Eastern Cape (Luxus-)Safari und ein teurer Fehler

Die Drakensberge inkl. Sani Pass sind erfolgreich erobert worden, jetzt sind wir parat, um verwöhnt zu werden und die nächsten Tage etwas Luxus zu geniessen. Am Morgen in The Shire nehme ich mir noch Zeit für eine kurze Wanderung durch die Wälder (unspektakulär aber schön). Die anderen bleiben in den Hütten und wollen endlich los, denn heute fahren wir ins Kwandwe Private Game Reserve, eines der grössten privaten Game Reserves in Südafrika. Das Erlebnis in der Great Fish River Lodge wird exklusiv, luxuriös und vermutlich Safari-technisch ebenfalls grossartig - soweit zumindest unsere Einschätzung nach den Recherchen in der Vorbereitung. Wir konnten im Voraus mit ein bisschen Verhandlungsgeschick und Geduld ein deutlich reduziertes Angebot für die kommenden drei Nächte Safari erhalten. Das ist zwar immer noch grenzwertig vom Budget her, aber die normalen Rates hätten wir uns nicht leisten können/wollen und wären anderswo auf Safari gelandet.

Denn bekanntlich sind wir immer gerne auf Safari und bekommen davon kaum genug, sei es auf eigenen Erkundungsfahrten oder auf geführten Touren. Am liebsten sind wir mittlerweile in unserem eigenen Camper unterwegs, aber auch gute Selbstversorger-Unterkünfte schätzen wir. Und natürlich lassen wir uns auch hin und wieder gerne in einer All-inclusive Lodge verwöhnen sofern es in den Rahmen passt, wie eben jetzt auch in Kwandwe, wo wir Marc und Isa auch diese Seite von Safari zeigen möchten. Die Ankunft im Reserve ist sehr angenehm, wir werden mit Begrüssungsdrink von unserem Guide Rob im Park-Zentrum begrüsst. Unser Gepäck wird auf einen Landcruiser verladen, Henry sicher geparkt und dann fahren wir auch bereits eine erste kurze Safari auf dem Weg in unsere Unterkunft. Bei der Ankunft auf der Terrasse mit Blick über den Great Fish River (nicht zu verwechseln mit dem Fish River & Canyon in Namibia) sehen wir auch schon ein paar Giraffen, Nyalas, Waterbucks und Impala und realisieren alle: Wow, das wird grossartig hier!

Die Wege zu den einzelnen Unterkünften sind wunderschön gestaltet, inklusive einer kleinen Brücke und einigen Nyalas, die sich auf dem nicht-umzäunten Gelände wohlfühlen. Wir kommen in unser Zimmer (lese: eine kleine Villa) und stellen auch hier fest: Hier ist alles richtig gut durchdacht, hochwertig und wirklich gastfreundlich, hier fühlt man sich automatisch wohl und verwöhnt. Wir erhalten sogar zusätzlich noch ein Hochzeits-Paket mit Massage-Gutschein, Tasche, Snacks, Tassen und mehr! Und wir bestaunen die Zimmerbeleuchtungen, die Badewanne, die Aussicht und sind einfach überwältigend. Rein vom Zimmer her vermutlich etwas vom besten und schönsten was wir je auf Reisen hatten. Hier bekommt man definitiv etwas für sein Geld und umso mehr sind wir jetzt gespannt auf den Game Drive am Nachmittag. Vorher geniessen wir aber noch einen gemeinsamen Lunch auf der Terrasse, der auch super lecker ist. Um es gleich vorwegzunehmen: Die drei Tage hier sind wirklich grossartig und erfüllen unsere (hohen) Erwartungen vollumfänglich. Wir haben eigentlich nichts auszusetzen (ein bisschen besseres Wetter wäre nett gewesen) und konnten es voll geniessen. Das Essen ist hervorragend, die Zimmer und Massagen top, die Lage super - was wollen wir mehr?

Ok, mehr wollen wir natürlich schon, nämlich super Safaris. Aber auch hier haben wir Glück, denn Rob, unser Guide für den Aufenthalt, ist ausgezeichnet. Wir stellen sogar auf Anhieb ein paar gemeinsame Bekanntschaften fest (er absolvierte 2019 seine Ausbildung bei Ecotraining mit jemandem, den wir kennen) und merken, dass er nicht nur motiviert, sondern auch super gastfreundlich ist und uns wirklich viel zu erzählen hat und beibringen kann. Auch die einzelnen Sichtungs-Wünsche (Hippos, Giraffen, Geparden und in einer Elefantenherde stehen) werden über die Tage alle mehr als erfüllt. Die Nashörner sind ebenfalls grossartig, sei es in Gruppen von bis zu acht oder mit Jungtier. Persönlich für uns ein Highlight sind dann vor allem ein paar Bat-Eared Foxes (Löffelhunde), denen wir eine längere Zeit vormittags folgen und sie beim Buddeln, Wühlen und Essen beobachten können. Aber wir sehen auch halbstarke Löwen, als sie fast ein erwachsenes Wildschwein jagen und erlegen. Wir beobachten Geparden und Löwen beim Fressen und natürlich viele kleinere Tiere und Vögel auf den Drives. Es ist wirklich etwas los und das zu befahrene Gebiet ist so gross, dass wir in drei Tagen abgesehen von der Zufahrt zu Lodge kaum zweimal dieselben Strecken fahren.

Wir sind sehr happy mit den Tagen und spüren auch, dass der Safari-Teil und Kwandwe bei den anderen Beiden sehr gut angekommen ist. Entsprechend ist die Latte hoch für die kommenden zwei Tage im Addo Elephant National Park und der Zeit auf Self-Drive Safari. Wir freuen uns auf die für uns neue Unterkunft im Nyathi-Camp und sind dann auch gleich sehr erfreut, auf der Anfahrt bereits einige Tiere wie Elefanten hautnah und oder fleissige Erdmännchen bei der Arbeit (=Löcher graben) zu sehen. Wir beziehen unsere grosszügige Selbstversorger-Unterkunft, richten uns erstmal ein und geniessen die View. Nyathi ist eine umgewandelte ehemalige Lodge und erst seit etwa fünf Jahren im Angebot von SANParks im Addo. Es ist etwas teurer als durchschnittliche SANParks-Unterkünfte, dafür erhält man eine exklusive Anfahrt, grossartige Aussicht im nördlichen Teil des Addo-Parks, aber muss dafür auf Restaurant & Shop verzichten. Für uns zu viert lohnt sich das absolut. Am Abend freuen wir uns besonders als wir Nashörner von der Terrasse hoch über der Ebene sehen - Safari von der Unterkunft aus ist immer toll. Wir hätten sogar noch einen kleinen Pool (für den das Wetter aber wärmer sein müsste) und geniessen deshalb einen Spieleabend mit Braai drinnen und starten am nächsten Morgen sehr gemütlich.

Der kommende Safari-Tag beginnt mit blauem Himmel und grosser Begeisterung, wir haben vor durch den Hauptteil bis ans Meer zum Colchester Beach zu fahren. Kaum sind wir vom ersten Lookout, dem Zuurkop Viewpoint, wieder losgefahren stelle ich aber erschrocken fest: Ich habe eine meiner Kameras nicht mehr bei mir! Während ich die anderen am Spekboom Hide auslade und zügig zum Aussichtspunkt zurückfahre, weiss ich auch weshalb: Um dort mit dem Fernglas Elefanten in der Ferne zu beobachten, habe ich die Kamera neben mir auf eine Sitzbank gelegt, wenige Meter vom Auto entfernt. Als wir wieder am Einsteigen waren, ging sie mir vergessen und weil ich für einmal (was eher die Ausnahme ist) Beifahrer bin, fällt mir beim Einsteigen nicht sofort auf, dass die Kamera nicht an ihrem angestammten Platz ist.

Keine 10 Minuten später am Aussichtspunkt sind kaum Leute da, aber leider auch keine Kamera. Niemand hat etwas beobachtet und während ich anfangs noch Hoffnung habe, dass womöglich jemand die Kamera dort gefunden hat und bei der Reception oder Gate abgibt, schwindet diese je länger je mehr.

Wir versuchen den restlichen Tag wirklich viel: von Aushang-Zettel beim Main Camp, im Shop, der Reception, Anrufen an verschiedensten Orten und herumfragen bei anderen Gästen, aber es ist alles erfolglos, die Kamera (& das teure Tele-Objektiv) ist weg. Was für ein dummer und vermeidbarer Fehler, aber gleichzeitig auch eine Enttäuschung: Ich hätte nicht gedacht, dass in einem Nationalpark innert so kurzer Zeit sowas sofort geklaut wird, vor Allem, weil kaum eine Handvoll Personen dort waren, mit grosser Wahrscheinlichkeit auch nur andere Touristen. Fast mehr als der monetäre Wert ärgert mich allerdings der Verlust von rund zwei Wochen Foto und Videomaterial (unter anderem von Kwandwe) seit dem letzten Kopieren auf den Laptop. Das ist auch der Grund, weshalb leider nur wenige Safari-Fotos von Kwandwe dabei sind (immerhin ein paar von der Zweitkamera + Handyfotos). Somit fehlen uns jetzt leider ziemlich viele Foto-"Highlights".

Den Diebstahl melden wir am nächsten Tag auf der Polizeistation in Addo. Das aber mehr als Formsache, denn mit der Verlustmeldung erhalte ich immerhin einen Teil von meiner Versicherung ersetzt. Trotzdem trübt dieses Erlebnis die Stimmung vor allem von Anika und mir und wir brauchen ein-zwei Tage, um auf dieser Reise wieder positiv vorwärts schauen zu können.

Der Addo-Besuch wie auch Colchester Beach waren auf jeden Fall den Besuch wert. Vielleicht war es aber von der "Fallhöhe" nach dem super Kwandwe-Erlebnis und dem Kamera-Diebstahl auch nicht so ideal. Wirklich gute Stimmung kommt dann zwei Tage später aber wieder bei allen auf, als wir in Tsitsikamma zum Storm River Mouth runterfahren. Zuerst dieser fantastische Küstenregenwald und dann öffnet sich die Vegetation mit der Aussicht auf das Camp direkt am Meer. Das ist auch für uns beim dritten Mal immer noch ein Wow-Effekt und für Marc und Isa erst recht. Auf der Anfahrt in den Nationalpark haben wir noch kurz "The Big Tree" an der N2 besucht, was ganz schön, aber nicht überragend war. Am Storm River Mouth haben wir zwei hübsche kleine Forest Huts mit direktem Blick aufs Meer (sehr empfehlenswert) und spazieren zur Hängebrücke, bevor wir abends im Cattle Baron essen gehen. Nichts spezielles, aber doch ganz gut. Das Restaurant ist nach dem Brand von Ende 2016 (wenige Tage nach unserem letzten Besuch im Tsitsikamma NP) immer noch in einem provisorischen Zelt, aber immerhin haben mittlerweile die Aufbau- und Bauarbeiten für einen neuen Shop/Restaurant-Block begonnen. Wir können uns am Sonnenuntergang direkt über dem rauschenden Meer kaum satt sehen und freuen uns einfach hier sein zu können. Kamera hin oder her, vielleicht ist es auch ein bisschen ein Wink an mich und uns solche Momente weniger zum Festhalten auf einem Gerät zu erleben, sondern einfach nur zu geniessen und für uns im Gedächtnis als Erinnerung zu behalten.

Weil die Canopy Tour in den Drakensbergen uns so viel Spass gemacht hat, beschliessen wir in Tsitsikamma die "Original"-Tour ebenfalls noch zu absolvieren. Erstaunlich ist dann für uns aber wie unterschiedlich diese Touren sind. Gegenüber der Lockerheit und Freude, die wir sonst schon auf den Touren erlebt haben, wird hier in Tsitsikamma alles strikt reguliert. Es gibt klare Ansagen, eine einzuhaltende fixe Reihenfolge der Teilnehmenden, den Spass gibt es gefühlt nur auf Befehl (dafür wird extra ein Go-Pro-Video aufgenommen, das wir am Ende der Tour noch kaufen sollen/könnten), es wird auswendig-gesagtes Wissen wiedergegeben und mit Rückfragen eher nicht gerechnet. Dafür rauschen wir durch die tollen Yellowwood-Bäume und sehen sogar ein Chamäleon. Insgesamt sicher sehr schön, aber auch die einzelnen Ziplines sind definitiv weniger spektakulär als z.B. in den Drakensbergen, Malolotja oder Magoebaskloof, wo wir diese Touren auch schon gemacht haben.

Wir essen noch etwas und fahren dann weiter nach Jeffreys Bay, unserer letzten gemeinsamen Unterkunft zu viert. Hier haben wir uns eine Airbnb-Unterkunft direkt am Strand ausgesucht und möchten einfach nochmal entspannen, bevor wir Marc und Isa am folgenden Tag nach Port Elizabeth an den Flughafen bringen. Für einmal ist es eine Airbnb-Unterkunft, die ansonsten von einer (amerikanischen) Surfer-Familie effektiv bewohnt wird. Das sieht man einerseits an den vielen privaten Bildern und Gegenständen, andererseits am eher amerikanisch anmutenden riesigen Kühlschrank, TV und sonstigen Küchen-Geräten. Insgesamt ist das Haus aber sehr schön eingerichtet und ein Hit vor allem mit der grossen Spiegel- und Glasfront im Wohnzimmer mit Terrasse und Blick aufs Meer. Wir geniessen die Zeit am Meer und essen abends im Kitchen Windows Restaurant (Reservation dringend empfohlen), welches gemeinsam mit der Surfer-Szene Bekanntheit über Jeffreys Bay hinaus erlangte. Super leckeres Essen und toller Service runden die letzten zwei Wochen ab, die wir in Begleitung zu viert verbringen durften.

Nach diesen ereignisreichen und turbulenten Tagen bleiben Ani und ich eine weitere Nacht in Jeffreys Bay, danach fahren wir in Ruhe weiter Richtung Kapstadt, wo wir Ende November den nächsten Fixpunkt unserer Reise haben. Das gibt uns eine gute Woche Zeit, die wir flexibel und spontan einteilen möchten, ohne grosse Pläne und Erwartungen. Dabei entdecken wir unter anderem das beste Brot in Südafrika, einen richtig coolen Spielplatz, werden morgens von Zebras geweckt, gehen Shoppen auf einem Markt und lassen uns von der Botanik begeistern. Mehr dazu im nächsten Bericht.

 

An dieser Stelle nochmals ein grosses Danke an Marc und Isa für euer Vertrauen in uns bei der Reiseplanung und -durchführung. Es war eine super Reise mit euch. 

 

Liebe Grüsse und bis bald,

Flo

 

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