Zambia - Im Land der Fahrräder und Buschfeuer - Teil I

VON LIVINGSTONE ZU DEN BUSANGA PLAINS

 

Während dieser Reise soll uns unser Weg nun also zum ersten Mal durch Zambia und damit deutlich weiter nördlich führen, als wir sonst unterwegs waren. 

Für den Grenzübertritt, haben wir uns in Kazungula mit einem Agent, der mit Bushlore zusammen arbeitet, verabredet. Dieser hilft uns dann auch sehr durch das gewohnt undurchsichtige Gewusel bei einem Grenzübertritt in Afrika. Der Grenzposten in Kazungula ist ziemlich modern, die Abläufe aber nicht weniger unkompliziert als auch wo anders. 

Das gesamte Prozedere an Grenzübertritten ist für mich jeweils ziemlich einschüchternd. Vielleicht ist es dem geschuldet, dass wir in Europa nicht mehr an Grenzkontrollen gewöhnt sind, jedenfalls überkommt mich dieses schlechte Gefühl an Grenzen in Afrika jedes Mal. Ich bin extrem angespannt und warte ständig darauf, dass irgendein Grenzbeamter mir sagt was ich falsch gemacht habe und welche Konsequenzen dies nun haben wird. 

Natürlich weiss ich, dass diese Befürchtungen nicht wirklich gerechtfertigt sind und dass die Tatsache, dass ich mich an einem kleinen dunkelroten Buch, welches mein deutscher Pass ist, festhalten kann, eines der grössten Versprechen ist, dass alles gut sein wird. Nur durch einen Pass und eine Nationalität, die ich bei meiner Geburt erhielt und eines der grössten Privilegien in meinem Leben darstellt. Es ist gut sich dies wieder einmal ins Gedächtnis zu rufen. In so ziemliches jedes Land der Welt ohne grössere Anstrengungen reisen zu können, Botschaften auf der ganzen Welt verteilt zu haben, die mir im Notfall helfen würden und eine politisch stabile Situation zuhause (und hier meine ich meine beiden Heimatländer Deutschland und die Schweiz), ist mehr als sich die meisten Menschen auf dieser Welt wünschen könnten. 

Zurück zum Grenzübertritt nach Zambia: Hier nehmen sie sich besonders viel Zeit, um zu überprüfen, dass das Auto mit dem man einreist auch wirklich geklärte Besitzverhältnisse hat und nicht gestohlen wurde. Nach zwei Stunden sind dann aber alle Papiere und Pässe gestempelt und alle Gebühren bezahlt und wir können unsere Reise fortsetzen. Etwas ärgerlich an den gezahlten Gebühren war noch, dass mir die Visa-Gebühr von 25 US$ verrechnet wurde, obwohl diese seit kurzem für deutsche Staatsbürger entfällt, wie wir am nächsten Tag zufällig in Livingstone lasen, wo damit gross Werbung gemacht wird. Ebenfalls unschön war der Versuch uns für die obligatorische Haftpflichtversicherung fürs Auto erst 750 Kwacha (ca. 50€) abnehmen zu wollen. Nachdem Flo, der sich zum Glück im Voraus über die Preise informiert hatte, protestierte, wurde der Preis dann in zwei Schritten (nochmaliger Protest war notwendig) auf 160 Kwacha (ca. 10€) gesenkt. Immer wachsam lautet das Motto, das uns durch ganz Zambia begleiten sollte. 

Von Kazungula geht es für uns nach Livingstone - eine recht kurze Strecke, die uns genug Zeit lässt die Eindrücke vom neuen Land in uns aufzusaugen. Und es gibt so einiges zu sehen neben der ländlichen Strasse. Sofort fällt uns die grosse Dichte an Fahrradfahrern (tatsächlich bis auf sehr wenige Ausnahmen nur Männer) auf, die ihre Fahrräder bis zur Grenze der Fahrtüchtigkeit mit allen möglichen Dingen beladen und damit neben der Strasse unterwegs sind. Frauen hingegen tragen hier vieles auf dem Kopf - von einer Schale mit Getreide bis hin zu riesigen Ästen fürs Feuerholz - sehr beeindruckend. In Livingstone übernachten wir auf dem Campingplatz der Maramba River Lodge, auf dem wir ein nettes Örtchen für unseren Henry finden. Am ersten Nachmittag geht es direkt zur Hauptattraktion der Stadt: die Victoria Falls oder eben "Mosi Oa Tunya - der donnernde Rauch". Wir haben die Wasserfälle bereits im Februar 2017 mit Flos Familie auf der Zimbabwischen Seite besucht und sind während diesem Besuch von allen Seiten nass geworden. Jetzt sieht das ganze deutlich gesitteter aus: die Vic Falls sind mit deutlich weniger Wasser als in der Regenzeit und von Zambischer Seite aus um einiges weniger eindrucksvoll. Trotzdem schön diesen besonderes Ort nochmal zu besuchen. 

Am zweiten Tag in Livingstone lassen wir es ganz gemütlich angehen, geniessen die schöne Aussicht auf einen Nebenfluss des Zambezis von der Terrasse aus und profitieren vom Internet, um unter anderem unseren Blog mit News zu füttern. 

Am Nachmittag haben wir noch eine Bootsfahrt über die Lodge gebucht. Wartend stehen wir pünktlich um 14:45 Uhr auf dem Steg und werfen prüfende Blicke zwischen den zwei Booten, die vor uns liegen hin und her. Das eine wirkt eher marode mit drei verschlissenen Campingstühlen darauf und nur noch halb intaktem Planen-Dach. Das andere hingegen macht den Eindruck gerade einem Hochglanzmagazin für Bootsbesitzer entsprungen zu sein. Edel liegt es in weiss und passend hell-beige abgestimmten Leder-Bänken, die im gesamten Boot zu finden sind, vor uns. Ich schicke ein Stossgebet ins Universum, dass es das Magazin-Boot wird, als eine vierköpfige Familie aus Südafrika zu uns stösst. Die Mutter und ich schauen uns kurz an und wir wissen beide, dass die andere denkt: zu sechst können wir eigentlich nur das grosse Boot nehmen. Abschliessende Erleichterung stellt sich dann ein, als unser Kapitän (in voller Traumschiff-Kapitänsmontur) die Bühne betritt und stolz das chice weisse Boot besteigt. 

Wir machen es uns auf unserem Luxusboot bequem und geniessen eine wundervolle Bootstour, die uns nicht nur die riesigen Dimensionen des Zambezis, sondern auf viele Vögel und Tiere aufzeigt. 

Nach den ersten Minuten fängt die Familie aus Südafrika an die mitgebrachten Taschen zu leeren und einen gesamten Apero riche auf den Tischen des Boots auszubreiten. Wir werden "genötigt" von allem mitzuessen und kommen sehr nett miteinander ins Gespräch. Die Sympathien sind gegenseitig und so verlängern wir das Zusammensein mit einem gemeinsamen Abendessen auf dem Campingplatz und gehen anschliessend mit ausgetauschten Telefonnummern und einer Einladung in Bloemfontein auseinander. 

Am nächsten Tag geht es für uns weiter in den Kafue Nationalpark. Hier möchte Flo unbedingt die Busanga Plains besuchen. Dafür müssen wir uns den Weg durch den wenig gelobten Süden des Parks bahnen. Im Reiseführer lesen wir von Einöde ohne Tiere, dafür mit vielen Tsetsefliegen und sehr schlechten Strassenverhältnissen. 

Plus Minus bestätigt sich dies dann auch. Wir wagen uns einmal von der Umgehungsstrasse, die an der Parkgrenze entlang führt und an der es mehrere Siedlungen gibt in den Park hinein, nur um 30min später überhaupt nicht mehr sinnvoll voran zu kommen und entnervt wieder zurück auf die Umgehungsstrasse zu fahren. Aufgrund der fortgeschrittenen Zeit und der ruppigen Strasse (mehr als 10-15km/h nicht möglich) verzichten wird entsprechend auf die Nanzhila Plains, einer der wenigen Orte, an dem es Tiere geben soll. 

Schliesslich kommen wir am frühen Abend erschöpft an unserem angepeilten Campingplatz namens Hippo Bay an. Der Campsite gehört zu einer Lodge, die nett am See gelegen ist. Wir werden in der Lodge begrüsst und obwohl wir direkt sagen, dass wir campen möchten, erstmal zur Lodge geführt. Dort werden wir nach unserem Wunsch für ein Begrüssungsgetränk gefragt. Flo nimmt eine Cola, ich lehne ab, weil ich eigentlich nur möglichst schnell aufbauen und essen möchte. Es werden die rasch die Formalitäten geklärt und wir wollen grad gehen, als es vom Lodge-Mitarbeiter heisst, dass die Cola noch bezahlt werden müsse und diese 100 Kwacha kosten solle. Von der ersten Artikulation machte es auf mich den Eindruck, dass das "Willkommensgetränk" kostenlos sei - dass dem nicht so ist, ist halb so wild, aber dass eine kleine 200ml Flasche Cola über 6€ kosten soll, kann dann doch irgendwie nicht sein. Flo fragt verwundert nach und nach etwas hin und her soll das Getränk dann noch 2 US$ kosten, was auch nicht grad preiswert, aber realistischer ist. Warum berichte ich hier so ausführlich über eine solche Kleinigkeit? Nun, es sind Situationen wie diese, die uns mehrfach in Zambia passiert sind und ein ungutes Gefühl bei mir hinterlassen haben. Situationen, in denen (bewusst oder unbewusst) versucht wurde uns einen deutlich höheren Preis zahlen zu lassen als dies korrekt wäre oder uns eine Gebühr für etwas aufzudrücken, die es eigentlich gar nicht gibt. Wenn wir dies angezweifelt haben oder nach einer Legitimation dafür gefragt haben, wurden die Versuche eigentlich immer fallen gelassen und alles passierte auf freundliche Art und Weise. Trotzdem empfinde ich diese Situationen als befremdlich und habe grosse Mühe damit, da es jeweils dann passierte, wenn man am wenigsten damit rechnete. Mehrheitlich haben wir es mit unglaublich freundlichen und hilfsbereiten Personen in Zambia zu tun gehabt, aber diese Situationen, in denen (nach meinem Empfinden) mal ausprobiert wurde, ob die weissen Touristen dumm genug sind, um diesen Preis oder diese Gebühr zu zahlen, trübte mein Bild etwas.

Auf dem Campsite sollten wir dann (mit Ausnahme von Lusaka) das einzige Mal nicht alleine sein. Eine mobile Campsafari mit zwei jungen Schweizerinnen ist ebenfalls da. 

Wir essen zufrieden eine Portion Pasta mit Pesto und sitzen anschliessend mit einem Glas Amarula ums Feuer und hören in der Ferne die Hippos grunzen, Hyänen lachen und Löwen brüllen - wunderbar klischeehaft! 

Mit den ersten Sonnenstrahlen erwachen nicht nur wir, sondern auch die Tsetsefliegen, die wir in weiten Teilen Zambias antreffen, wieder. Diese Biester kann man nicht so einfach wie eine Mücke erschlagen (man muss sie regelrecht zerquetschen) und sie lassen sich beim Stechen auch nicht von T-Shirt-Stoff abhalten. Dies hat zur Folge, dass wir auf der folgenden Self-drive Safari durch den Kafue Nationalpark die Fenster möglichst konsequent geschlossen halten. Jeder Stopp für eine fotowürdige Situation mit kurz heruntergelassenem Fenster, der zur Folge, dass wir die nächsten 5-10 Minuten damit verbringen die ins Auto geflogenen Tsetsefliegen wieder nach draussen zu befördern (hat sich als erfolgsversprechender herausgestellt als der Versuch sie zu zerquetschen).  Entspannte Safari sieht anders aus...

Ebenfalls nicht besonders entspannt sind die Elefanten einer mindestens 200 Tiere grossen Herde, die wir am See antreffen. Wir halten viel Abstand (50m), um zu schauen wie die Tiere reagieren. Bereits bei diesem noch recht grossen Abstand reagieren viele Tiere aufgeregt bis aggressiv, sodass wir auf schlechte Erfahrungen mit Menschen oder Autos schliessen, die diese Tiere gemacht haben. Es bestätigen uns auch noch Personen im Park, dass Poaching im Kafue tatsächlich auch heute noch ein grösseres Problem ist. Ich liebe es Elefantenherden zu beobachten, insbesondere weibliche Tiere mit ihren Jungtieren, aber in diesem Fall schwankten meine Gefühle zwischen Angespanntheit (geht einer der Elefanten gleich auf Henry los?) und Traurigkeit (was müssen diese Tiere schon erlebt haben, damit sie so reagieren?). Nach recht kurzer Zeit entscheiden wir die Tiere nicht unnötig zu stressen, drehen um und nehmen einen anderen Weg.

 

Auf dem Weg zum nächsten Campsite fahren wir durch die ersten grossen Buschfeuer, die zu dieser Jahreszeit keine geplanten Massnahmen sind, sondern mehrheitlich auf Brandstiftung resp. menschliche Fahrlässigkeit zurückzuführen sind. Riesige Gebiete sind bereits frisch abgebrannt und an anderen Stellen brennt das Feuer lichterloh, teilweise auch in der Nähe von Camps. Diese beängstigen Buschbrände sollen uns in den nächsten Wochen im ganzen Land immer wieder begegnen. Erst mit den ersten Regenfällen im November wird dies ein Ende nehmen. 

 

Die zweite Campingnacht im Park verbringen wir auf dem Bongololo Campsite, der ebenfalls von der dazugehörigen Mozhi-Lodge betrieben wird. Hier sind wir ganz für uns und haben die netten Facilities ganz für uns. Auf dem Weg sehen wir wir durchaus auch Tiere, vor allem rund um den Lufupa River, zumindest an den Orten wo es nicht gerade brennt oder kürzlich gebrannt hat.

Wir arbeiten uns auf mehrheitlich mässigen Wegen weiter gen Norden vor - unserem eigentlichen Ziel in diesem Nationalpark: den Busanga Plains. Flo wollte diesen Ort unbedingt besuchen und hatte dafür in der Wilderness Lodge Shumba Camp kurzfristig nach Verfügbarkeiten und einem guten Preis gefragt. 

Für Zambia hatten wir übrigens keine einzige Unterkunft im Voraus gebucht. Dieses Vorgehen ging auch gut auf, da wir so flexibel unsere Reiseroute anpassen konnten und es immer Verfügbarkeiten gab. Auch die Strategie sehr kurzfristig nach einem reduzierten Preis in den Luxus-Lodges zu fragen war erfolgreich. Zambia hat bei den Lodges eine ähnliche Preisstruktur wie Botswana - wir befinden uns also im extrem hohen Preissegment. Nicht nur Campingplätze in den Parks kosten viel (meist um die 20-30$ pro Person pro Nacht), sondern vor allem auch Lodges. Katalogpreise beginnen in der Regel bei 400 CHF pro Person pro Nacht, nach oben offen.

Auf unsere kurzfristigen Anfragen erhielten wir immer wieder deutlich (häufig bis zu -60% vom Originalpreis) reduzierte Angebote, wodurch wir uns auch ein paar Luxus-Unterkünfte gönnten. 

Vom Shumba Camp erhalten wir ebenfalls ein sehr gutes Angebot, sodass Flo grad euphorisch drei Nächte bucht. 

Bei unserer Ankunft in den Busanga Plains folgt allerdings etwas Ernüchterung. Es ist das Ende einer langen Trockenzeit und in den Plains, die auf den Fotos, die wir gesehen hatten, immer von viel Wasser oder Wasserläufen bedeckt waren, herrschte staubige Trockenheit. Es soll die letzte Regenzeit besonders wenig Niederschlag gegeben haben hier. Nur noch sehr wenige fast ausgedünnte Wasserläufe durchziehen die grosse Weite der Plains. Wir holpern über die Plains Richtung Lodge, die hier null ausgeschildert ist. Wir nutzen GPS-Karten (Tracks4Africa), um den richtigen Weg zu finden und kommen schliesslich unglaublich verstaubt und müde im Camp an, in dem uns die Mitarbeitenden sehr herzlich, aber auch verwundert empfangen. Später erfahren wir, dass wir in dieser Saison (= von April bis November) die ersten Gäste sind, die mit einem eigenen Auto anreisen. Die anderen Gäste lassen sich ansonsten einfliegen, was ich ihnen bei den Strassenverhältnissen im Park nicht verübeln kann. 

Das Shumba Camp ist ein relativ kleines, aber ein schon ein wenig in die Jahre gekommenes Camp, das für uns nicht unbedingt den erwarteten Standard von Wilderness-Lodges erfüllt, welche sich preislich am oberen Limit der Luxus-Lodges bewegen. Die Zelte sind gross und gut ausgestattet, es gibt seit neustem sogar Satelliten-Wi-Fi in den Zimmern, aber die Türe klemmt, eine Nachttischlampe funktioniert nicht, Armaturen sind nicht mehr mit Heiss/Kalt gekennzeichnet, Warmwasser kommt erst nach rund fünf Minuten (wir werden immerhin entsprechend vorgewarnt), das Sofa ist dreckig-fleckig und das Zelt inkl. Moskitonetz hat einige Löcher. Selbstverständlich ist das meckern auf hohem Niveau, wir sind hunderte Kilometer von der nächsten Stadt entfernt, aber bei den aufgerufenen Preisen hätten wir anderes erwartet.

Der grosse Pluspunkt des Camps sind dafür seine Mitarbeitenden. Selten haben wir so freundliche, herzliche und aufmerksame Angestellten in einer Lodge erlebt. Innerhalb kürzester Zeit kennen alle unsere Namen und eine kleine Bemerkung reicht aus, dass diese eine Aktion nach sich zieht. Flo erwähnt zum Beispiel bei der Auswahl der Sundowner-Getränke, dass ich wenig Alkohol trinke. Fortan ist es vom Barkeeper persönlich die Aufgabe uns mit immer neuen nicht-alkoholischen Cocktails zu empfangen, sobald wir in den Hauptbereich der Lodge kommen. Auch die wirklich nette Überraschung am letzten Abend, als unser Zelt geschmückt zum Ort für ein romantisches Dinner wird, ist super lieb gemacht.

Es folgt der erste Gamedrive, der unsere Befürchtungen bei der Anreise leider ein bisschen bestätigen sollte. Besonders viel an Tieren zu sehen gibt es in diesem sehr trockenen Gebiet nicht. Die Tiere zieht es mehrheitlich an den Rand der Plains. Es verbleiben mehrheitlich Antilopen (Puku und Lechwe) und einige Löwen, die wir auch häufig zu Gesicht bekommen. Hinzukommen bei den Gamedrives in den offenen Fahrzeugen erneut die Tsetsefliegen-Problematik und durch die Trockenheit plus starke Winde dichte Staubwolken, vor denen wir nicht nur uns, sondern in erster Linie auch die Kameras schützen müssen. 

Nach dem zweiten Gamedrive am nächsten Morgen entschliessen wir uns offen mit dem Lodge-Manager zu sprechen und fragen, ob es möglich sei unseren Aufenthalt von 3 auf 2 Nächte zu verkürzen. Trotz deutlich reduziertem Preis, ist es doch ein erheblicher Betrag, den wir hier pro Nacht zahlen und das in einer Umgebung, in der wir uns nicht 100%ig wohl fühlen und nicht besonders grosse Motivation verspüren, hier zwei weitere Tage auf Gamedrive zu gehen. Der Manager reagiert absolut freundlich und professionell und ermöglicht uns die verbleibende Nacht in einer anderen Wilderness-Lodge einzulösen.

An dieser mangelnden Motivation ist leider auch ein Stück weit der zweite Guide schuld (den ersten Drive hatten wir noch mit einem anderen Guide und für uns alleine), der zwar unsere Standardaussage "wir interessieren uns für alles auf Game Drives, insbesondere auch Vögel" hört, aber nach wenigen Minuten wieder ignoriert oder vergisst und uns schweigend zu den nächsten Löwen fährt. Vielleicht lag es auch an den anderen beiden Gäste bei uns im Auto - zwei Deutsche. Er fotografiert zwar hin und wieder, sagt aber kein Wort (weder zu uns noch zum Guide), sie dafür umso mehr. Sie interessiert sich besonders für die Namen der Löwen und versucht sich alle zu merken. Ausserdem kommentiert sie jede Situation (z.B. Löwe läuft hinter Löwin her: "ach komm Junge, etwas schneller, sonst muss dein Mädchen auf dich warten" oder "ja, bei dieser schönen Mähne würde ich auch arrogant tun, du Hübscher"). Und sie hat null Orientierungssinn. Das macht sich zum ersten Mal dadurch bemerkbar, dass sie nicht realisiert, dass die beiden schlafenden Löwen unter dem markanten Busch die selben sind, die wir 30 Minuten zuvor verliessen, um nach anderen Dingen als schlafenden Löwen Ausschau zu halten. Euphorisch macht sie den Guide auf ihre Entdeckung aufmerksam - wir und vermutlich auch ihr Mann verdrehen die Augen, wir sahen die Löwen natürlich schon aus der Entfernung immer noch herumliegen. Flo meint nach dem Drive entnervt, sie hätte den Orientierungssinn einer Gummiente im Fluss, worauf "Gummiente" dann unser wenig schmeichelhafter Spitzname für sie wurde.  

Nachdem der erste Nightdrive mit dem ersten Guide noch recht spannend war, folgt am zweiten Abend die Ernüchterung: Auf der Suche nach noch mehr Löwen drehen wir Runden durch die Plains, wo es absolut gar nichts zu sehen gibt. Und als wir tatsächlich kurz einen Serval sehen (Flo hat bewusst erwähnt, dass wir noch nie einen gesehen hätten und hätte gerne ein Foto gemacht oder zumindest einen Blick darauf geworfen), wird dieser nicht weiter verfolgt und stattdessen meint unser Guide "I'll find you another one". In insgesamt über 60 Minuten Drive im Dunkeln passiert sonst aber nichts, rein gar nichts und dieser kurze Serval-Moment war die einzige Sichtung als wir zurück ins Camp fahren.

Um nach unserer Kritik es nicht falsch zu verstehen: Wer nach Shumba kommt und Löwen sehen möchte, der ist goldrichtig hier. Wenn man die kurzen Momente morgens und abends erwischt, während denen die Löwen und andere Tiere aktiv sind, erhält man tolle Fotos und ein paar spannende Sichtungen in einer ganz speziellen Umgebung. Wenn man zu einer anderen Jahreszeit dort ist, in der das Wasser teilweise meterhoch steht und man bis in den Juli nur mit dem Boot herumfahren kann, ist das Erlebnis sicherlich ein ganz anderes. 

Somit endet unser Aufenthalt in den Busanga Plains schon etwas früher als zunächst geplant und wir machen uns auf den Weg Richtung Lusaka, um anschliessend unser Safari-Glück im South Luangwa Nationalpark zu suchen.

 

Alles Liebe

 

Anika

 

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