Entlang der Garden Route nach Kapstadt

Nach zwei Wochen zu viert unterwegs setzen wir nun unsere Reise zu zweit weiter fort. Wir haben uns vorgenommen für die Garden Route und Kapstadt dieses Mal etwas mehr Zeit zu nehmen und machen uns deshalb von Jeffreys Bay aus ganz gemütlich auf Richtung Kapstadt.

Die erste Unterkunft ist dementsprechend nicht weit entfernt und wir campen im Nature's Valley des Garden Route National Park. Das ist die eher ruhigere und abgelegene Ecke in der Region, hat aber wunderschöne Hiking Trails. Wir suchen uns auf dem spärlich besuchten Campingplatz das beste Plätzchen, ich mache mir einen ruhigen Lese-Nachmittag in der Sonne, Flo macht sich auf Erkundungstour in der Region. Der bekannte "Tsitsikamma Hiking Trail" startet hier und Flo folgt dem Trail für die erste Etappe, welche unter anderem durch einen Fluss geht, inkl. Wasserdurchquerung fast bis zur Hüfte. Die Landschaft, Natur und auch die Vogelsichtungen sind grossartig und via Abstecher über die Lagune geht es zurück zum Camping-Platz, einem gemütlichen Abendessen sowie zum ersten Mal nach mehreren Wochen wieder Schlafen in Henry.

Am nächsten Tag machen wir einen Zwischenstopp im nahegelegenen Plettenberg Bay, wo wir während unseren ersten 180 Days in Africa viel Zeit verbracht haben, da wir in der T'Niqua Stable Inn Guest-Lodge für einige Wochen mitgeholfen haben. Dieses Mal besuchen wir das "Old Nick Village" mit dem Hauptquartier und Weberei des Textilherstellers Mungo. 

Wir haben bereits mehrere Handtücher von Mungo bei uns zuhause und ich bin sehr begeistert von den Designs und der Qualität. Jetzt einmal den Ort zu besuchen, wo die Produkte gefertigt werden, ist super spannend. Durch die Weberei kann man eine kleine Tour machen mit vielen Infotafeln und direkten Blick in die Produktionshallen. Die riesigen Maschinen sind sehr beeindruckend und trotz Glasfront dazwischen ziemlich laut. Im Mungo-Shop kaufen wir grad noch ein paar Geschenke für die Liebsten zuhause und stöbern auch durch die anderen Geschäfte, die es sonst noch gibt. Mir sagt besonders ein Keramikgeschäft zu, wo ebenfalls noch ein paar Kleinigkeiten gekauft werden. Flo ist hingegen dem Antiquariat und Buchgeschäft sowie der Konditorei, wo es flüssige Schokolade in kleinen Becherchen gibt, zugetan. Das Buch "Tracks & Signs - Birds" wird dann auch noch mitgenommen von einem gewissen Lee Gutteridge. Dass Flo sich zu einem späteren Zeitpunkt von diesem Autor höchstpersönlich so manche Spuren erklären lassen würde, ahnte er zu diesem Zeitpunkt noch nicht. 

Plettenberg Bay selbst statten wir anschliessend auch noch einen Besuch ab und spazieren durch das Städchen und am Strand entlang. Auf dem Weg zum nächsten Campingplatz liegt die oben erwähnte Guest-Lodge, in der wir vor sieben Jahren mitgearbeitet haben. Wir entschliessen uns spontan Hallo zu sagen und es ist schön die Inhaberin Bettina und die Pferde wieder zu sehen. Im T`Niqua Stable Inn hat sich einiges verändert. Es wurde deutlich ausgebaut und die Umgebung rund um die Lodge ist kaum wieder zu erkennen, weil ein riesiges Feuer vor einigen Jahren den gesamten Wald am Rande der Lodge vernichtet hat. Es ist bedrückend zu hören, was durch das Feuer alles zerstört wurde. Obwohl diese Lodge weitgehend verschont blieb, ist der Schock nach wie vor spürbar. 

Auf unserem nächsten Campingplatz, dem Woodbourne Resort an der Knysna-Lagune, merken wir einmal mehr, dass wir an der Küste unterwegs sind. Das Wetter ist launisch und unser Abendessen müssen wir im Speed-Tempo in einer Regenpause kochen, bevor der nächste Schauer auf uns herunterprasselt. Da sitzen wir aber zum Glück schon oben im Zelt in Henry und funktionieren unsere Schlafkoje zum Wohnzimmer um, um dort zu essen.

Am nächsten Tag setzen wir unsere Tour der Garden Route entlang fort mit Knysna und Thesen's Island als nächstes Ziel. Das Wetter ist immer noch sehr wechselhaft, weshalb ich es sehr geniesse, nach Zeit draussen auch im Cafe "île de païn" sehr leckeren Kuchen zu essen. Wir nehmen in der dazugehörigen und sehr gut frequentierten Bäckerei auch noch ein Sauerteig-Brot mit, was sich als bestes Brot, das wir je in Südafrika gegessen haben, herausstellen sollte. 

Unseren nächsten Campingplatz haben wir in Wilderness. Diese Region mochten wir beim letzten Aufenthalt schon sehr gerne. Damals haben wir ausser der Natur im Nationalpark, in dem wir übernachten haben, allerdings nicht so viel gesehen. Dieses Mal haben wir uns für einen Glamping-Stellplatz des Afri Eco Resorts entschieden. Und hier bekommen wir Glamping at it`s best. Der Stellplatz ist nicht nur mit Tisch, Stühlen, Sonnenliegen, einer eigenen Terrasse, einem privaten Badezimmer und einer eigenen Küche ausgestattet, sondern (unser Highlight) auch mit einem privaten Hot Tub. Das Wasser wird durch einen Holzofen erhitzt, den wir sehr eifrig selbst einfeuern. Das Wetter bleibt frühlingshaft wechselhaft und auch wenn es nicht wirklich kalt ist, ist das Bad im wundervoll warmen Wasser eine Wohltat. Da wir den ganz äusseren Platz zugewiesen bekommen haben, die Plätze genügend Abstand zueinander haben und die Hot Tubs so positioniert sind, dass sie nicht direkt einsehbar sind, entscheiden wir uns (europäisch-freizügig) nackt zu baden, was es irgendwie noch besser macht. 

Der Stellplatz liegt in einem ziemlich grossen Gebiet, das nach und nach erschlossen wird. Auch die Glampingplätze sind ziemlich neu. Wir zweifeln jedenfalls keine Sekunde daran, dass dieser Ort erfolgreich sein wird. 

Am nächsten Morgen wache ich von regelmässigem Hufschritten und Schnauben direkt vor unserem Camper auf. Als ich aus dem Fenster gucke denke ich zunächst, dass ich wohl noch träume, erinnere mich dann aber, dass der Inhaber etwas von Zebras auf dem Gelände erzählt hat. Genau diese kleine Zebraherde hat sich nun zum Frühstücken neben unserem Henry versammelt, da dort Heu für sie bereit liegt. So aufzuwachen ist auch nach unzähligen Safari-Campingnächten sehr speziell und ich mag diesen Ort gleich noch mehr. 

Am Vormittag beschliessen wir wieder ein Stück zurück Richtung Knysna zu fahren und den Wild Oats Farmers Market in Sedgefield zu besuchen. Der Andrang ist riesig, scheinbar vor allem von Locals, aber alles ist gut organisiert. Der Markt teilt sich in verschiedene Bereiche, die alle von einem Parkplatz aus erreichbar sind. Der eigentliche Farmersmarket hat tolle Produkte und wir decken uns mit frischem Gemüse, Trockenfrüchten und ein paar sonstigen Kleinigkeiten ein. Am Stand mit den wunderschönen Protea-Sträussen kann ich dann nicht vorbei gehen. Natürlich ist es komplett unpraktisch einen Blumenstrauss beim Campen dabei zu haben, aber die Blumen sind so wunderschön (und wirklich günstig). Flo bastelt mir später aus einem 5 Liter-Wasserkanister eine Vase und ich werde bis zur Abfahrt aus Kapstadt jeden Tag Freude an den Blumen haben. 

Der Kunsthandwerk-Teil des Marktes hält auch eine tolle Stände bereit. Besonders gut hat uns ein Lederwarenstand gefallen, wo wir insgesamt vier Gürtel gekauft haben, die direkt auf unsere Grösse angepasst wurden. Wieder zurück auf unserem Stellplatz geniessen wir das mittlerweile deutlich bessere Wetter auf unserer Terrasse und - natürlich - auch im Hot Tub. Wilderness hat uns auch dieses Mal nicht enttäuscht. 

Unser nächster Stopp ist De Hoop, wo wir auch schon auf unseren ersten 180 Tagen Zeit verbracht haben. Wir sind identisch wieder im Campsite Rondavel (Nummer 1, Black Harrier) eingebucht. Dies ist die günstigste Kategorie und das WC sowie die Dusche teilt man mit anderen Gästen. Dieser Ort hatte bei unserem ersten Besuch mit der malerischen Küstenlandschaft eine gewisse Faszination auf uns, die nun beim zweiten Besuch leider nicht nochmal so wirklich aufkommen wollte. Vielleicht lag es auch ein Stück weit am wieder schlechteren Wetter - es stürmte in unserer ersten Nacht ziemlich wild. Der Strandspaziergang am nächsten Tag und ein Marine-Walk, den Flo gebucht hat, waren ganz nett, aber mehr auch nicht. Wir sind aber einfach auch nicht die grossen Meer-Fans. Ich konzentriere mich daher auf eine alljährliche Pflicht, die ich in Flos Familie übernommen habe - das Erstellen des Familienfotoalbums mit Fotos von Flos Geschwister, Eltern und uns, um es an Weihnachten der Familie und den Grosseltern zu schenken. 

Weiter geht es nach Hermanus, wo wir den Tag verbringen, durch die kleinen Geschäfte schlendern und neuen Lesestoff einkaufen. Der nächste Campingplatz (Onrus Caravan Park) ist zur Abwechslung mal wieder ein ziemlich grosser, auf dem wir aber auch ein nettes Plätzchen finden und damit ganz zufrieden sind. Highlight hier ist, das wir direkt neben unserem Stellplatz ein bewachtes Gate zum Strand haben, so dass Flo dies für eine kurze Runde Schwimmen im Meer nutzt.

Am nächsten Tag stehen grad mehrere Highlights an. Zum einen besuchen wir den Harald Porter Botanical Garden und später geht es noch zu den Pinguinen von Bettys Bay. Wir haben schon so einige Botanische Gärten in Südafrika besucht und auch dieser enttäuscht uns nicht. Ganz im Gegenteil - wir sind ziemlich begeistert. Es gibt den gepflegten Teil mit wunderschön blühenden Blumen, einem kleinen Bach und vielen Orten zum Verweilen. Ausserdem gibt es noch mehrere Wanderwege, die in das bergige Gebiet hinter den eigentlichen Gärten führen. Auch hier sind viele Pflanzen im typischen Fynbos beschriftet und wir haben eine tolle Aussicht bis zum Meer. 

Nur wenige Autominuten vom Garten entfernt und optimal ausgeschildert, kommen wir zu den Pinguinen von Bettys Bay. Bisher haben wir nur die Pinguine in Simons Town besucht und waren dort vor allem von den, teils extrem rücksichtslosen, Massen an anderen Touristen etwas schockiert. Natürlich waren wir in Bettys Bay nicht alleine, aber da das Gebiet viel grösser ist, verteilen sich die Touristen viel besser. Auch die Pinguine können wir hier viel besser beobachten und es sind wirklich viele, auch wenn die Zahlen in den letzten Jahrzehnten deutlich abgenommen haben. Wir haben grosse Freude und würden Bettys Bay zukünftig immer Simons Town vorziehen, wenn es um das Pinguin-Watching geht. Schliesslich steigen wir aber doch wieder in Henry ein - nicht ohne vorher unter dem Auto geprüft zu haben, ob es sich Pingus darunter bequem gemacht haben - und starten unsere Fahrt nach Kapstadt, wo wir am Nachmittag ankommen wollen. Wir nehmen die Scenic Route entlang vom Clarence Drive und können einmal mehr bestätigen, dass diese Strecke zu recht zu den schönsten Strassen weltweit gezählt wird. 

 

Als nächstes verbringen wir einige Tage in Kapstadt inklusive einem Ausflug in die Winelands. Dazu im nächsten Artikel mehr.

Alles Liebe, Anika

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