Ein neuer Versuch in Zimbabwe 2022

Erinnerungen an Zimbabwe sind bei uns gemischt: Während ich das Land und die Leute besonders als Kind mehrheitlich positiv erlebt habe, war Ani und mein letzter Besuch bei der gemeinsamen Familienrückkehr 2017 doch recht durchwachsen. Hauptgrund dafür war die politische Situation (damals noch unter Mugabe), in welcher Schikanen durch Behörden und insbesondere die Polizei auch ausländischen Touristen das Leben und Reisen schwer machten.

Entspannende Tierbilder, weil es vom Grenzübertritt keine gibt
Entspannende Tierbilder, weil es vom Grenzübertritt keine gibt

Mit einigen hundert US$ Buss-/Schmiergeld für erfundenen oder an den Haaren herbeigezogenen Vergehen und etlichen nervenaufreibenden Polizeikontrollen war das Bereisen von Zimbabwe alles andere als angenehm.

Fünf Jahre später hat sich im Land nicht alles geändert und die schwierige wirtschaftliche Situation besteht weiterhin, aber gemäss Berichten gehören zumindest die Polizeischikanen der Vergangenheit an. Aus diesem Grund und weil es auf dem Weg von Zambia nach Südafrika offensichtlich auf der Route liegt, wollen wir Zimbabwe nochmals eine Chance geben und zumindest für einige Tage mit Mana Pools und Great Zimbabwe ein paar weitere Highlights des Landes erkunden.

Eine weitere grosse Hürde eines Zimbabwe-Besuchs, zumindest mit einem Auto aus den Nachbarländern kommend, ist der Grenzübergang. Mit Beit Bridge hatten wir schon Erfahrung (stundenlanges Warten, unübersichtlicher Prozess und willkürliche Gebühren und viele Horror-Geschichten anderer Reisenden), Chirundu kennen wir noch nicht und die Berichte sind nicht ganz so dramatisch. Trotzdem wollen wir früh da sein, denn wir möchten noch zeitig in Mana Pools resp. der Chikwenya Lodge von Wilderness ankommen. Nach der nicht wie geplanten Tank-Aktion auf der Zambischen Seite (siehe letzter Artikel) lassen wir uns von einem Helfer von seinen Diensten überreden - nach Verhandlungen des Preises für 10$ statt Anfangs geforderten 100$ für seine Dienstleistungen plus einer Auflistung aller notwendigen Gebühren. Um kurz nach 9 Uhr kommen wir schliesslich nicht so früh wie eigentlich gedacht an der Grenze an.

Als erstes werden wir aus dem Gebäude wieder rausgeschickt - wir haben keine Hygiene-Maske auf. Für 1$ pro Stück könnte man eine kaufen. Nein danke, wir haben noch welche im Auto. Dass ausser uns fast niemand eine Maske trägt (auch nicht die Beamten, die uns rausschicken und auch nicht unser Helfer) ist ein Hohn, aber zeigt gleich im Ansatz wie es hier läuft. Während die Ausstellung der Visa «relativ schnell» erledigt ist, wird es mit dem Auto komplizierter. Das TIP (Temporary Import Permit) muss via Engine & Chassis-Nummer überprüft werden. Dies passiert in einer Garage irgendwo auf dem Gelände, wo ein gutes Dutzend andere Fahrzeuge stehen und es sehr gemächlich zu und her geht. Für ein paar weitere Dollar würden wir hier schneller abgefertigt werden, sonst könnte es einige Stunden dauern, meint zumindest unser Helfer. Verhandelte 10$ und 10 Minuten später sind wir hier durch und jetzt wird es so richtig kompliziert: Jedes Auto bräuchte für den Grenzübergang in Chirundu (nur in Chirundu, sonst in Zimbabwe nicht) eine aktuelle, nicht älter als 30 Tage alte Vehicle Police Clearance, d.h. eine Bestätigung der Polizei, dass das Auto weder gesucht noch gestohlen ist und effektiv uns gehört. Diese kann man in Südafrika theoretisch zwar besorgen, dauert aber in der Regel mindestens eine Woche und ist ein grosser bürokratischer Aufwand. Kein Mietauto von Bushlore oder einem anderen Vermieter hat diese, wie uns auch bei Bushlore und an anderen Orten mitgeteilt wurde. In Zambia wurde ebenfalls danach gefragt, aber nachdem wir uns als Touristen erkenntlich gezeigt haben, wurde darauf verzichtet.

Unser Helfer meint, dass es «sehr kompliziert» werden könnte, wenn wir diese nicht hätten. Er wüsste aber einen Weg, via einer weiteren Gebühr, die 50US$ kosten würde. Ausserdem bräuchten wir noch eine CVG (Commercial Vehicle Guarantee) für 100 US$, weil wir ein kommerzielles Fahrzeug ins Land einführen würden. Ein 4x4-Camper sei ausserdem immer in dieser Kategorie. Jetzt beginnt ein mühsames, aber scheinbar notwendiges hin- und her indem uns gesagt wird, dass es sehr gefährlich sei, mit der Interpol-Polizei zu sprechen ohne die Police Clearance - die seien knallhart. Ich wiederum weiss von anderen Berichten und anderen Reisenden, dass dem nicht so ist und zeige eine (willkürliche) Nachricht eines Reisecommunity-Mitglieds, welches wenige Tage zuvor ohne Clearance und mit 20US$ Gebühr für die CVG durchgekommen ist. Auf dieses Angebot bestehe ich auch und bin sonst gewillt, das ganze restliche Prozedere ohne Helfer durchzugehen. Etwa 30 Verhandlungsminuten später willigt unser Helfer ein und somit kommen wir in den Genuss eines merkwürdigen Hinterzimmer-Gesprächs mit mehreren Polizeibeamten (?), die zwar freundlich sind, aber meinen, wir könnten ja kühle Getränke «oder ähnliches» durch das Fenster reingeben bevor wir den Grenzposten verlassen. Ausserdem finden sie es sehr amüsant Anika dazu aufzufordern doch mal zu lächeln und ein freundliches Gesicht zu machen. Diese unfreundlichen bis sexistischen Ansagen werden gemütlich in den Bürostuhl gefläzt und mit einer Tasse Tee, die eindeutig nach Schnapps riecht, getätigt.  

Third Party Insurance, Road Tax, Carbon Tax, CVG und sonstige Gebühren belaufen sich auf insgesamt ca. 70$ und nochmals eine Stunde später sind wir mit allem Papierkram durch, geben unserem Helfer die vereinbarten 10$ (der damit überhaupt nicht zufrieden ist, uns aber weiterziehen lässt) und unser Thema «Grenzübergang Zimbabwe» ist um ein weiteres Kapitel reicher. Die zweieinhalb Stunden waren vielleicht nicht so chaotisch und anstrengend wir die letzten beiden Male in Beit Bridge, aber ein ordentliches Nervenkostüm, gute Vorbereitung, harte Verhandlungen (und/oder viel Schmiergeld) und einiges an Zeit ist weiterhin notwendig.

Zum Glück ist die Fahrt bis nach Mana Pools eher unkompliziert, nur für den Eintritt und die Parkgebühr muss man nochmals eher unnötige 7km bis ins Head Quarter weiterfahren, um dann dieselbe Strecke wieder zurückzufahren. Im Park selbst ist die Hauptpiste sehr wellblechig, aber gut und sicher je nach Zustand mit 40-80km/h befahrbar. Der Abzweiger nach Chikwenya (welches eine eigene Concession direkt angrenzend an Mana Pools ist) ist ein wenig rauer, aber auch gut machbar, so dass wir um etwa 14 Uhr dann in der Chikwenya Lodge ankommen. Hier fühlen wir uns auf Anhieb wohl, der Empfang vom Lodge Manager Simba mit seinem ganzen Team ist sehr herzlich und freundlich, wir erhalten sogar ein kleines Honeymoon-Dankeschön und auch noch einen (späten) Lunch. Im Gegensatz zum Shumba Camp wirkt auch das komplette Camp noch gut im Schuss, die Zelt-Zimmer sind gross und luxuriös, die Aussicht ist top und die Ausstattung lässt auch keine Wünsche offen.

Wir werden gefragt, ob wir am Nachmittag Lust auf eine Bootsfahrt auf dem Zambezi zu zweit hätten (haben wir natürlich) – die anderen Gäste der Lodge sind zwei Mitarbeiterinnen eines Reisebüros sowie eine Gruppe Hobbyfischer, welche ihren eigenen Tagesablauf hätten. Das Highlight der sehr ruhigen, entspannten und wunderschönen Tour kommt dann aber am Ende, als beim vorbereiteten Sundowner direkt am Bootssteg nicht nur Drinks, sondern auch eine Herde Elefanten auf uns wartet! Sie sind aber so nett und überlassen uns den Tisch und die Getränke, während die Herde sich für den Sonnenuntergang im Fluss positioniert - was für ein wunderschönes Bild. Der Sundowner gehört zu den besten, die wir je hatten. Am Fluss wurde eine gesamte Bar inklusive diverser Snacks aufgebaut. Da Anika nicht viel Alkohol trinkt, aber Amarula liebt, ist Simba sehr erfreut ihr seinen Spezial-Cocktail zu mixen. Amarula mit Wodka und Kahlúa – er nennt ihn «White Simbabwean» in Anlehnung an «White Russian» ;-)

Am Abend plaudern wir am Feuer bei einem weiteren Amarula noch eine Runde mit den anderen Gästen. Die Gruppe Angler, bestehend aus (weissen) Zimbabwern, erzählt von ihrer Rückkehr ins Land, nachdem fast alle einmal ausgewandert und wieder zurückgekehrt sind und teilen uns ihre eher kreativen Wege mit, um Geld an der Korruption und dem Staatsapparat vorbeizuverdienen. Und sie möchten uns wirklich klarmachen, dass aus ihrer Sicht Zimbabwe den Südafrikanern «wirtschaftlich 5 Jahre in der Entwicklung voraus sei». Wir hören den Erzählungen mit einer Portion Skepsis zu, sind aber umso mehr gespannt auf die nächsten Tage im Land.

Vorher geht es aber nochmals auf Safari, dieses Mal als Morning Game Drive entlang dem Flussufer. Landschaftlich kann zwar die zimbabwische Seite nicht ganz mit den attraktiven Wäldern um Anabezi mithalten, aber es ist ebenfalls tier- und abwechslungsreich. Besonders scheinen hier die Krokodile zu sein, respektive die Krokodil-liebenden Löwen. Diese haben sich die Fähigkeit angeeignet Krokodile zu schnappen und zu fressen. Wir sehen diverse Krokodil-Kadaver – etwas, das man auch nicht alle Tage sieht. Ausserdem beobachten wir ein Krokodil, welches sich gerade an einem (toten) Stück Hippo-Haut abmüht und es einige Meter weit ins Wasser schleppt.

Nach der schönen Übernachtung in Chikwenya fahren wir in den Hauptteil des Nationalparks und verbringen noch eine Campingnacht in Mana Pools. Wir erhalten einen schönen Platz direkt am Fluss und geniessen die Aussicht. Die Facilities auf dem Campingplatz sind leider recht heruntergekommen und vieles ist kaputt oder notfallmässig repariert.

Von Mana Pools geht allerdings bis heute eine gewisse Faszination für viele Besucher aus, sei es wegen der Landschaft oder der Tatsache, dass man hier das Auto im Nationalpark verlassen und zu Fuss herumlaufen kann. Wir sehen dies dann auch bei einer schönen Löwensichtung. Irgendwie fühlt es sich aber doch falsch an, wenn Menschen sich zu Fuss den Löwen nähern und so versuchen ein noch besseres Foto zu schiessen. Wir verzichten darauf und geniessen die Sichtung – wie gewohnt – aus dem Auto heraus, ich gehe dann dafür ein wenig im und um das Camp herum spazieren und vor allem Vögel und nicht ganz so gefährliche Tiere beobachten.

Als nächstes geht es für uns zu den Ruinen von Great Zimbabwe. Einen Ort, den ich schon besucht habe, allerdings ist das schon ein paar Jährchen her, Anfang 90er-Jahre.

Heute kommen wir vormittags auf dem erstaunlich vollen Parkplatz an, der mehrheitlich mit Bussen gefüllt ist und erfahren, es für jede Schulklasse in Zimbabwe Pflicht ist, die Kulturstätte zu besuchen. Wir bahnen uns also unseren Weg durch viele aufgeregte Kinder mit den typischen grossen Schlapphüten, die zu den Schuluniformen gehören. Für einen geringen Aufpreis können wir zu unserem Eintritt auch gleich eine geführte Tour buchen. Unser Tourguide ist sehr sachkundig und sympathisch. Im Gespräch mit ihm erfahren wir, dass er Archäologiestudent ist und nächstes Jahr, wenn er seinen Abschluss gemacht hat, an neuen Ausgrabungen in Great Zimbabwe beteiligt sein wird.

Die von ihm geführte Tour ist kein Spaziergang – es geht steil bergauf und das in der prallen Sonne. Wir erfahren aber viel über den Ort, die sozialen Strukturen der ehemaligen Bewohner und die Verbindung zu zum Beispiel Mapungubwe in Südafrika, welches wir bereits kennen.

Ansonsten verbringen wir in Zimbabwe  auch einfach viel Zeit auf der Strasse, um Kilometer zu machen und wieder zurück nach Südafrika zu kommen. Wir übernachten dabei auf netten Campingplätzen, die wir meist über die sehr hilfreiche iOverlander-App finden (Denise's Kitchen ist ein super Zwischenstopp auf halbem Weg von Harare nach Masvingo). Auch das in "Clevers" umbenannte Norma Jeane's Lakeview Resort ist ein gut gelegener Stopp und absolut empfehlenswert.

Das Fahren in Zimbabwe ist nicht mehr mit unseren schlechten Erlebnissen von 2017 zu vergleichen. Es gibt zwar vereinzelt noch Roadblocks und Polizeikontrollen, allerdings wollen sie dort jeweils nur den Führerschein und die Versicherungspolice sehen. Hier hat ein grosser Wandel stattgefunden. Wir fantasieren über Umschulungen, die alle Polizisten und Polizistinnen absolvieren mussten, um freundlich gegenüber Autofahrern und Touristen zu sein und keine absurden Bussen mehr zu verteilen. Wir sind jedenfalls hoch erfreut über diese Veränderung und lassen auch die schlechten Launen einiger Polizisten über uns ergehen – immerhin das ist unverändert.

Eine wirklich nette und amüsante Begegnung mit einem Polizisten haben wir aber auch: Während ich meinen Führerschein herauskrame, bemerkt der Polizist unseren kleinen FC Basel-Schal, der mit Saugnäpfen am rechten Rückfenster von Henry befestigt ist. "I know FC Basel, they play in the first league in Switzerland. Like Zurich, Sion, Young Boys. They played 0-0 last match against Servette!" Völlig baff und fast sprachlos meint ich, dass das wohl korrekt sei, wir aber in den letzten Tagen kaum Internet hatten und ich mir nicht 100%ig sicher sei. Der Polizist ist dabei nichtmal eine so grosse Ausnahme: Nicht selten treffen wir Leute an, welche sich mit den Teams und Resultaten der Schweizer Liga überraschend gut auskennen. Der Grund dafür ist nicht etwa, dass die Liga qualitativ so attraktiv ist oder im südlichen Afrika Werbung macht, sondern die weit verbreiteten Sportwetten-Angebote und -Lokale hier.

Nicht nur bei den Polizisten, auch bei den Strassen hat es positive Verbesserungen gegeben. Fast auf der gesamten Strecke von Harare bis zur Grenze in Beit Bridge wurde die Fahrbahn erneuert und teilweise auch auf vierspurig ausgebaut oder zumindest wird an diversen Stellen noch fleissig gebaut. Oder wie einer der Mitarbeiter in der Lodge in Mana Pools zu uns meinte: Ganz so viel hätte sich mit dem neuen Präsidenten nicht geändert. Staats- und Steuergelder würden immer noch veruntreut und die Korruption wäre gross, aber immerhin würden die unter der Hand an Freunde und Familienmitglieder vergebenen Aufträge jetzt immerhin auch für die Bevölkerung eine Verbesserung bringen: «They still steal our money, but at least we get new roads in exchange.»

Was sich hingegen noch nicht gross geändert hat, ist die Fahrweise vieler Fahrzeuglenkenden und auch die generelle Strassensicherheit. Unfällen begegnen wir immer wieder und einer davon bringt fast unsere Pläne durcheinander: Auf einer Passstrasse stürzt ein Lastwagenanhänger mit Container exakt an der Stelle, wo es weder links noch rechts ein Vorbeikommen gibt und es bildet sich darauf ein stundenlanger Stau. Die eher hoffnungslose Versuche eines Lastenkrans, den umgestürzten Container wieder auf den Anhänger zu bewegen sind aufgrund des zu kleinen Krans bereits im Voraus zum Scheitern verurteilt. Als nach über eine Stunde vieler Versuche keine Veränderung in Sicht ist, organisiere ich eine kleine Gruppe von anderen Fahrern und wir versuchen dem Kranführer vorsichtig aber bestimmt mitzuteilen, dass er bitte einfach nur den Container aus dem Weg räumen könnte, um dann wenigstens den (kilometerweit gestauten) Verkehr wieder fahren zu lassen. Nach ein paar Diskussionen und diversen befürwortenden Zuschauern/Schaulustigen wird dem Plan zugestimmt und nach knapp zwei Stunden Warten können wir dank zusätzlicher Koordination (zuerst die Autos, dann die LKWs...) endlich weiterfahren. Ob wir ohne Eingreifen die Nacht dort verbracht hätten?

Eine weitere Veränderung wartet dann am berüchtigten Grenzübergang Beit Bridge auf uns. Es gibt ein komplett neues und modernes Gebäude, in dem Ein- und Ausreise zusammen abgefertigt werden. Man bekommt einen QR-Code, der an jedem Schalter eingescannt wird und man kann draussen auf dem Parkplatz auf einer grossen Anzeigentafel anhand des eigenen Nummernschildes sehen, ob man alle nötigen Posten durchlaufen hat und passieren darf. Nach wie vor ist es aber sehr undurchsichtig an welchem Schalter man sich wann anstellen muss und welche Gebühren zu verrichten sind. Auch belagern sofort nach Ankunft mehrere «Helfer» inklusive einem Parkplatzwächter unser Auto, die am Ende alle Geld haben möchten. Wir bleiben dieses Mal allerdings hart und geben kein Geld – haben dies aber auch von Anfang an allen so mitgeteilt.

Durch unsere bisherigen negativen Grenzübertrittserfahrungen sehr skeptisch eingestellt, hinterfragen wir die ein oder andere Gebühr – z.B. ist eine (nirgendwo beschriebene oder definierte) Gebühr zu verrichten, um über die Brücke nach dem Grenzübertritt fahren zu dürfen. Offizielle Begründung des Beamten ist, dass das ja überall auf der Welt so sei und wir doch sicherlich auch in unserem Heimatland eine Brücken-Gebühr jeweils zahlen müssen. Kurz stelle ich mir den enormen Reichtum vor, den Basel mit all den Rheinbrücken anhäufen könnte und teile dem enttäuschten Beamten anschliessend mit, dass dem nicht so sei. 

Nach wie vor gibt es genügend Raum für Schmiergeldzahlungen und krumme Geschäfte, da eine einfache Auflistung der Reihenfolge der Stationen sowie eine zugängliche Gebührenordnung nirgendwo aufgehängt bzw. vorhanden ist. Alles in allem verläuft unser Grenzübertritt in Beit Bridge aber erfreulicherweise relativ einfach und schnell, ca. eine halbe Stunde benötigen wir dafür. Sicherlich ist dies auch dem Umstand geschuldet, dass wir hier Zimbabwe verlassen und nicht einreisen, aber durch das neue Gebäude und die neue Technik scheint Beit Bridge etwas von seiner bisherigen Dramatik verloren zu haben.

Einen kurzen Schreckmoment gibt es dann aber doch noch: Als wir alle nötigen Stempel hatten, alle Gebühren bezahlt sind und wir an der Schranke zur effektiven Ausreise stehen, mustert der Grenzbeamte uns, unsere Pässe und unser Auto sehr kritisch und fragte «Who is the Vice President?». Wir gucken uns entgeistert an und ich frage unsicher nach, wessen Vizepräsident er denn meine. Daraufhin wiederholt der Grenzbeamte die Frage nur nochmal und ich antworte, dass ich leider den Namen des aktuellen Vizepräsidenten von Zimbabwe nicht kennen würde, aber wofür das denn wichtig sei? Ein weiterer finsterer Blick, der sich schliesslich in ein Lachen verwandelt. «SHE is your Vice President» sagt er schliesslich laut lachend und zeigt auf Anika. Ich gucke Ani an und sage zu ihm, dass es bei uns in der Ehe keinen Präsidenten und Vizepräsidentin geben würde und wenn, dann wäre Anika wohl eher die Präsidentin. Das kann Herr Grenzbeamte wiederum nicht wirklich nachvollziehen und beharrt darauf, dass der Mann resp. ich das Sagen haben müsse. Wir lassen ihm seine Ansichten und dürfen nach dieser merk- oder denkwürdigen letzten Konversation Zimbabwe in Richtung Südafrika wieder verlassen. Die Einreise nach Südafrika verläuft wiederum unspektakulär innerhalb weniger Minuten und wir sind froh wieder «heimischen» Boden unter Henrys Rädern zu haben. 

 

Liebe Grüsse,

Flo & Anika

 

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