Ein Besuch im Pilanesberg und dem Black Rhino Game Reserve

Im vergangenen Dezember und Januar verbrachten wir wieder einige Zeit in Südafrika - die meiste davon in Johannesburg. Davon wird aber nicht dieser, sondern ein späterer Artikel handeln. Zwischendurch gab es aber den einen oder anderen Abstecher in den Busch, unter anderem in den Pilanesberg National Park. Dieser Park, der zwar den Namen "Nationalpark" trägt aber kein offizieller Nationalpark ist, schaffte es in den vorherigen Reisen nie in unsere Routen und das wollten wir ändern. Warum der Park es nicht auf die Liste unserer Favoriten schafft, sich aber trotzdem lohnt, davon erzählen wir in diesem Artikel.

Der Pilanesberg National Park befindet sich in der North West-Provinz und ist mit 1.5 Std. /2.5 Std. ab Pretoria/Johannesburg der nächste grössere Park, der aus Gauteng zu erreichen ist. Er ist Nahe dem Touristenort Sun City und ist im Gebiet einer urzeitlichen Vulkaneruption. Der Park hat eine eher junge und spezielle Geschichte, so sind zum Beispiel die meisten Tiere in der "Operation Genesis" Anfang der 80er-Jahre angesiedelt worden.

Die Nähe zu Gauteng und Sun City macht den Park heute auch zu einem sehr beliebten Ausflugs- und Wochenendziel von vielen Südafrikanern. Unserer zwei Tage legten wir aus diesem Grund auch auf wochentags und ausserhalb der Ferienzeit, weshalb wir auch kurzfristig Verfügbarkeit in der gewünschten Lodge vorfanden und sogar noch von einem Spezialangebot profitieren konnten.

Wir wählten nämlich keine Unterkunft in Sun City oder direkt im Park, sondern im angrenzenden Black Rhino Private Game Reserve, welches zaunfrei an den Pilanesberg angrenzt. Der Hauptgrund für unsere Lodgeauswahl dafür war, dass Anika die Lush Lodge beim Stöbern im Internet entdeckte, welche sie sehr hübsch fand.

Wir sind also unter der Woche ohne Stress und ausserhalb der Hauptverkehrszeiten via Pretoria und die N4 nach Rustenburg und von dort aus Richtung Pilanesberg gefahren. Die Route via Pretoria ist länger, führt aber über N-Strassen - wir fanden den Weg durch Pretoria und die Baustellen auf dem Highway jedoch eher anstrengend. Am südlichen Parkrand in der Nähe von Sun City und dem Bakubung Gate ging es für uns nochmals ca. 25km westwärts der Parkgrenze entlang zum Black Rhino Reserve.

Nach dem Ausfüllen einiger Formulare am Gate des Reserves erhielten wir eine Karte mit der Wegbeschreibung zu unser Lodge und ich muss sagen, da erhielt meine Vorfreude einen kleinen Dämpfer: 25 Lodges und Unterkünfte reihen sich im kleinen 1700ha-Reserve mehr oder weniger aneinander. Die Anfahrt auf den Strassen glich eher einem Staubstrassen-Highway und es war einiges an Bauaktivität sichtbar (auch als Schäden in der Landschaft). Nach wenigen Minuten war der Abzweiger zu unserer Lodge (Nummer 3) erreicht und ab dem Gate zu unserer Lodge war dann hingegen alles aufs Detail herausgeputzt.

Der Empfang mit Getränk war sehr freundlich, das Gepäck wurde in unsere Unterkunft gebracht und generell war das Personal sehr aufmerksam und wirklich bemüht über unseren ganzen Aufenthalt.

Highlight der Lodge sind definitiv die einzelnen Unterkünfte, die zwar recht nah beieinander liegen, aber sehr geräumig hoch und wirklich durchdacht und luxuriös sind. Die ganze Lodge ist im Besitz einer ehemaligen italienischen Familie und das spürt man überall - auch z.B. beim Marmor im sehr grosszügigen Bad-Bereich. Die Lodge selber hat nur fünf Zimmer und ist dementsprechend angenehm klein und ruhig, jedes Zimmer hat einen eigenen kleinen "Plunge"-Pool auf der Terrasse und Aussicht in den (umzäunten) Busch oder Richtung Berge. Auch die Anordnung der Klimaanlage, das grosse Bett oder die Nespresso-Maschine im Zimmer zeigen klar, das hier ein grosser Fokus auf die eigentliche Unterkunft gelegt wird: alles sehr hochwertig und durchdacht. Das Hauptgebäude ist auf mehreren Ebenen unterteilt und einseitig gegen eine Terrasse offen und sehr stilvoll-schlicht eingerichtet.

Im Preis der Unterkunft ist alles inklusive, mit Game Drives, Drinks und Essen - und in letzterem liegt der zweite Fokus der Lodge, in der auch wieder der italienische Touch durchkommt. Da die Besitzer eine Bäckerei-Kette in Pretoria führen, wird man in der Lodge quasi von "hauseigenen" Brotprodukten beliefert, die besonders für südafrikanische Verhältnisse wirklich abwechslungsreich und gut waren. Aufgrund von Frühstück, Lunch, High Tea und Abendessen wurde man auch fast rund um die Uhr mit Köstlichkeiten versorgt, sodass wenige Wünsche offen bleiben. Das Essen war generell nicht überragend, aber doch sehr lecker und vor allem durch die Abwechslung und den italienischen Einfluss etwas willkommen anderes als man auf Safari sonst meistens bekommt.

Nach dem freundlichen Empfang in der Lodge waren wir dann also gespannt auf unseren ersten Game Drive mit Guide. Uns wurde mitgeteilt, dass wir, entgegen dem eigentlichen Versprechen der Lodge Fahrzeuge mit maximal sechs Gästen zu haben, für den ersten Tag zu neunt im Fahrzeug sein würden, der zweite Guide komme erst am nächsten Tag zurück.

Es wurde also eng auf dem Fahrzeug, besonders mit all unserem Fotoequipment doch sehr unbequem. 

Als Mitreisende hatten wir ein junges italienisches Paar, welches einige Tage zuvor bereits in der Lodge war und aus Begeisterung gleich nochmals zurückkehrte. Dazu ein Afrikaans-Paar, welches unter anderem eine Bad-Einrichtungsfirma und eine Game Breeding (Zuchtfarm) für Antilopen und Büffel besitzt. Zu allem Übel leider auch noch drei jüngere SA-Holländer, welche für die Big 5 (hauptsächlich Löwen) und zum Saufen da waren.

Der Game Drive ist dann im Prinzip auch eher schnell erzählt: der Guide versuchte alles, die Löwen zu finden, leider erfolglos. Wir beobachteten längere Zeit im Dickicht versteckte Büffel, hatten eine tolle Elefantenherde, die rund um unser Fahrzeug herum vorbeizog und sahen sogar noch eine Brown Hyena. Nur eben mit den Löwen wollte es einfach nicht klappen, auch am Funk blieb es eher ruhig. Aufgrund der Reserve-Policy, dass nach einer bestimmten Uhrzeit keine Sundowner mehr durchzuführen sind, verpassten wir wegen der "Löwenjagd" auch diesen noch und fuhren stattdessen immer wieder die Wege des 1700Ha-Reserves ab, von welchem ich nach dieser einen Fahrt schon auswendig eine Karte aufzeichnen könnte. Zum Glück war es Nebensaison und wochentags, dementsprechend waren vergleichsweise wenige Fahrzeuge unterwegs (ca. 7-8) - wenn es hier voll wären würden das locker 30-40 sein!

Das Abendessen an privaten Tischen war dann recht gut und hatte spürbar einen italienischen Touch. So richtiges Busch-Feeling kam dafür bei mir nicht auf. Dafür bemühte sich das Team, alles mögliche recht zu machen, insgesamt war der Service zusammen mit der Unterkunft wirklich hervorragend.

Am nächsten Morgen wurden wir trotz Wecker früh geweckt, die Löwen waren am Brüllen und wurden kurz vorher anscheinend vom Staff gesichtet. Also gingen wir sofort ins Auto und dann dasselbe Spielchen, lange Löwenjagd ohne Erfolg ausser vielen Spuren, die sich dann im unzugänglichen Busch verliefen, wo die Löwen irgendwo sein mussten. Auch in einem solch kleinen Reserve können sich die Tiere gut genug verstecken. Ansonsten sahen wir der Büffelherde beim Trinken zu, welche mit ihren knapp 100 Mitgliedern über ein Drittel aller Büffel im gesamten Pilanesberg ausmacht. Dazu wieder vereinzelt Elefanten, erneut eine Brown Hyena (ziemlich sicher dieselbe) und als Highlight des Morgens noch ein Black Rhino auf unbekannter Mission, welches sich von den Fahrzeugen deswegen kaum stören liess.

Während dieser Morning Drive eher einer der lahmeren Sorte war, folgte im Anschluss feines Lodge-Frühstücke mit grosser Auswahl an richtigem, guten Brot, Fruchtsäften, Parmaschinken und viel Müsli am Buffet, sowie natürlich das obligate warme Frühstück nach Wunsch.

Im Anschluss verliessen und die drei jungen SA-Holländer die Lodge und wir verbrachten den Mittag in unserer hübschen Hütte am und im kleinen Privatpool.

An Essen mangelte es uns definitiv nicht, denn schon um 13:30 wurde wieder zu Tisch gerufen. Beim Lunch wurden erneut viele Köstlichkeiten angeboten, z.B. gegrilltes Gemüse, Früchte, Salat und Blätterteigtaschen mit Chicken, und wir konnten uns mit den anderen Gästen ein wenig austauschen.

Der Game Drive am zweiten Abend war dann auch sichtlich entspannter, da keine neuen Gäste angekommen waren und wir uns nicht mehr nur der Löwenjagd widmen mussten. Wir liessen uns am Wasserloch rund eine Stunde Zeit, ausgiebig die Elefanten zu beobachten (und wurden beobachten), was ein grosses, unterhaltsames Spektakel war. Dazu sahen wir eine grosse Eland-Herde und hatten endlich einen Sundowner, der hervorragend abwechslungsreich war: Auf Holzplatten wurden nebst Droewors auch Käse, italienische Salami und getrocknete Früchte angeboten, sehr hübsch präsentiert und wirklich lecker. Selbstverständlich gab es auch dieses Mal keine Löwen (dafür zum dritten Mal die Brown Hyena!), aber uns war das zum Glück allen egal, wir sahen so auch genug und hatten Zeit für alles andere. Auch das gemeinsame Essen in der Boma rund ums Feuer war dann viel lockerer und mit interessanten Gesprächen verbunden. Alles war sehr schön hergerichtet, dazu eine grosse Essensauswahl und weiterhin top Service.

Für den letzten Game Drive ging es am nächsten Morgen dann endlich auch in den Pilanesberg. Nach nochmaliger kurzer Löwensuche führte ein Tal in die hügelige Kraterlandschaft des Park. Hier wurde uns dann auch ein erheblicher Nachteil des Black Rhino Reserves bewusst: Die Hinfahrt in den öffentlichen Teil des Parks über eine einzelne Strasse durch den "Wilderness"-Teil und dauert ca. eine Stunde. Aus diesem Grund werden auch im Sommer nur morgens Fahrten dorthin gemacht, so dass man zumindest noch ein wenig herumfahren kann, bevor es zurück geht. Die Landschaft ist sehr schön und abwechslungsreich, aber die Fahrt hat einen Nachteil: Fahren mehrere Fahrzeuge auf diesem Weg, muss man in den offenen Fahrzeugen ziemlich "Staub fressen" vom vorangehenden Fahrzeug und das nicht zu knapp. Hält das vordere Fahrzeug an, fährt man wieder auf und ist gezwungen entweder selber eine Weile zu warten oder sich dem Staub ergeben.

Da das Game Breeding-Pärchen aus Pretoria den Morning Drive ausliess waren wir mit den Italienern alleine im Fahrzeug und konnten den Game Drive entspannt geniessen, denn die beiden waren weder auf Löwen oder sonstige Tiere scharf, sondern freuten sich wie wir einfach über die herrliche Zeit im Park. Auch unser Guide war gut drauf, hatte viel Wissen und Erfahrungen zu teilen und wir tauschten die verschiedensten Stories aus. Da wir uns entschieden, den Rückweg aussenherrum über die 25km Teerstrasse zu nehmen, konnten wir uns durch den Park schlängeln und hielten immer mal wieder an, wo andere Touristen vorbeifuhren - so z.B. auch bei einem weiteren Black Rhino-Paar, Elefanten, Giraffen oder Zebras. Zugegeben, wirklich warm mit dem Park wurde ich nicht und ich würde auch den öffentlichen Teil des Pilanesberg weiterhin nicht als "Must-See Safari-Destination" einschätzen. Dafür hatte es zu viele Safari- und Touristenfahrzeuge und die Landschaft ähnelte sich dann doch ziemlich stark über den ganzen Park verteilt.

Ein kurz zuvor gewildertes Nashorn
Ein kurz zuvor gewildertes Nashorn

Tiere waren durchaus immer wieder zu sehen, aber das sehr traurige "Lowlight" kam ganz zum Ende: Keine 3 Kilometer vom südlichen Hauptgate entfernt wurde eineinhalb Tage zuvor ein Nashorn gewildert, mitten auf der Strasse kurz vor Gate-Schliessung. Nachdem die Untersuchungen abgeschlossen waren, wurde das Rhino als "Mahnmal" auf die Wiese daneben gezogen und wird dort verrotten. Wer sich das schockierende Bild (und den bereits aus hunderten Metern übel-riechenden Geruch) antun wollte, der konnte aus nächster Nähe erfahren, dass die Wilderei in Südafrika überall ein allgegenwärtiges Problem ist. Anika musste mit den Tränen kämpfen und bezeichnete diese Situation später als das traurigste, was sie je auf Safari gesehen hätte. Es ist sehr offensichtlich, dass es sich hier um einen menschlichen Eingriff in die Natur der brutalsten Art handelt und der Anblick nicht ansatzweise mit toten Tieren, die von Raubtieren getötet wurden, zu vergleichen ist. 

 

Dieses Schlussbild war dann zumindest für mich auch sinnbildlich für diesen zweitägigen Ausflug ins Black Rhino Reserve und den Pilanesberg NP: Eigentlich ein tolles Setting, aber gewisse Dinge trüben das Gesamtbild, so dass die Freude nicht ganz so überbordend ist, wie sie sein könnte.

Das Black Rhino Reserve ist schlicht kein Ort, an den man als Naturliebhaber und begeisterter Safarigänger für grossartige Game Drives geht. Ich würde es eher als Ort beschreiben, wo man entweder einen romantischen Kurzurlaub oder ein kurzes "Kopf lüften im Luxus" in einer Top-Lodge geniessen kann, anstatt z.B. an den Strand oder ans Kap zu gehen. Die Game Drives? Nimmt man gerne mit, wenn sie eh schon angeboten werden. Ein zelebriertes Highlight des Drives ist aber auch hier der Sundowner, wobei man schon feststellt worauf der Fokus gelegt wird. Zu unserer Erleichterung war unser Guide ziemlich erfahren und hatten einen guten Draht zu uns allen. Ich kann mir vorstellen, das an einem solchen Ort das Guiding schwieriger als anderswo ist mit Gästen, die nur bedingt an der Natur und den Drives interessiert sind.

Zum Glück hatten wir einen ausgezeichneten Last-Minute-Preis für den Aufenthalt bezahlt, so würde ich auch das Preis-Leistungs-Verhältnis als gut bezeichnen. Die Standard-Rates würde ich jedoch als sehr überteuert bezeichnen, da gibt es an anderen Orten definitiv mehr für weniger Geld, auch in der Nähe (z.B. im Madikwe oder Welgevonden).

Zugegeben, das ist möglicherweise Jammern auf sehr hohem Niveau, aber wenn man das Glück hat und nicht zum ersten Mal auf Safari und in einer solchen Lodge sein darf, dann verschiebt sich vielleicht der Fokus auf andere Dinge oder man weiss bestimmte Details mehr zu schätzen als andere.

Dem Pilanesberg würde ich definitiv nochmals eine Chance geben - aber nur als Selbstfahrer und dann von irgendeinem Resort, Hotel oder am liebsten BnB/Guest House in der Region aus. Natürlich möglichst in der Nebensaison unter der Woche.

Was die Hin- und Rückfahrt angeht hatten wir auch unseren klar favorisierten Weg. Uns gefiel die Strecke via Magaliesburg zurück nach Johannesburg deutlich besser bei ziemlich identischer Fahrzeit.

 

Das war der erste Bericht von unserem jüngsten Südafrika-Aufenthalt. Wir werden die Aufarbeitung der Reise dieses Mal weniger chronologisch und dafür mehr thematisch halten. Hier auf dem Blog wird es demnächst mit der Woche zwischen den Jahren im Busch, Stadtabenteuer in Johannesburg und Erlebnissen aus dem Kruger NP weitergehen.

 

Liebe Grüsse,

Flo

 

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