Match in Africa & Fliegen in Joburg

Willkommen im Bericht über unsere 2020 Südafrika-Ferien, die wir gerade noch so vor COVID-19 geniessen konnten und jetzt nochmals darauf zurückschauen möchten.

Wir lieben ja den südafrikanischen Sommer und sind gerne in dieser Jahreszeit dort, aber dieses Mal wurde unser Reisedatum zusätzlich durch Roger Federer's Benefiz-Tennisspiel, dem Match in Africa, vorgegeben. Also planten wir für diesen Besuch auch ein wenig Kapstadt, nebst einer Woche Johannesburg, in der ich mich um meine Piloten-Lizenz für Südafrika kümmerte. Und anschliessend wollten wir mal wieder so richtig entspannte "Ferien" in Südafrika machen - ohne eigene Projekte, ohne Recherchen und Feldforschungen für Uni-Arbeiten. Dementsprechend ging es natürlich auch noch in Richtung Kruger Nationalpark, aber dazu später mehr.
Bleibt die Frage: Weshalb bucht man sich Südafrika-Ferien, um einen Schweizer in Südafrika Show-Tennis spielen zu sehen?

Als Basler und langjähriger, engagierter Roger Federer-Fan, der auch wochentags nachts um 02:30 Uhr aufsteht, um ein Spiel in Australien oder den USA zu verfolgen, bietet sich die Kombination aus Südafrika und Federer natürlich an. Dazu kam das Glück, rechtzeitig von dem Event und im Besonderen den Ticketvorverkauf erfahren zu haben. Es stellte sich nämlich heraus, dass die zufälligen fünf Minuten zwischen zwei Meetings im September des Vorjahres auch die einzige und glückliche Chance für Tickets waren - der Anlass war innert Minuten ausverkauft und mehrere hunderttausend (!) Anfragen für das Spiel waren erfolglos. Kaum waren die Tickets gesichert, buchten wir auch gleich Flüge und Unterkunft in Seapoint, Kapstadt und bekamen schon ein wenig schlechtes Gewissen, da die Airbnb-Besitzer unserer gebuchten Unterkunft erfolglos versucht hatten Tickets für das Spiel zu kaufen.
Soviel zur Vorgeschichte. Wir flogen also am Tag vor dem Spiel ab Zürich mit den "neuen" A340-300 Fliegern der Swiss nach Johannesburg und waren sehr positiv überrascht von der komplett erneuerten Innenausstattung. Nach Ankunft in Johannesburg ging es gleich weiter mit Safair nach Kapstadt, allerdings mit einem kurzen Schock: Die Ticket-Informationen, mit denen man sich in Südafrika das "echte" Ticket abholen konnte, waren auf dem Laptop abgespeichert, der zuhause in Basel auf dem Schreibtisch lag... einige hektische Anrufe und eine sehr hilfsbereite Familien-Aktion später, war dann aber auch das gelöst und wir konnten gleich am Flughafen in Kapstadt unsere Tickets ausdrucken lassen.

Es war ein lauwarmer und sonniger Sommertag in Kapstadt und egal wohin man schaute oder mit wem man sprach, die "Rückkehr" von Federer in seine zweite Heimat war in aller Munde (Federer besitzt einen südafrikanischen Pass, seine Mutter ist in Johannesburg aufgewachsen). Wir wurden freundlich in der hübschen Airbnb-Wohnung empfangen und konnten nach über 20h Anreise duschen, auspacken und uns umziehen. Ausnahmsweise handelte es sich bei dieser Airbnb-Wohnung tatsächlich um eine im Normalfall vom Besitzerpaar bewohnten Wohnung, was man bei der Lage, Ausstattung und Aussicht auch verstehen konnte. Bepackt mit Basler Flagge (eine Schweizer-Flagge besitzen wir nicht, wir sind eher die Lokalpatrioten) ging es dann in das mit Tennisfans vollbesetzte Hussar Grill-Restaurant am Mouille Point, in dem wir zufälligerweise gerade noch den letzten Tisch ergattern konnte. 

Eine leckere Mahlzeit später und mit grosser Vorfreude auf den anstehenden Abend liefen wir gemeinsam mit dem Strom anderer Matchbesucher in Richtung Green Point Stadium, das für die Fussball WM 2010 in Südafrika neu gebaut wurde. Was für ein grossartiger Ort für ein Stadion, welches wirklich gelungen und etwas ganz Besonderes ist.

Ohne auf jedes Detail des Abends einzugehen: Es war einfach klasse!
Ani, die sonst eher die Augen verdreht, wenn ich mir für ein Tennisspiel nachts den Wecker stelle oder an einem Sommernachmittag fünf Stunden nonstop am Bildschirm klebe, fand vor allem am Doppel Bill Gates / Federer vs Nadal / Trevor Noah ihren Gefallen, welches einen hohen Unterhaltungswert hatte. Generell wurde bei diesem Benefiz-Event viel geboten und die Nebenschauplätze waren ja sowieso ein wenig wichtiger als der sportliche Wert. Mein persönliches Highlight war die Trikot-Übergabe und das Treffen mit dem Captain der südafrikanischen Rugbyweltmeister-Mannschaft Siya Kolisi und der wohl einzigen Person, die noch beliebter in Südafrika ist als Federer. Ähnlich emotional wurde es nur noch, als Lynette Federer, Rogers Mutter, "ihren" Auftritt hatte und mit vollem Stolz und voller Glück von ihrem Sohn, den Tätigkeiten der Federer Foundation und einfach generell über die Beziehung zu Südafrika erzählen konnte.

Selbstverständlich wurde dann auch noch im Einzel Federer vs. Nadal richtig Tennis gespielt und spätestens nach den ersten paar Ballwechseln war klar, wie viel mehr dahintersteckt, wenn Federer und Nadal mit Vollgas ans Werk gehen.

Nach Tennisspiel und ausgedehntem Show-Teil mit Akrobatik, Musik und Tanz, waren wir dann froh um unsere nahegelegene Airbnb-Wohnung in Sea Point, die wir zu Fuss bequem erreichen konnten.
Der darauffolgende Tag war dann ein "Ani-Tag" in Cape Town - so ging es zuerst ausgiebig frühstücken, anschliessend ein Spaziergang am Meer, dann ein bisschen Shoppen und schliesslich zum Neighbourgoods Market in der Old Biscuit Mill. Trotz der hunderten von anderen Besuchern probierten wir uns durch die Stände und Köstlichkeiten des Food Markets, bis wir dann gesättigt noch einen weiteren Ani-Wunsch erfüllten: einen erneuten Besuch im Kirstenbosch Botanical Garden. Wir sind generell gerne in botanischen Gärten und Kirstenbosch ist natürlich aussergewöhnlich schön alleine von der Lage her.

Im Garten waren bereits die Vorbereitungen für das abendliche Konzert von Yo-Yo Ma im Gange (es finden regelmässig Konzerte statt, siehe Kirstenbosch Summer Concerts). Trotzdem war es deutlich ruhiger als in der Innenstadt und die Leute verteilten sich überall auf dem grossen Gelände - die meisten waren am Picknicken oder an einer ausgiebigen Siesta.

Wir nahmen dieses Mal ein paar der abgelegeneren Wege und genossen neben der Botanik vor allem auch die Tiere und Vögel. Insbesondere die wenigen noch blühende Protea und Erica zogen diverse Sunbirds an, unter anderem die wunderschönen Orange-Breasted Sunbirds, die endemisch nur in dieser Fynbos-Region vorkommen.

Nebst dem Garten wurde auch noch der dazugehörige Shop für Souvenir-Zwecke besucht und bevor wir zum Abendessen übergingen, besuchten wir noch kurz die Waterfront, suchten (vergeblich) einen Laden, der leider schon wieder ausgezogen war und liessen das Touristen-Getümmel auch ein wenig auf uns wirken.

Zum Dinner waren wir verabredet mit einem Freund aus Basel, Daniel, der zufälligerweise ebenfalls in Kapstadt unterwegs war. Als Künstler und Musiker geniesst er Cape Town immer wieder als Inspiration. Wir durften freundlicherweise einen seiner Songs bereits in einem unserer Videos über Kapstadt verwenden (-> Cape Town Impressions Video - Part 1). Für das gemeinsame Abendessen haben wir uns das Carne SA in der Innenstadt ausgesucht und genossen das ausgezeichnete Essen, während wir versuchten Dani als überzeugten Cape Town-Fan auch Johannesburg schmackhaft zu machen und ihn ein wenig mit unserer Begeisterung anzustecken. Für uns ging es ja bereits am nächsten Tag wieder nach Joburg, worauf wir uns riesig freuten.

Während unserer bisherigen Aufenthalte in Johannesburg, standen dort jeweils sehr viele Touristenziele und Stadt-Erkundung auf dem Programm. Dieses Mal sahen unsere Pläne allerdings ein wenig anders aus.

Bereits in der Vorbereitung zu diesem Urlaub hatte ich alles in die Wege geleitet, um meine (Schweizer) Pilotenlizenz in Südafrika zu validieren, so dass ich auch hier ein Flugzeug chartern und fliegen kann. Das dies mit einem gewissen Aufwand verbunden ist, war mir klar. Allerdings wurde der tatsächliche zeitliche und organisatorische Aufwand vor Ort von mir leider leicht unterschätzt, vor allem was den administrativen Teil anging (die knapp 2 Stunden Check-Flüge waren eher Formsache). Die Johannesburg Flying Academy, welche mir von unseren Freunden Jan & Jay empfohlen wurde, hat mich zwar tatkräftig und wo immer nötig unterstützt, trotzdem waren auch sie an gewisse bürokratische Prozesse gebunden. So musste ich neben weit über hundert Seiten Formulare, Tests und Checks auch noch kurzfristig einen offiziellen Sprachtest ablegen, da gerade in der Woche zuvor von der südafrikanischen Luftfahrtbehörde beschlossen wurde, die (internationalen) Englisch-Zertifikate von Non-Native-Speakers nicht mehr zu akzeptieren. 

Zusammen mit diversen Behördengängen und der Bekanntschaft von der kostenlosen polizeilichen Beglaubigung aller Dokumente (Certified Copies), brauchte es dann doch fast vier Tage bis ich endlich alles absolviert hatte und vollständig persönlich einreichen konnte. 
Es war aber natürlich ein absolutes Highlight endlich einmal selber am Steuer über Johannesburg und die Region zu fliegen. Auch wenn viele Kleinigkeiten und Regeln fürs Fliegen anders sind, ist es insgesamt sehr entspannt. Aus der Schweiz kommend ist man sich viele Regeln und hohen Workload gewöhnt, dies ist in Südafrika alles etwas lockerer - so zumindest mein Eindruck. So schön Johannesburg auch ist, so ist mein Ziel natürlich zukünftig auch andere Bereiche des Landes oder auch Nachbarländer zu überfliegen. Aber dazu dann hoffentlich in Zukunft mehr.

Nebst der ganzen Fliegerei musste ich während der ersten Tage unserer Ferien auch  von Südafrika aus diverse Dinge für die Arbeit erledigen, weshalb Ani während dieser Tage einiges an Geduld (Vielen Dank dafür!) und Eigeninitiative aufbringen musste. Trotzdem versuchten wir natürlich zumindest ein wenig was von Johannesburg gemeinsam mitzunehmen, sei es fürs Essen, um ein paar neue Ecken zu entdecken, für Shopping (in der Mall of the South in Johannesburg fanden wir zwei Paar tolle Veldskoen, die wir schon länger auf unserer Liste hatten) oder Treffen mit Freunden. Anika unternahm einiges mit unserer Freundin Sibylle, zum Beispiel bei einem Spa-Besuch oder einer Frauen-Shoppingrunde.  

Wir besuchten ausserdem endlich einmal das "Wombles" Steakhouse, welches uns schon mehrfach empfohlen wurde. Herausragend dort waren nicht nur die Steaks, sondern auch ein irrsinnig leckerer Frozen Strawberry Daquiri (für mich als Fahrer ohne Alkohol), der uns empfohlen wurde.

Und auch sonst schauten wir uns ein paar nette Ecken an und entdeckten zum Beispiel den überraschend ruhigen und schönen Sandspruit Hiking Trail, der sich mitten in der Grossstadt parallel zur M1 durch Sandton schlängelt. Eine sehr angenehme Abwechslung.
Nicht zum ersten Mal, aber immer wieder gerne waren wir im 44 Stanley, wo wir dieses Mal nebst Frühstück auch Schokolade im Chocoloza probierten. Und selbstverständlich mögen wir die Tyrone Avenue in Parkview auch sehr, sei es für ein bisschen Souvenir-Shopping, leckeres Eis oder frische Waren.

Die Gastfreundschaft von Sibylle, bei der wir auch dieses Mal in Parkview wohnten, darf natürlich nicht unerwähnt bleiben, wir hatten einmal mehr die perfekte Unterkunft für diese knappe Woche in Johannesburg! Für den Rest des Südafrika-Aufenthalts war jetzt aber endlich Safari und Urlaub angesagt. Der Kruger wartete auf uns und vorher ging es noch (kurz) nach Graskop an die Panorama Route. Doch davon mehr in unserem nächsten Artikel. 

 

Bis demnächst und vielen Dank fürs Mitreisen,

Flo

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Kommentare: 1
  • #1

    Heike (Freitag, 26 Juni 2020 19:07)

    Hallo Anika und Flo
    Es war wieder sehr interessant und kurzweilig euch zu begleiten ��
    Die Vögel im botanischen Garten haben es mir besonders angetan �
    Bis bald in SA
    LG Heike