Baum direkt vor dem Zelt Nummer vier ausgesucht, um sein Nest zu bauen. Somit können wir rund um die Uhr mindestens eine der beiden Eulen beobachten, bekommen mit, wenn das Männchen nach erfolgreicher Jagd zurückkommt und lauschen nachts den ganzen besonderen Rufen der Eulen. Okay, letzteres freut nicht alle in unserer Familie, einige fühlen sich im Schlaf gestört und verwünschen die Eule sonst wohin, aber zu genug Schlaf und Ruhe kommen wir hier auch so.

Nach der Ankunft geniessen wir einen tollen Lunch, stellen mit den Guides und den Managern unsere Wünsche für das Tagesprogramm zusammen (kein Regen bitte!) und machen abends eine kurze Motorboot-Fahrt, auf der wir viele Vögel, Pflanzen und auch kleine Tiere wie Frösche sehen. Durch das geflutete Delta zu fahren fühlt sich ganz speziell an, es wird mir erst hier bewusst wie speziell aber auch wie gross dieses Ökosystem ist. Natürlich ist jede Tiersichtung an Land auch speziell, aber dieses Labyrinth von Flusspfaden, Papyrus, offenen Flächen und kleinen Inseln zu erkunden ist für mich neu und unglaublich faszinierend, so dass auch die zweite Fahrt im Nu vorbei ist. Ein ausgezeichnetes Abendessen erwartet uns im Camp (allgemein wird man hier fast durchgehend mit Köstlichkeiten versorgt) und nach dem Essen werden wir zu unseren Zelten gebracht. Nach Sonnenuntergang alleine herumlaufen ist nicht erlaubt, weil hin und wieder Hippos die Insel besuchen. Wir schlafen ausgezeichnet und ich bekomme für einmal nicht mit, wie es angeblich nachts so richtig gewittert und regnet. Immerhin ist es tags darauf nicht zu heiss und sonnig. Im Unterschied zu anderen privaten Lodges darf man im Pelo Camp vergleichsweise lange Ausschlafen, auf dem Wasser ist in der Dämmerung noch wenig los. Auf die morgendliche Fahrt geht es wieder mit dem Motorboot, heute erkunden wir die weitere Umgebung der Konzession, beobachten viele Fischadler, Kingfisher und sehen auch zwei Elefanten auf einer Insel respektive am Papyrus Essen im Wasser. Nach einem ausgiebigen Frühstück ist «individuelle Pause» angesagt: lesen, dösen und den herrlichen Pool mit der wohl besten Aussicht geniessen.

Lautlos über das Wasser gleiten bei einer Mokoro-Fahrt
Lautlos über das Wasser gleiten bei einer Mokoro-Fahrt

Paula, die Managerin kommt beim Essen noch mit einer dringenden Nachricht vorbei, die via Main Office per Funk eingegangen ist. Auf dem Zettel steht zusammengefasst etwa «Brakes: Heinz P3300; Lilly P3300; Chris P1800. Ok? Andrew». Uns ist die Bedeutung der Zahlen klar, aber um die Verwirrung im Gesicht von Paula zu lösen, klären wir sie natürlich über die notwendigen Reparaturarbeiten an den Autos und unseren Namen für sie auf. Die drei Namen haben sich auch hier bewährt, denn die einzelnen Autonummern über zwei Funkstellen durchzugeben wäre garantiert mühsamer gewesen. Wir sind froh, dass es unseren Autos abgesehen von den zu ersetzenden Bremsen gut geht und sich Andrew darum kümmert. Selbstverständlich geben wir das Okay für die Arbeiten.

Nach dem High Tea/Lunch geht es dann endlich auf eine Mokoro-Fahrt, worauf alle schon gespannt sind (ausser Berni, er traut der Sache nicht ganz). Jeweils zu zweit mit einem «Poler» (Guide und eine Art Gondoliere) schweben wir lautlos über das Wasser. Diese Art von Boot fahren hat fast schon etwas Meditatives.

Zurück beim Camp werden wir mit einem herrlichen Sundowner-Snack beim Pool begrüsst, Monika probiert sich davor ebenfalls noch recht erfolgreich als Poler (Polerin?). Mir persönlich gefiel die Fahrt ausgezeichnet, nach knapp zwei Stunden schmerzte das Sitzen jedoch ziemlich. Selbstverständlich haben wir verschiedene Tiere auf der Fahrt beobachten können, vor allem Vögel und auch teilweise von sehr nah. Der Fokus einer Mokoro-Fahrt liegt aber mehr auf der Ruhe, Entspannung und den vielen kleinen Besonderheiten, die man auf so einer Fahrt ebenfalls entdecken kann, wie zum Beispiel verschiedenste winzige Froscharten.

Unglaublich aber wahr, nach knapp zwei Wochen haben wir heute den ersten Tag ohne Regen (und so viel sei schon gesagt: Es wird bis fast zum Ende der Reise auch der einzige bleiben), auch nachts bleibt es ruhig und trocken. Da es am nächsten Vormittag allerdings sehr bewölkt und nach Niederschlag aussieht, wird unser geplanter Bush-Brunch auf die Terrasse des Camps verschoben. Wir spazieren dafür auf einem kurzen Walk über eine der grösseren Inseln in der Umgebung, müssen dafür einen Sumpf durchqueren und haben danach alle nasse Füsse. Neben Störchen, Impala, Affen und Lechwe sehen wir immerhin Elefanten- und Leopardenspuren. Anika hat keine Lust aufs Laufen (oder nasse Füsse) und ist deshalb während dieser Zeit auf einem privaten Motorboot-Trip. Der folgende Brunch auf der Terrasse ist wie immer ausgezeichnet und das Wetter hält ebenfalls. Für den restlichen Tag ist wieder entspannen angesagt (Schwimmen und Eulen fotografieren zum Beispiel), bevor es dann nachmittags vor dem High Tea noch eine Einführung in das Herstellen von diversen handgeflochtenen Souvenirs gibt. Nebst der interessanten Erläuterung zur Bedeutung verschiedener Farben und den natürlichen Farbstoffen, gibt es anschliessend auch die Möglichkeit, die von den Mitarbeitern hergestellte Produkte zu kaufen. Anschliessend geht es nochmals auf eine Tour mit dem Motorboot, wir treffen auf ein Hippo und fahren durch Bereiche in denen die Delta-Kanäle teilweise über drei Meter tief sind. Zum Abendessen werden wir mit einem Braai in der Boma überrascht (=Grillbankett um ein Lagerfeuer in einem mit Holzpfosten umzäunten, ungedeckten Platz). Der Camp-Chor gibt mehrere Ständchen und wir werden zum Tanz aufgefordert. Mit dabei ist seit heute Nachmittag auch ein weiterer Gast im bisher noch freien Zimmer, wir sind also nicht mehr ganz unter uns. Zufälligerweise ist es ein in Zürich lebender Holländer, der sogar Schweizerdeutsch spricht und sich bestens in unsere Gruppe einfügt.

Wir haben Glück, trotz Wetterleuchten und aufkommendem Gewitter, reden und speisen wir lang in den Abend hinein ohne nass zu werden. Für den morgigen Abreisetag haben wir uns darauf geeinigt auszuschlafen und dann auf dem Weg zum Flugzeug noch einen rund zweistündigen Boat/Game Drive zu machen. Die Verabschiedung von diesem Ort fällt allen nicht leicht - zu schön war es die drei Tage hier, ein perfektes Paradies versteckt im Delta.

Insgesamt waren die Tage für unsere Familie genau das richtige nach dem vielen ungewollten Wasser beim Autofahren und diesen Luxus, dieses Naturwunder einmal selbst zu erleben ist beeindruckend. Trotzdem bleibe ich wahrscheinlich zukünftig auf Safari eher dem Land als dem Wasser treu, dafür gefällt mir die Fauna auf trockenem Boden einfach zu gut.

Auf dem Rückweg zum Flugfeld fahren wir auf dem Land noch ein paar Umwege, um auch noch etwas Delta-Landflächen zu sehen (in der Hoffnung auf ein paar Tiere, zum Beispiel Katzen für Simone). Der viele Regen ist auch hier leicht zu bemerken, wir fahren fast konstant über Flächen und «Strassen» die einen halben Meter unter Wasser stehen. Solange es sich nicht um das eigene Auto handelt und der Driver das Gebiet scheinbar gut kennt, hält sich die Anspannung dabei in Grenzen. Wir treffen auf frische Tatzen am Boden, aber finden leider die dazugehörigen Löwen nicht. Dafür sehen wir Wattled Cranes, viele Lechwe, Fischadler, Störche, Möwen und sogar Pelikane. Unser Guide gibt sich die grösste Mühe, uns diese Löwen noch irgendwie zu präsentieren und ich werde ein wenig genervt-nervös: Eine gewaltige dunkle Gewitterfront kommt genau aus der Richtung, aus der wir um halb zwölf abfliegen sollen. Der aufkommende Sturm ist heftig und die ersten Regengüsse nur eine Frage der Zeit, am Horizont sieht man den Wasserschleier bereits wie eine Wand. Da ich absolut keine Lust habe, völlig durchnässt wieder dort weiterzumachen wo wir zuvor mit dem Campen aufgehört haben und mir auch Sorgen um unser Gepäck im ungedeckten Anhänger mache, dränge ich darauf möglichst bald loszufliegen und den nicht aufzufindenden Löwen (oder auch andere Tiere) doch bitte jetzt sein zu lassen. Die Aussicht auf einen Flug in einer kleinen Cessna in diesem Gewitter finde ich dafür wesentlich besser, ganz im Gegenteil zu Anika. Wir fliegen kurz vor dem Sturm ab und müssen mehrmals quer durch Gewitterzellen in denen es heftig ruckelt, aber um die meisten Regenfronten fliegt unser Pilot gekonnt herum.

In Maun wieder angekommen begrüsst uns Andrew mit der Nachricht, dass er in der Toyota-Garage einiges an Überzeugungsarbeit leisten musste, um unsere Fahrzeuge reparieren zu lassen – zur Zeit hätten alle dieselben Probleme, aber man hätte uns als «Notfälle» in der über 25 Auto langen Warteschlange vorgezogen und arbeitet sogar jetzt noch am Samstag an den Reparaturen. Bushlore übernimmt die Kosten bei Lilly und Chris - sie sind vor allem erleichtert, dass es «nur» die Bremsen sind. Die kleineren Arbeiten, wie die Tischhalterung oder das Ersatzrad, konnten mangels Ersatzteile leider nicht durchgeführt werden. Zuerst müssen die Autos aber wieder abgeholt (und bezahlt) werden, was sich als nicht so leicht herausstellt. Auf der Hauptstrasse von Maun ist jemand verunfallt und es bildet sich ein grauenhafter Stau, in dem nicht nur wir langsam vorankommen, sondern auch der Garagen-Chef, der extra für uns kurz in sein Office kommt. Während wir dort auf ihn warten, ergiesst sich über uns mal wieder ein Wolkenbruch und wir sind froh über ein Dach über dem Kopf, machen uns aber bereits wieder Sorgen über die nächsten Tage. Heute ist eigentlich noch ein (letzter) Tag Camping in der Nxai Pan eingeplant. Weil sich alles verzögert und wir erst nach 15 Uhr losfahren können bei noch über 200km Strecke, entscheiden wir uns das Campen zu streichen und gleich in der Lodge Planet Baobab zu übernachten, wo wir auch den folgenden Tag sein werden. Glücklicherweise ist noch genug Platz vorhanden, die Preise akzeptabel (1000 Pula pro Paar für BnB, d.h. etwa 50€ pro Person) und 4x4 für die Anfahrt haben wir ebenfalls, auch wenn wir noch nicht abschätzen können wofür – die Unterkunft liegt schliesslich gleich neben der Hauptstrasse am Rande der Magkadigkadi Pans, d.h. in der Halbwüste.

Alles unter Wasser in der Planet Baobab Lodge
Alles unter Wasser in der Planet Baobab Lodge

Vor der Abfahrt stoppen wir noch zum Tanken und, viel wichtiger, zum Pizza-Stopp im neu eröffneten Debonairs in Maun! Dann folgen erst einmal hundert ruppige Kilometer mit viel Regen und einigen bösen Schlaglöchern, die man bei den Wasserbedeckten Strassen teilweise fast nicht sieht. Wir sind mittlerweile froh auf das Campen verzichtet zu haben. Die letzten hundert Kilometer Teerstrasse sind dann wieder einwandfrei bis kurz vor der Unterkunft nahe Gweta. Dort steht der nördliche, höher gelegene Teil des Landes völlig unter Wasser und überflutet die Strasse nach Süden, wo der Wasserpegel ebenfalls am Steigen ist. Zum Glück ist es auf der Strasse nicht sehr tief, aber wenige Kilometer später biegen wir nach Süden ab und fahren auf dem letzten Kilometer zur Lodge erneut durch einige Wasserlöcher und sehen, wie links und rechts so einiges unter Wasser steht. Es regnet selbstverständlich noch, aber wir werden freundlich empfangen in der doch ziemlich leeren Unterkunft. Neben uns sind nur noch sechs andere Gäste anwesend, ein junges Paar sowie vier Camper aus der Schweiz (schon wieder!?). Die Wege zu den Unterkünften sind mehrheitlich überflutet, genauso die Parkplätze. Obwohl die Wege extra mit Kies aufgeschüttet wurden, steigt das Wasser an den meisten Stellen höher, so dass man einige Umwege läuft und für die letzten Meter die Schuhe ausziehen muss, um zum Restaurant und zurück zu waten. Weitere unliebsame Überraschungen bietet unser Bett: Unter dem Lacken wimmelt es nur so von kleinen krabbelnden Tieren. Immerhin erhalten wir nach einer Reklamation ein anderes, mehr oder weniger ordentliches Zimmer. Zusätzlich bietet diese Sumpf-Überschwemmungslandschaft ein perfekter Nährboden für Mücken, so heftig wie hier haben wir das in Afrika noch nirgendwo erlebt, auch tagsüber ist Mückenspray Pflicht.

Springbok-Herde in der Nxai Pan
Springbok-Herde in der Nxai Pan

Da wir hier eine weitere Nacht bleiben, stellt sich die Frage nach der Tagesaktivität. Leider sind weder Walks, Touren in die Pans, Quadbike-Fahren noch eine Erdmännchen-Tour möglich. Andrew, Anika und ich möchten aber immerhin die Nxai Pan sehen. Den Berichten nach sollte der Weg zur Pan auch relativ problemlos möglich sein. Monika möchte nervlich keine weitere Fahrt durch Wasser und Schlamm machen, Rahel und Peter sehnen sich nach mehr Erholung anstatt einem Tagesausflug, Lukas und Simone hatten wenig Schlaf (es hat in ihr Zimmer reingeregnet) und Berni ist mit einer Pause auch ganz zufrieden, also fahren wir nur zu dritt los. Was wir gehört haben bestätigt man uns beim Gate: Bis zur Nxai Pan ist die Strasse sandig aber ohne grössere Probleme mit 4x4 befahrbar und zu den Baines Baobabs kommt man via Nordroute immerhin bis auf wenige hundert Meter ran (drei berühmte Baobabs, die Entdecker Thomas Baines bereits im frühen 19. Jahrhundert gemalt hat).

Eine erste Überraschung bietet dann die erste Tierfährte: Wir sehen Nilpferdspuren entlang der Strasse, auch nicht unbedingt eine Tierart, die wir hier erwartet hätten. Leider zeigt sich das Hippo nicht, dafür sehen wir Elefanten, Zebra, Strausse, Elen und unsere Bird-List können wir um über ein Dutzend Arten ergänzen. 

Baines Baobabs als Insel in einem riesigen See
Baines Baobabs als Insel in einem riesigen See

Kurz vor dem Wildlife-Office bei der Nxai Pan wird es dann aber wieder kritisch mit viel Wasser und sehr rutschigem Untergrund. Wir werden ganz genau informiert über die möglichen befahrbaren Wege und das grosse Risiko stecken zu bleiben und treffen einen weiteren Touristen resp. Profifotografen an, der neben uns als einziger unterwegs ist heute. Wir probieren eine kleine, ca. 10km lange Route und sehen eine riesige Herde Springböcke, Giraffen und viele Geier inkl. Löwenspuren, leider aber keine Raubkatzen. Dazwischen kämpfen wir vor allem mit dem Untergrund und dem Auto, es ist alles extrem schlammig und in fast allen Fahrrinnen steht das Wasser. Wir müssen einige Male von der Strasse ab und querfeldein fahren, weil wir sonst schlicht steckenbleiben würden. Zum Glück fahren wir heute in Chris und dem fähigsten V8-Landcruiser. Selbst Andrew als erfahrener Guide hat Mühe und als wir auf einem weiteren Weg etwa 50m mit durchdrehenden Reifen und 45° versetzt dahinschlittern bis wir endlich wieder Traktion haben, reicht uns das von der Nxai Pan. Die Aussichten sind zwar gewaltig und ich fühle mich teilweise fast ein bisschen in die Serengeti versetzt, aber es ist schwer zu geniessen. Wir beschliessen wenigstens noch zu den Baobabs zu fahren, der Weg dorthin ist wieder verhältnismässig angenehm. Leider schaffen wir es nicht ganz bis zu den Baobabs, die stehen auf einer Insel in einem riesigen See. So hatte ich das nie auf Fotos gesehen - eindrücklich. Das Wasser scheint nicht tief zu sein, Andrew und ich würden gerne durchwaten und nachfahren, aber Anika bringt uns zur Vernunft jetzt keine unnötigen Risiken einzugehen. Wir sind schliesslich alleine im nirgendwo, die Touristen der letzten Woche lassen sich an einer Hand abzählen und am schwarzen Horizont macht sich die nächste Gewitterfront bereit.

Das nächste Gewitter im Anmarsch in der Nxai Pan
Das nächste Gewitter im Anmarsch in der Nxai Pan

Wir kehren zurück in die Unterkunft und stellen dort im triefenden Regen fest, dass man mittlerweile fast den kompletten Weg von der Hütte zum Restaurant durch das Wasser laufen muss. Wir gehen früh uns Bett, denn am nächsten Tag möchten wir zeitig los. Wie wir erfahren haben, ist die Strasse zwischen Gweta und Nata über einem Stück von rund 5km komplett weggeschwemmt worden, von tiefem Wasser und gefährlichen Löcher wird berichtet. Deshalb fahren wir zu unserer nächsten Unterkunft, dem Khama Rhino Sanctuary, einen südlichen Umweg via Rakops. Das ist zwar einige Kilometer länger, soll aber einwandfreie Strassen beinhalten, da es sich um die Minenzubringer-Strassen handelt. Wir diskutieren noch einige Zeit, wie wir die folgenden Veterinärzäune am besten durchqueren können, ohne unsere Frischprodukte und v.A. das Fleisch abgeben zu müssen. Mit dem Zufall «Regen» können wir nicht nochmals rechnen und da Andrew extra ein Kudufillet in Maun gekauft hat, wäre es schade dieses abgeben zu müssen. Lilly hat zum Glück zwei Kühlschränke, so dass wir uns entscheiden bei einer obligaten Kühlschrank-Kontrolle einfach nur einen Kühlschrank (ohne Fleisch & Frischprodukte) zu zeigen. 

Kudusteak mit Pasta, Salat und Erbsen: Alle helfen mit und allen schmeckts!
Kudusteak mit Pasta, Salat und Erbsen: Alle helfen mit und allen schmeckts!

Dieser Trick funktioniert dann auch bestens, aber am zweiten Kontrollposten werden wir trotzdem herausgewunken: Monika ist auf der Rückbank von Heinz nicht angeschnallt! Ein sehr eifriger und motivierter Jungpolizist spricht uns ins Gewissen, geht auf keine Ausreden ein und lässt uns aber nicht ohne viel Formular-Ausfüllen und 200 Pula Busse gehen (20US$). Immerhin, die Kommunikation ist zwar ernst, aber keineswegs unfreundlich und die Busse auch kein hanebüchener Unsinn wie in Zimbabwe. Danach steht Heinz einmal wieder im Zentrum: Bei Tempo 100 platzt der rechte Hinterreifen und die Wucht der herumfliegenden Gummistücke zersplittert den Aussenspiegel und verbiegt die Schutzbleche. Neben der Tatsache, dass wir unsere Reifen einige Stunden zuvor nochmals aufgepumpt haben, erinnern wir uns natürlich sofort an den entdeckten Riss vor etwa einer Woche und tatsächlich: Bei den Überbleibsel des Reifens ist genau an dieser Stelle der Riss zu sehen und die Ursache für das Platzen, nämlich das gerostete Metallgeflecht des Reifens. Mit gewechseltem Reifen und kurz vor Gate-Schliessung kommen wir dann aber trotzdem noch gut beim Khama Rhino Sanctuary an. An der Reception gibt es angeblich keine Buchung von uns, aber nach Vorzeigen unseres Vouchers und wegen Stornierungen anderer Reisenden ist man verständnisvoll und gibt uns drei hübsche kleine Chalets (C, D, E). Mit einem hocheffizienten Teameffort stellen wir innert kürzester Zeit ein super leckeres Abendessen zusammen und freuen uns nicht nur auf die letzten Tage in Südafrika, sondern auch, dass wir dieses Abenteuer Botswana trotz allen Widrigkeiten erfolgreich absolvieren konnten!

Das Khama Rhino Sanctuary heisst nicht umsonst so
Das Khama Rhino Sanctuary heisst nicht umsonst so

Für den nächsten Morgen sind sogar alle in der Gruppe motiviert für einen kurzen, zweistündigen Gamedrive durch das kleine aber feine Reserve und wir werden nicht enttäuscht: Neben allerlei Antilopen, Zebras und Gnus können wir auch mehrere Rhinos mit Jungtieren beobachten! Eine Premiere in diesen vier Wochen und die Big Five damit komplettiert. Eine ruhige und ereignislose Fahrt bis zur Grenze nach Martins Drift später freuen wir uns, nochmals günstigste Botswana-Diesel zu kaufen. Der Grenzbeamte von Botswana reklamiert zwar noch bei allen Mitgliedern unserer Gruppe, dass unser Visa nur für fünf Tage (statt 18) ausgestellt wurde, aber dieses Handgeschriebene Gekritzel als «5» zu interpretieren und uns dafür die Schuld (und eine Nachzahlung) zu geben geht zu weit, so dass wir heftig protestieren und mürrisch durchgelassen werden. Umso angenehmer dafür die Wiedereinreise nach Südafrika: Einige Blödeleien und Sprüche, zwei Stempel und keine 5 Minuten später sind alle durch. So einfach kann es gehen…

Motto für unsere Botswana-Reise! (Schild am Eingang Nxai Pan)
Motto für unsere Botswana-Reise! (Schild am Eingang Nxai Pan)

Das war Botswana pur, mehr Abenteuer als ich mir erwünscht habe, aber sowas macht für mich auch den Reiz aus. Das Land und die Natur hat mich begeistert und für mich steht jetzt schon fest, dass ich bald zurückkehren werden. Das wird nicht auf alle in der Familie zutreffen, aber für die gibt es jetzt in Südafrika noch ein Highlight für das Andrew während unserem Delta-Aufenthalt gesorgt hat. Es geht nämlich in eine ehemalige 5-Sterne-Lodge im Welgevonden Game Reserve, die wir für zwei Tage für uns alleine gebucht werden. Aber dazu mehr im nächsten und dann wohl letzten Vorort-Bericht dieser 180 Days Africa.

 

Gruess,

 

Florian

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Kommentare: 1
  • #1

    Snow (Donnerstag, 20 April 2017 21:26)

    Wonderful photos!