KAPITEL 2: NIE GENUG VON JOHANNESBURG
Ein pünktlicher Flug, blauer Himmel, 25°C: Die Bitte nach keinen Schwierigkeiten bei der Einreise und dem Gepäck wurde erhört. Innert weniger als einer halben Stunde nach Ankunft waren wir durch den Zoll und offiziell in Südafrika – unsere Familienreise konnte starten.
Gespannt waren wir jetzt alle auf unser Mietauto. Aufgrund des vielen Gepäcks mit fünf Personen für drei Wochen Südafrika und mehrheitlich Self-Catering entschieden wir uns für einen Minibus (Kategorie PVAR bei AVIS).
Beim AVIS Prefered-Schalter war niemand ausser uns, der freundliche Mitarbeiter empfing uns mit den Auto-Optionen von entweder Mercedes Vito, VW T6 oder Hyundai Staria. Wir wollten unbedingt ein Auto, bei welchem man in der hinteren Reihe das Fenster auch vollständig öffnen kann (für Safari) und nahmen deshalb gerne das Angebot an uns die Autos auf dem Parkplatz anzuschauen und anschliessend mitzuteilen, was uns am besten von den dreien gefällt. Und der Fall war relativ rasch klar: Mercedes sind zwar nett, aber das Fahrzeug hat hinten keine Fenster die geöffnet werden können und ist ausserdem das kleinste von den dreien. Der VW hat nur kleine Fenster hinten und recht wenig Stauraum. Der Hyundai sieht zwar ein bisschen merkwürdig aus (hat einen Touch von Elektro-Auto), aber war gross, sah von innen grandios aus, hatte hinten Schiebefenster und war auch das Auto mit dem meisten Platz. Wie wir erfreut feststellen durften, war es auch das neuste Auto und hatte keine 200km auf dem Tacho.
Das etwas merkwürdige Aussehen, vor allem in der Frontansicht, seine enorme Grösse und die graue Farbe, veranlasste uns den Hyundai Staria für unsere dreiwöchige Reise Hippo zu taufen. (Anmerkung am Rande: Autos bekommen bei uns, sobald sie länger als ein paar Tage gefahren werden, immer einen Namen und der Namensfindungsprozess ist jeweils ein wichtiger Bestandteil der ersten Fahrten auf Reisen.)
So sind also inklusive Hippo alle parat für drei Wochen Familienurlaub (bzw. eher Familienreise, denn Urlaub gibt es mit uns auf Safari im klassischen Sinne nicht). Die Vorfreude lag dabei durchaus auf unterschiedlichen Aspekten und war wie folgt verteilt:
· Heike freut sich vor allem auf Johannesburg, Shopping und auf Birding-Safari
· Stephen ist zum ersten Mal im südlichen Afrika und gespannt wie gleich (oder anders) es hier im Vergleich zu Westafrika ist
· Mathis möchte in erster Linie auf Safari sein und Wildhunde sehen
· Anika, die sich einfach nur freut hier zu sein und diese Freude mit ihrer Familie teilen will
· Flo, der neben drei Wochen Guide & Reiseleiter auch ein wenig Ferien haben möchte
Dabei haben wir die folgende Route geplant:
· 3 Nächte Johannesburg (Parkview)
· 2 Nächte Mapungubwe (Tshugulu Guest House)
· 3 Nächte RETURNAfrica Pafuri (Baobab Hill Bush House)
· 2 Nächte Kruger NP (Shingwedzi, Letaba)
· 2 Nächte Timbavati/Umbabat (Nsala Safari Camp)
· 3 Nächte Kruger NP (Lower Sabie, Pretoriuskop, Skukuza)
· 2 Nächte Panorama Route (Lush Guest House, Graskop)
· 3 Nächte Sabi Sands (Nottens Bush Camp)
· 1 Nacht Johannesburg (Parkview)
Ein paar erschrockene Ausrufe von der Hinterbank wegen der ungewohnt «verkehrten» Fahrseite und erstaunte Blicke zur City-Skyline von Johannesburg später, wurden wir kurz nach elf Uhr in Parkview von Sibylle und Thomas gewohnt herzlich empfangen. Es fühlt sich einfach immer wie nach Hause kommen an und wir sind sehr dankbar gleich mit einer so wunderbaren ersten Unterkunft in die Ferien zu starten.
Nach dem Einrichten und Duschen wurden Pläne für die nächsten Tage geschmiedet, welche hauptsächlich von den Elementen «Shopping» und «Essen» dominiert wurden. Vor allem bei Heike war die Shopping-Vorfreude riesig. Stephen war beeindruckt über die Modernität und den Unterschied zu anderen afrikanischen Ländern, die er bisher kannte. Mathis versuchte gewisse Orte wieder zu erkennen und Anika & ich waren einfach nur froh in Johannesburg und Südafrika zu sein. Schnell war klar, dass die drei Nächte in der Stadt eher zu knapp für das Programm und unsere Wünsche waren. Anstatt chronologisch listen wir die Aktivitäten in Joburg nach Themengebiet auf.
Essen: Anika und ich lieben die kulinarische Vielfalt von Joburg und wollten den anderen natürlich all unsere Lieblingsrestaurants zeigen. Am Anreise-Sonntag ging es mittags zum Soul
Souvlaki. Für einen unkompliziertes Mittagessen nach einem langen Flug genau das Richtige.
Das Saints in Sandton ist eines unserer absoluten Lieblingsrestaurants und hat Montag/Dienstag geschlossen, deshalb ging es abends dorthin und wir wurden nicht enttäuscht - Heike schwärmt heute
noch vom «besten Stück Fleisch in ihrem Leben» und alle anderen waren auch sehr zufrieden. Der Ort hatte an diesem Abend zwar Gäste und Musik wie in einer Clubbing-Night, aber Essen und Service
waren ausgezeichnet wie immer. Am Folgetag waren wir entsprechend so voll, dass Frühstück +/- ausgelassen wurde und ein Kaffee zum Mitnehmen ausreichte. Es folgte ein spätes Mittagessen bei Mugg
& Bean in der Cresta Mall, sowie am Abend Mathis’ Wunsch von Burgern bei Hudsons in Parkhurst. Wir waren mit ihm 2016/17 bereits zweimal dort und es gibt ein paar unrühmliche Fotos von uns
völlig erschöpft und vollgefuttert danach. Dieses Mal hielten wir uns im Zaum, lecker war es dennoch (und für einen Montagabend auch überraschend voll). Trotzdem war dann am nächsten Vormittag
der Appetit gemässigt und der Drang zum Ausschlafen grösser (zum letzten Mal, bevor es Safari-lastig und frühes Aufstehen Pflicht wurde). Deshalb sind nur Ani und ich nach Stanley 44 ins
Salvation Café gefahren, haben uns dort mit unserer Freundin Jay getroffen und hatten wie immer viel Spass, intensive Gespräche und dazu auch ein hervorragendes
Frühstück. Der Nachmittag wurde kulinarisch durch Paul’s Homemade Icecream in Parkhurst abgerundet.
Für den dritten Abend hatten wir uns das Grillhouse in Rosebank vorgenommen, das Essen, die Bedienung und das Ambiente dort sind einfach hochklassig. Mathis hat das zum Anlass genommen, die gemischte Grillplatte zu bestellen, die man sich zwar teilen könnte, aber in diesem Fall auch für ihn allein gepasst hat. Ich sollte noch öfter erstaunt sein, wie viel diese Familie auf Safari essen kann…
Shopping: Es ist ja nicht so, dass Südafrika oder im Speziellen Johannesburg als «Shoppingmekka» bekannt wäre, aber in diesem Land der vielen Malls und insbesondere in dieser Stadt erhält man natürlich alles Mögliche und Unmögliche. So hatte sich Heike von unseren Mitbringseln und Erzählungen mittlerweile eine ganze Wunschliste von Orten, Gegenständen und zu beschenkenden Personen zusammengestellt. Ganz oben stand das Schmuckgeschäft «Black Betty» (ein südafrikanisches Designer-Schmuckgeschäft), bei dem bereits mehrere Wochen im Voraus ein spezielles Schmuckstück in Auftrag gegeben wurde. Der Black Betty-Shop in Parkhurst war also ein besonderes Highlight.
Am Ankunftstag nahmen wir uns auch Zeit für den Rosebank Sunday Market auf dem Rooftop Parking und dem Woolworth in der Rosebank Mall. Auch in Parkview in Fussgänger-Distanz wurden die Läden und Boutiquen angeschaut, viel Shopping gab es in der Cresta Mall und für mich unter Anderem ein neues Paar Veldskoen. In der Mall of Africa wurde schliesslich auch noch der erste Grosseinkauf für unsere kommende Selbstversorger-Zeit auf Safari gemacht und gefühlt waren die Supermärkte danach leer.
Sehenswürdigkeiten: Gerne hätten Anika und ich noch ein wenig mehr vom restlichen Johannesburg gezeigt, aber einerseits hatte diverse Orte noch geschlossen (Apartheidmuseum) oder den Betrieb nur auf Sparflamme laufen (Hop on hop off-Bus verkehrt aktuell nur samstags). Hier merkt man dann doch, dass insbesondere der internationale Tourismus im Moment noch nicht ansatzweise wieder auf dem vorherigen Niveau ist. Wir machten dafür noch wunderschöne Ausflüge in The Wilds, der grünen Oase mitten in der Stadt und in den Walter Sisulu Botanical Garden. Neben vielen Pflanzen und kleinen Tieren zum Bestaunen, habe ich es mit Mathis auch zum ersten Mal hoch auf die Plattform oberhalb des Wasserfalls geschafft. Ein kurzer, aber intensiver und lohnender Aufstieg für Birder (mit Glück sieht man Verrauxs Eagle (Black Eagle) in den Felsnestern), geologisch (sichtbare Tektonik erläutert) oder fotografisch (tolle Aussicht, Blüten- und Pflanzenwelt).
Was sonst noch so auf dem Programm stand: Für Ani und mich gab es am Dienstag noch einen besonderen Termin. Beim 4x4-Autovermieter Bushlore schauten wir uns einen Toyota Hilux Bushcamper an, den wir bereits im Voraus ausgewählt hatten und nun noch in live kennen lernen wollten. Die Chemie hat gepasst, sodass wir den Vorvertrag unterschrieben und das Auto bald unser Eigen nennen können, um damit später in diesem Jahr wieder etwas länger im südlichen Afrika unterwegs sein zu können. Dazu aber später mehr. Zufälligerweise ist es genau das Auto, mit welchem mein Bruder mit seiner Frau bei seiner Reise im Juli und August 2021 unterwegs war. Bei der Besichtigung hat es Katzen und Hunde geregnet und wir werteten dies mal als gutes Zeichen. In ganz Südafrika war die Regenzeit in dieser Saison bisher übrigens sehr gut, was sich durch das üppigen Grün der Vegetation oder auch durch Spuren und Schäden von Überschwemmungen auf den Strassen bemerkbar machte.
Und so vergingen die Tage in Johannesburg wie im Fluge. Gerne hätten wir noch mehr unserer Lieblingsorte in der Stadt gezeigt, aber als nächstes standen aufregende Tage auf Safari an, auf die wir uns natürlich alle auch unglaublich freuten.
Viele Grüsse, Flo
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Heike (Montag, 28 März 2022 19:50)
Herrlich ! So lustig sich hier wiederzufinden und so frisch geschrieben, als wenn wir nochmal zusammen unterwegs wären.
Danke an euch beide für diese unvergessliche und so perfekt organisierte Reise durch dieses atemberaubende Land. Es war eine großartige Zeit mit tollen Erlebnissen!