Nach den ersten geschäftigen Tagen in Johannesburg, starteten wir unseren ersten Campingtrip mit dem neuen Auto. Von Joburg aus ging es Richtung Kruger Nationalpark. Obwohl wir extra nach der grossen Rush-Hour am Morgen losfuhren, kamen wir kaum aus der Stadt heraus, weil so viel Verkehr herrschte und dieser immer wieder durch Polizeikontrollen zusätzlich ins Stocken geriet. Nach einem langen Fahrtag kamen wir schliesslich am Malelane Gate an und fuhren in die gewohnten Gefilde vom Kruger. Unser erster Gamedrive war insbesondere durch gleich drei Hyänensichtungen (inkl. Junge) gesegnet, was insbesondere den Hyänen-Fan Flo sehr freute.
Die erste Campingnacht haben wir in Pretoriuskop gebucht. Die Auswahl war tatsächlich auch bei den Campsites an diesem Wochenende nicht mehr wahnsinnig gross, da für die Privatschulen in Südafrika Beginn der Herbstferien war. Somit waren wir froh im südlichen Kruger überhaupt noch einen Campingplatz bekommen zu haben. Die erste Campingnacht wurde mit dem vollen Programm, nämlich Grillieren bzw. Braai, Feuer machen und draussen essen, begonnen. Es musste zwar nach jedem Gegenstand noch umständlich gesucht werden, da die idealen Plätze und Aufbewahrungen für all die Campingutensilien noch nicht gefunden wurden, aber das ist in den ersten Tagen halt so. Schliesslich kletterten wir dann aber zufrieden in unser Dachzelt, knipsten die LED-Beleuchtung im Zelt an, die uns fast das Gefühl gibt unter einem Sternenhimmel zu liegen und beschlossen den Abend mit einer Folge SUITS auf dem iPad bevor es Zeit zum Schlafen war.
Typisch für Campingnächte in Afrika heisst es früh ins Bett gehen, aber auch mit Sonnenaufgang wieder aufstehen. Nach der ersten Nacht im Auto war für uns dann auch der Name von unserem neuen Toyota Hilux klar: nach Heinz sind wir nun mit Henry unterwegs. Die Taufe wurde am darauffolgenden Abend feierlich mit ein paar Tropfen Amarula begangen und seitdem ist am Namen und unserer Liebe fürs neue Auto nicht mehr zu rütteln.
Wegen der Buchungssituation im Kruger mussten wir für die kommende Nacht (Samstag auf Sonntag) den Park verlassen und nutzten so die Chance, mal einen Campingplatz, der schon länger auf unserer Liste stand, auszuprobieren. Das Forever Resort Swadini liegt unweit vom Kruger (Orpen Gate) am Fusse der Three Rondavels und am Talboden des Blyde Canyons in der Panorama Route. Mit wunderbarem Blick auf die imposanten Berge verbrachten wir hier unsere zweite Nacht und können das Resort zukünftig guten Gewissens weiterempfehlen.
Am Sonntag ging es wieder zurück in den Kruger und eine Nacht nach Lower Sabie, wo wir ab dem Nachmittag die Aussicht von der Terrasse genossen und es etwas ruhiger angingen liessen.
Für den letzten Tag auf Safari hatten wir einen Stellplatz im Malelane Gate Camp gebucht, ein Camp, das wir bisher noch nicht besucht haben, uns aber im Projekt «Wir besuchen JEDES Camp im Kruger» einen weiteren Haken hinter einem Camp-Namen bescherte. Aufgrund einer falschen Information im Kruger-Guide fuhren wir zunächst nach Berg-en-Dal, um dort einzuchecken, nur um dort mitgeteilt zu bekommen, dass der Check-In fürs Malelane Camp beim ca. 3km entfernten Malelane Gate sei – eigentlich logisch. Unsere Fahrt nach Berg-En-Dal war allerdings nicht umsonst, da direkt unterhalb der Campterrasse eine kleine Herde von Elefantenbullen friedlich am Fressen war. Einer der Bullen war ein geübter Kletterer und kletterte den Abhang hinauf, um nur wenige Zentimeter vom Elektrozaun und der Terrasse entfernt Büsche und Gräser zu fressen. Eine wachsende Schar von begeisterten Campbesuchern liess sich das Ereignis nicht entgehen und teilweise fragte man sich, wer wen interessierter beobachtete: die Menschen den Elefanten oder der Elefant die Menschen.
Das Malelane Camp war dann das, was man von einem Gate-Camp erwartet: Man hat schon sehr das Gefühl nicht mehr im Nationalpark zu sein, da in nicht grosser Entfernung die nächste Siedlung sichtbar ist und in regelmässigen Abständen ein Zug vorbeifährt. Wir hatten einen gemütlichen Abend und schönen Hyänenbesuch direkt am Zaun, aber werden dieses Camp zukünftig eher meiden.
Mit einer Liste von entdeckten (kleinen) Schäden (eine Schublade, ein Türverschluss, eine Zelt-Abdichtung) und ebenfalls kleinen Anpassungswünschen von Dingen, die sich als noch nicht so praktikabel herausgestellt hatten, machten wir uns am darauffolgenden Tag wieder auf den Weg zurück nach Johannesburg, um Henry nochmal zu Bushlore zu bringen für den letzten Feinschliff.
Aus einer «kurzen Rückfahrt und früher Ankunft» wurde erneut ein langer Tag, denn nach einem Unfall auf der Autobahn wurde diese beidseitig für längere Zeit gesperrt oder war nur teilweise befahrbar. Nach einer Stunde im Stau ohne wirklich voran zu kommen, entschlossen wir uns umzudrehen und fuhren einen Umweg via Kaapsehoop. Dies war zwar entschieden länger, aber landschaftlich ausserordentlich schön und wir sahen in der Vorbeifahrt und bei einem kurzen Stopp sogar die dort wohnhaften Wildpferde! Ein Ort resp. eine Region, in der wir gerne nochmals vorbeischauen.
Als kleine Belohnung für den langen Fahrtag und die Campingnächte, suchten wir uns für den Abend in Johannesburg noch etwas spezielles zum Essen aus: Die «Test Kitchen» von Luke Dale-Roberts hat seit kurzem einen Ableger in Rosebank «The Test Kitchen Carbon», bei welchem wir kurzfristig eine Reservation machen konnten. Dienstagabend war perfekt für diese Idee, da das Restaurant sonst mehrheitlich Tage oder Wochen im Voraus ausgebucht ist. Als Fazit können wir sagen, dass wir den Abend sehr geniessen konnten, ein wirklich ausgedehntes 9-Gang-Menü hatten (welches sich zu 12 Gängen entwickelte, als wir uns für das Treiben und Zubereiten in der Küche interessierten und der Küchenchef auch noch erfuhr, dass wir aktuell auf unseren Flitterwochen sind). Grosse Fans von Fine Dining werden wir aber kaum, so war alles ein wenig zu sehr Fisch/Seafood-lastig und sehr viele dieser Gänge fast ein bisschen «zu komplex» für unseren Geschmack, so dass es zwar gut schmeckte, aber man kaum wusste oder merkte, was man da genau ass. Absolut erstklassig war aber der Service, die Aufmerksamkeit und die Kleinigkeiten an diesem Abend, wie z.B. ein Polaroid-Foto, das von uns gemacht wurde und uns mit einer Glückwunschkarte zum Abschied mitgegeben wurde.
In Joburg wurde am nächsten Tag nochmal kräftig eingekauft und die Vorräte aufgestockt, sodass wir gut vorbereitet ins nächste Abenteuer mit Henry starten können.
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