Vor und hinter den Kulissen des Kruger NP

Nach den wunderschönen, entspannten Tagen im Sabi Sands Privat Game Reserve im Nottens Bush Camp, ging es für uns wieder zurück in den Kruger, wo wir uns unsere Tiersichtungen wieder selbst erarbeiten mussten ;)

Auch wenn uns der Abschied in Nottens sehr schwer fiel, gefällt uns die Kombination zwischen der luxuriösen Art von Safari und dem einfacheren Selfdrive-Teil doch sehr gut. 

Für die nächsten Tage im Kruger Nationalpark hatte Anika neben tollen Safarierlebnissen noch eine andere Mission: Recherche für ihre aktuelle Seminararbeit für die Uni über die Entstehung des Kruger Nationalparks und dem Konzept des Naturschutzes, welches massgeblich durch weisse Siedler nach Südafrika gebracht wurde, stand an. 

Sie interessierte sich vor Ort besonders dafür, welche "historical sites", Denkmäler, Informationstafeln und Museen zur Vergangenheit bzw. den Gründungsjahren des Kruger Nationalparks es heute noch gibt. 

Also fuhren wir einmal mit einem etwas anderen, geschärften Blick auf diese Details durch den Park, was absolut interessant war.

Ein wichtiger Bestandteil der Recherche vor Ort war ein Besuch im Stevenson-Hamilton Memorial Centre, Library und Museum im Skukuza Camp. James Stevenson-Hamilton war der erste Wildhüter und Mitbegründer des Kruger Nationalparks und ist bis heute gemeinsam mit Namensgeber Paul Kruger noch an einigen Stellen präsent im Park. 

Da das Museum und die Library aktuell geschlossen waren, versuchte Anika bereits von zuhause aus mehrere Wochen im Voraus Kontakt mit der zuständigen Person von SANParks aufzunehmen. Leider ohne Erfolg. Bereits vor unserem Aufenthalt in Nottens vor drei Tagen gerieten wir glücklicherweise an der Skukuza Reception an einen sehr bemühten Mitarbeiter, der nach vielen Telefonaten für uns herausfand, dass die zuständige Person, der wir auch bereits geschrieben hatten, längere Zeit abwesend sei. Uns wurden Kontaktdaten von Stellvertretern gegeben, die auf die Anrufe und Mails aber leider auch nicht reagierten. Also wurden wir einige Tage später erneut an der Reception vorstellig und glücklicherweise erinnerte sich der Mitarbeiter gleich an uns. Dieses Mal bekamen wir einen anderen Namen einer Stellvertretung und die Erlaubnis in den Staffbereich zu fahren, wo auch die Büros der SANParks Administration untergebracht sind.

Also machten wir uns aufgeregt auf den Weg und bogen zum ersten Mal an der Strasse ab, die mit grossen "Durchfahrt verboten"-Schildern ausgestattet ist. Wir fanden uns wieder in einem Gewirr von Strassen und Wegen und die Beschreibung des Mitarbeiters an der Rezeption passte schon nach der ersten Kreuzung nicht mehr. Nach einigem hin- und herfahren hielten wir schliesslich am Polizeiposten, dem einzigen Ort an dem wir Leute draussen sahen. Wir fragten die beiden Polizisten, die eher gelangweilt auf irgendetwas warteten, aber sie konnten uns auch nicht mit einer Wegbeschreibung weiterhelfen. Sie verwiesen uns allerdings nach drinnen ins Bürogebäude an den obersten Polizeichef in Skukuza. Leicht eingeschüchtert betraten wir das Büro des eindrucksvollen obersten Polizisten (ein bulliger Schwarzer, der während wir vor seinem Büro warteten lautstark am Telefon irgendwas über eine Hunting Gun diskutierte), der sich dann aber schnell als unglaublich hilfsbereite und herzliche Person herausstellte. Er lief mit uns ums Gebäude und erklärte anschaulich, wo wir genau die Wissenschaftliche Abteilung von SANParks, die auch für das Museum zuständig ist, finden konnten. 

Nun fanden wir auch den richtigen Weg und mussten in dem neuen Bürogebäude nur noch die richtige Person und offizielle Stellvertretung finden, was uns dann tatsächlich nach einem weiteren Nachfragen gelang. Die Mitarbeiterin machte einen sehr seriösen und strengen Eindruck, erklärte uns nach unseren Ausführungen allerdings, dass ein Museumsbesuch heute nicht mehr möglich wäre, da es bereits nachmittags war. Aber eventuell könne es morgen klappen. 

Da wir die Nacht allerdings im Biyamiti-Camp (60km südlich von Skukuza) verbringen würden, wollten wir eine zuverlässige Aussage haben und nicht am nächsten Tag wieder umsonst nach Skukuza fahren. Wir einigten uns darauf, dass die zuständige Person vor Ort im Museum und der Bibliothek uns am nächsten Vormittag kontaktieren würde und uns dann mitteilt, ob ein Besuch möglich sei. 

Innerlich schrieben wir für uns das Kapitel "Museumsbesuch" damit ab und glaubten nicht mehr daran, dass wir am nächsten Tag tatsächlich einen Anruf erhalten würden. 

Glücklicherweise täuschten wir uns in dieser Annahme aber, denn früh am Morgen erhielten wir erst eine SMS und dann auch noch einen Anruf und die Erlaubnis das Museum trotz momentaner Schliessung besuchen zu dürfen. Es ging also wieder zurück nach Skukuza und nach Klopfen an der verschlossenen Türe wurde uns geöffnet und wir konnten das Museum und die Library im Memorial Center besichtigen. 

Es war im Jahr 2016 komplett renoviert und modernisiert worden und konnte nun im modernen Aufbau und mit wissenschaftlichen Texten durchaus überzeugen. Da es kurz nach der Wiedereröffnung zu Diebstählen wertvoller Ausstellungsstücke gekommen war, erfolgte die erneute Schliessung "bis auf weiteres", um die Sicherheitsmassnahmen zu erhöhen und im Diebstahl zu ermitteln. Ende März 2018 wurde das Museum übrigens für die Öffentlichkeit wieder geöffnet und wird hoffentlich von vielen Touristen besucht. 

Anika war jedenfalls sehr glücklich, dass für uns eine Ausnahme gemacht wurde und sie die für ihre Arbeit wichtigen Daten und Informationen sammeln konnte. Und ganz nebenbei duften wir dafür in die Tiefen der SANParks Administration eintauchen, was schon ein Erlebnis an sich war. 

Nach diesem kleinen Exkurs zurück zu unserem Reiseverlauf durch den Kruger Nationalpark, der nebenbei natürlich auch noch ganz im Zeichen der Game Drives stand. Von Nottens aus ging es wie schon erwähnt nach Biyamiti. Da es nach der ganzen Tour in Skukuza schon späterer Nachmittag war und ich trotzdem noch ein wenig Game Drive haben wollte, entschieden wir uns die S114 zu fahren, anstatt den ganzen Weg auf der Hauptstrasse zurückzulegen - wir hatten ja noch gute drei Stunden. Nach einer halbstündigen Elefantensichtung mit einem unglaublich niedlich-ungeschickten Baby verpasste ich allerdings den Abzweiger - es wäre einmal nach rechts gegangen. So fuhren wir der alten Bahnlinie entlang und als wir den Fehler bemerkten und kurz rechneten, realisierten wir, dass jetzt aufgrund des Heimwegs eher nichts mehr mit Game Drive war, sondern mehr zulässige Höchstgeschwindigkeit fahren, um noch rechtzeitig vor Gate-Schliessung im Camp zu sein. Aber wie das so ist, hat man ausgerechnet in diesen Momenten die besten Sichtungen des Tages - eine davon benötigte eine Vollbremsung, denn ein suizidgefährdetes Chamäleon war direkt vor uns und zitterte sich über die Strasse. Klasse und zum Glück rechtzeitig erblickt.

Über die S102 und den Mpondo-Damm - eine Strecke, die wir zuvor noch nie gefahren sind - ging es weiter nach Biyamiti und genau bei diesem Damm stiessen wir auf Elefanten auf der Strasse. Als wir davor anhielten, sahen wir sie dann überall: Elefanten wohin das Auge reichte. Dutzende, nein, hunderte (!) Elefanten trafen sich anscheinend abends kurz vor Sonnenuntergang bei diesem Damm, sie strömten von allen Seiten hierher. In dieser Grössenordnung haben wir das noch nie gesehen, selbst die handgezählten 104 Elefanten im Tarangire in Tansania vor einigen Jahren waren weniger zahlreich. Wir fuhren einige Zeit durch diesen ganzen Elefantenpulk, mehrere Dickhäuter tröteten empört auf, als wir ihre friedliche Zusammenkunft störten (es war weit und breit kein anderes Auto mehr unterwegs) und wir achteten gut darauf, ob hinter den nächsten Büschen und Sträuchern vielleicht nicht doch noch weitere Elefanten standen.

Leider hatten wir nicht mehr soviel Zeit, aber ohne weitere Umwege und rechtzeitig vor Gate-Schliessung erreichten wir dann das kleine Bushcamp Biyamiti, welches an einer Camp-exklusiven Strasse entlang des gleichnamigen Flusses liegt und extrem beliebt ist. Anika war vom ereignisreichen Tag recht müde und auch ihr war froh, bald ins Bett gehen zu können. Selbstverständlich musste trotzdem der Grill ausprobiert werden, aber nach dem Essen gingen wir gleich schlafen.

Am nächsten Morgen starteten wir gewohnt früh um 05:30 und fuhren einmal dem Fluss entlang zum Biyamiti-Wehr, wo immer mal wieder gute Sichtungen berichtet werden und tolle Fotos entstehen können, da man die Wasseroberfläche auf Augenhöhe hat. Leider war unser Morgen nebelig-nieselnd, so dass die Tierwelt ruhte. Unsere Sinne geschärft hat dann ganz frischer Rhino-Dung und tatsächlich sahen wir diese 200m später auch die Strasse überqueren. 

Am Wehr war nicht viel los, aber dafür kam es auf dem Rückweg nochmals zu einer speziellen Sichtung: Ground Hornbills watschelten vor uns über die Strasse, fünf Stück hintereinander, alle mit Beute im Schnabel. Was von weitem zuerst nach grossen Fröschen aussah, entpuppte sich dann als Jungvögel, vermutlich Spurfowls, als Fressen für die Hornbills, sie haben wohl ein Nest entdeckt und geplündert. Ein bisschen traurig zu sehen - andererseits springen die ausgewachsenen Spurfowls jeweils lärmend vor das fahrende Auto, so dass man öfter mal eine unerwartete Notbremsung einlegen muss und danach eine gefühlte Ewigkeit diese Vögel vor sich her treibt, weil sich sich konsequent weigern, die Strasse wieder zu verlassen. Und wenn sie gerade nicht auf der Strasse sind, erinnern sie einen um fünf Uhr morgens vor dem Schlafzimmerfenster, dass man in einem Nationalpark vor dem Sonnenaufgang wach sein sollte. Also gönnten wir den bedrohten Ground Hornbills ihre Beute doch ein wenig.

Zurück im Camp erhielten wir die Nachricht, dass es für uns wie oben beschrieben nochmals nach Skukuza gehen wird, also frühstückten wir rasch und machten uns auf den Weg. Dabei durften wir noch zusehen, dass die "affensicheren" Abfallbehälter von Vervet Monkeys sehr geschickt zu zweit ausgetrickst und unsere Küchenabfälle vom Vortag wunderschön rund um unsere Hütte verteilt wurden. Nach dem Besuch im Museum fuhren wir mittags vorbei an vielen badenden Elefanten nach Lower Sabie, wo wir gemütlich auf der Terrasse mit Ausblick auf den Fluss ein kleines Mittagessen bestellten und anschliessend uns mit Lesen, Karten schreiben und Tagebuch führen einen ruhigen Nachmittag machten. Das letzte Stück zur nächsten Unterkunft in Crocodile Bridge war ebenfalls sehr entspannt mit vielen Nashorn- und Vogelsichtungen, unter anderem einem Secretary Bird. Und rechtzeitig zum Sonnenuntergang erreichten wir die Ebenen vor Crocodile Bridge, in denen sich bei wunderschöner Lichtstimmung eine grössere Elefantenfamilie versammelt hatte.

Im Camp checkten wir in unserer Hütte am Zaun ein und beliessen es bei einem kalten kleinen Abendessen. Stattdessen bewunderten wir die Aussicht, die Tiere im Camp (wie zum Beispiel eine beinah zahme Bushbuck-Dame, die sich wie ein Känguru vor einen Hütteneingang pflanzte), den vollen Mond und all die Tiere, die sich nachts am Zaun vorbei schlichen. Ganz besonders eindrücklich war eine ganze Elefantenfamilie mit Jungtieren, die keine drei Meter von unserer Sitzbank entfernt friedlich durchspazierte ohne uns eines Blicks zu würdigen. Nachts schalten zum Glück auch die Lärmquellen am Fluss unten ab (Generatoren?) und wir schliefen früh ein. Am nächsten Morgen machen wir nur eine kurze Tour zu den Hippo Pools (die leider nicht mehr geführt begehbar sind) und beobachten auf dem Weg vor allem Zebras und Impala. Man vergisst manchmal fast ein wenig, wie spannend und unterhaltsam diese "normalen" Tiere sein können, dabei gibt es meist mehr zu sehen als zum Beispiel bei schlafenden Löwen.

Zurück in der Hütte begrüsste uns während dem Frühstück ein Elefant - direkt am Zaun vor uns. Er schnüffelte am Boden herum und schaute immer wieder zu uns herüber, als würde er gerne mitfrühstücken. Er achtete aber auf einen gewissen Mindestabstand und sobald man zu nahe kam, wackelte er einmal mit dem Kopf. Also zogen wir uns wieder ein wenig zurück und beobachteten ihn mit mehr Abstand. Neben uns kühlten sich die Mangusten mit flach ausgestrecktem Bauch auf dem Boden unter unserer Bank.

Dann lief der Elefant allerdings zielgerichtet dem Zaun entlang - in die Richtung, wo das Parkpersonal die Marula-Früchte gerade am Boden zusammensammelte und von der gefüllten Ladefläche einige Dutzend Marulas über den Zaun warf. Was für ein Elefanten-Festmahl! Die Früchte wurden im Sekundentakt vom gierigen Elefantenrüssel aufgenommen. Dass einige Fotografen und Campgäste wenige Meter daneben standen und zuschauten, war dem Elefant jetzt völlig egal - die Augen einzig auf die nächste gelbe Frucht am Boden fokussiert. Tiere füttern verboten? Naja, wir hoffen mal, dass das nicht zu viele Nachahmer findet.

Fertig gepackt ging es bereits wieder nach Lower Sabie, dieses Mal aber als Übernachtungsgäste in einem der neuen Luxury Tents, auf die wir sehr gespannt waren. Wir waren ja bereits vor einem Jahr zusammen mit meinen Eltern in Lower Sabie in den alten Tents und hatten das Glück, zwei der Zelte mit Flussblick zu ergattern. Bereits damals waren die Zelte aber in einem recht verlotterten Zustand und deshalb freuten wir uns sehr auf die neuen. Zu Mieten gab allerdings erstmal nur die Zelte mit Bush View und die kosteten in der renovierten Version nun auch das doppelte. Sehr erfreut durften wir aber feststellen, dass diese Unterkünfte etwas vom besten waren, was wir von SANParks bisher angetroffen haben! Einfach, sauber und durchdacht, mit einem kleinen Tisch draussen, einer kleinen Küche inkl. Esstisch und einem Schlafzimmer mit angrenzendem Bad. Wir checkten gerade noch rechtzeitig ein, denn fünf Minuten nach unser Zimmerinspektion verwandelten sich die dunklen Wolken in einen massiven Gewitterschauer, der bis auf wenige Unterbrüche bis in die Nacht andauerte. Der Grill wäre zwar halb geschützt platziert gewesen, wir beliessen es dann aber bei einem kleineren Abendessen mit ein wenig Pasta. Einziger kleiner Fehler im Konzept: Es passen keine zwei SANParks-Norm-Kochtöpfe nebeneinander auf die beiden Ceranfelder... 

In einer kurzen Regenpause ging ich die Fortschritte der restlichen Zelte um uns herum anschauen. Von den rund 30 Zelten waren aktuell nur 5 vermietbar, wie ich vor Ort erfahren habe sollten kurz nach unserer Ankunft zwei der River View-Units dazukommen, aber vorläufig nur telefonisch und nicht online buchbar sein (für alle die es sich auch mal überlegen und sich wundern, warum die nirgendwo zu haben sind). Unsere letztjährige Unterkunft war hingegen zusammengebrochen und verwittert (ein Wunder, dass dies nicht schon ein Jahr zuvor passierte, war mein Gedanke...). Hier, wie auch bei vielen anderen Hütten, werden wohl noch einige Monate ins Land gehen, bevor diese ebenfalls erneuert verfügbar sein werden. Aber an alle zukünftigen Besucher: Freut euch, die Unterkünfte sind wirklich top! Unser Zelt hielt auch problemlos den Sturm aus, der zusammen mit dem Gewittert wütete, es fühlte sich richtig romantisch-kuschlig drinnen an, während rund um uns die Welt unterging.

Die nassen Aussichten hielten Anika dann vom geplanten Night Drive ab, ich liess mir die Gelegenheit aber nicht entgehen, Regen hin oder her. Pünktlich zur Abfahrtszeit war ich dann auch mit einem Südafrikanischen Rentnerehepaar (die vier Wochen in Lower Sabie und Satara verbrachten!), sowie einem sehr interessierten und begeisterten Amerikaner im grossen 18-Plätzer. Unser Guide verspätete sich um einige Minuten, entschuldigte sich und versprach uns dafür einige grossartige Sichtungen zu zeigen während er die Liste der angemeldeten Personen durchging. 4 von 14 angemeldeten waren anwesend. Wir an Bord freuten uns über die kleine Gruppentour und gerade als der Guide losfahren wollte, torkelten vier angetrunkene Personen auf das Auto. Sie würden hier ebenfalls mitfahren wollen, meinte der eine mit starkem französischen Akzent. Leider hatten sie weder die Indemnity Forms noch die Anmeldebestätigung dabei und als sie 10 Minuten später von ihrer Unterkunft zurück zum Auto im gemütlichen Watschelgang kamen, fuhr unser Guide genau dann los, als sie uns erblickten konnten. Natürlich hielt er 100m weiter wieder an, als die Franzosen mit lauten Rufen und so schnell es ihre Flipflops erlaubten, hinter uns her rannten, der Guide sich aber einen ablachte bei der Aktion. Leider konnten sie die Papiere immer noch nicht finden, was die Laune des Guides dann aber schlagartig änderte und er in einem harschen Ton alle vier zum Teufel jagte, als sie es sich schon auf den Sitzen bequem machen wollten. Auch Bestechungsversuche waren zwecklos - ohne Bestätigung und Indemnity Form keine Fahrt!

Fast eine halbe Stunde verspätet ging es dann endlich los, mittlerweile hatte dafür der Regen gestoppt und wir uns zu viert gut unterhalten. Nachtfahrten sind etwas spezielles im Krüger - man kann Glück oder auch Pech haben, nicht nur was Guide und Mitfahrer angeht, sondern auch bezüglich der Sichtungen. Das Spotten im Dunkeln ist nicht ganz einfach und ohne eigene Lampe noch viel schwieriger. Ich hatte mir deshalb im Voraus eine eigene Spotlight zugetan (Zartek ZA-465, sehr empfehlenswert) und diese kam hier voll zum Zuge. Wir hörten zu Beginn die Löwen, zeigen wollten sich diese uns aber nicht. Nach anfänglichen Sichtungen von Rhino, Büffel und Antilopen (allesamt okay, aber auf einem Nachtdrive nicht unbedingt das, was man sucht), entdeckten wir dann aber Hippos, diverse Eulen, Caracal, Civet, Genets und Hyänen. Allesamt zum Glück vor uns oder auf meiner Seite und da ich jeweils derjenige war, der "Stopp" rief weil ich entweder als einziger etwas sah oder sich die anderen nicht so richtig trauten nach der fünften Impala-Sichtung wieder zu rufen, führte mein Stopp jedes mal zu einer halben Vollbremsung, denn die Trefferquote bei diesem Drive war unglaublich. 

Wir freuten uns alle riesig, die ganzen nachtaktiven Tiere gesehen zu haben und auch dem Guide machte die Ausfahrt sichtlich Spass, so dass er sogar zwischendurch selber versuchte ein paar Fotos mit den Gäste-Kameras zu machen. (Bitte entschuldigt übrigens die Fotos. An dieser Stelle taugt dann auch meine Kameraausrüstung für nicht mehr als Beweisfotos). Als krönenden Abschluss rief ich kurz vor Ende nochmals laut "Stopp", in der festen Überzeugung etwas besonderes mit grossen Augen gesehen zu haben. Wir waren bereits wieder ganz nah am Camp und ich fragte mich schon, was das wohl gewesen sein könnte, bis sich dann herausstellte, dass es die Reflektoren eines Baufahrzeugs waren, das man durch den Busch hindurchsehen konnte... ups :)

Am nächsten Morgen fuhren wir dann für einmal ausgeschlafen Richtung Satara, der Himmel immer noch bedeckt aber inzwischen trocken und feucht-warm. Enorm war die Anzahl der Insekten in der Luft, die wie aus dem Nichts plötzlich alle herumschwirrten. Nicht minder zahlreich waren die ganzen Red-billed Queleas, die für einmal einzeln auf Jagd waren, anstatt in den riesigen Schwärmen unterwegs zu sein. Es zeigte sich auch, wie nötig dieser Regen war, denn je näher man nach Satara kam, desto trockener war es noch (und das Anfang Februar, mitten in der Regenzeit!), die Dämme führten teilweise kein oder kaum Wasser.

Wir bezogen in Satara unsere Hütte am Zaun und gingen dann aber gleich nochmals auf einen Game Drive - den letzten in diesen Ferien, denn am Morgen darauf ging es ohne grosse Umwege und zügig früh aus dem Park raus. Unser Ziel war die S100 und der Nwanetsi Viewpoint/Picnic-Spot. Die vielen Magnete auf dem Sightingsboard enttäuschten uns nicht, bereits nach wenigen Kilometern sahen wir unsere ersten Löwen, ein Männchen mit toller Mähne. Ein bisschen weiter viele Impala und dann Bäume voller Geier. Obwohl wir wussten, dass hier etwas sein musste, fanden wir leider nicht das Objekt ihrer Begierde und fuhren weiter, bis wir auf eine Fahrzeug-Ansammlung bei einer Löwenfamilie trafen. Drei Mütter mit vier halbwüchsigen kauerten am Boden und waren am späten Nachmittag wohl noch unsicher, ob die jungen Gnus auf der anderen Flussseite zum Abendessen passen würden. Interessiert wurde beobachtet und bei jedem Geräusche der Gnus spannten sich alle Köpfe und Ohren an.

Da wir nicht die ersten waren, stellten wir uns auf der Seite hin, wo man zwar nicht den perfekten, aber einen ganz guten Blick auf die Szenerie hatten - und plötzlich entdeckten wir den jüngsten Nachwuchs! Der jüngste Löwe versteckte sich direkt neben unserem Auto in den Büschen und beobachtete uns immer wieder verunsichert durch die Äste, nicht wirklich im Klaren, was wir da so nahe machen wollten. Da dieses Löwenjunge scheinbar von den meisten anderen gar nicht entdeckt oder übersehen wurde, blieben wir auch dort stehen, als vor uns andere Autos wieder weiterfuhren. So konnten wir ausserdem beobachten, wie von hinten eine Zebraherde voll auf die Löwenfamilie zutrabte, offensichtlich noch ohne diese bemerkt zu haben. Erst im letzten Augenblick, rund 20 Meter bevor sie quer durch die Löwenfamilie gerannt wären, entdeckten die Zebras die Löwinnen (und umgekehrt?!). Genau in diesem Moment preschten dann die drei Löwinnen vor uns spurteten den Zebras nach, aber für einen wirklich ernsthaften Jagdversuch mangelte es wohl an Motivation und die Chance war verpasst. Obwohl wir vermutlich die ersten waren, die die Gelegenheit erfassten, brachten wir leider keine gescheiten Bilder zustande und nur ein wackliges Beweisvideo zeugt vom Vorfall. Es war aber richtig spannend zu beobachten, wie Löwen von "schläfrig herumliegen" in wenigen Sekunden auf einen Vollsprint wechseln können - durchaus beeindruckend.

Man sieht mich nicht, ich bin ein Baum!
Man sieht mich nicht, ich bin ein Baum!

Wir drehten ein wenig später um und verabschiedeten die Löwenfamilie. Bis zum Picnic-Spot reichte es nicht, aber wir hatten ja jetzt auch schon einiges gesehen. Beim Zurückfahren sahen wir dann noch aus einem anderen Winkel, dass unter den ganzen Geiern versteckt im Gras eine Hyänenfamilie lag, die offensichtlich etwas erbeutet hatte, leider genau an einer Stelle, wo man selbst mit der hohen Sitzposition im Feddy nur schwer etwas sehen konnte. Fürs Abendessen hatten wir dann noch einen netten Besuch. Im Voraus der Reise hatten wir bereits mitbekommen, dass Rosi & Guido am gleichen Tag auch Satara übernachten würden. Mit vielen mitgebrachten Getränken (Danke dafür!) unterhielten wir uns dann bis spät in die Nacht über Safari, Reisen in Afrika und der Welt sowie die Vor- und Nachteile der Camper-Varianten. Sie hatten nämlich den neuen "Britz Navi" gemietet und waren damit auf Camping-Tour. Ich weiss nicht, wie ihr Fazit nach ihrer Reise dann am Ende genau war, aber zu diesem Zeitpunkt war es eher gemischt (was Britz als Vermieter wie auch den Navi als Camper betraf). Schmerzlich dachten wir dabei an Heinz zurück, der für uns das ziemlich perfekte Auto war... wir vermissten das Reisen in unserem Camper doch schon ein wenig.

An unserem letzten Safari-Tag ging es auf direktem Wege zum Orpen Gate. Wir sahen als letzte tolle Sichtung noch einmal Hyänen mitten auf der Strasse und hatten eine nervige Auseinandersetzung mit anderen Touristen, die uns in ihrem Mietauto partout nicht überholen lassen wollten (man stellte sich extra mitten auf der Strasse hin), als sie sich mit dem entgegen kommenden Fahrzeug minutenlange über eine Sichtung unterhielten. Da dies beim dritten entgegen kommenden Fahrzeug in Folge (!) so passierte und weder Winken noch Lichthupe halfen, um sie zu bitten, doch die Strasse ein wenig mehr freizugeben, überholten wir sie "aussenherum", neben der Strasse. Das wiederum musste die beiden derart auf die Palme gebracht haben, dass sie ihre Unterhaltung abbrachen und mit etwa 80km/h uns wiederum überholten, uns fast bis zum Stillstand ausbremsten und zur Rede stellen wollten. Da uns das zu doof war und mit dem ganzen Verhalten ganz klar eine Auseinandersetzung gesucht wurde, gingen wir nicht darauf ein, überholten wieder und kamen danach in den Genuss einer stummen Schimpftirade. Wild gestikulierend neben uns auf gleicher Höhe auf der Gegenfahrbahn wollten sie uns wohl noch etwas mitteilen. Danach düsten sie ab und verschwanden irgendwann auf eine Nebenstrasse (Hinweis: Wir fuhren ständig die erlaubte Höchstgeschwindigkeit 50km/h mit Tempomat). Das Irre an dieser Geschichte war aber, dass Anika und ich Minuten zuvor noch von den so angenehmen, verständnisvollen und vernünftigen Krüger-Gästen ausserhalb der Hauptsaison gesprochen hatten. Und was eher nach einer testosterongeladenen Mitternachtsaktion mit einem 3er-BMW auf der Autobahn klang, fand tatsächlich mit zwei mittelalten weiblichen Touristen im Krüger morgens um 7 Uhr statt. Was die Beiden an dem Morgen so alles kompensieren mussten, werden wir wohl leider nie erfahren. Insgesamt dann aber doch ein ziemlich verrückter Abschluss für diesen Kruger-Aufenthalt. 

Das war es dann aber auch in Sachen Tiersichtungen & Nationalpark in diesem Artikel - die restliche Strecke nach Johannesburg führte uns noch am Graskop Gorge Lift vorbei (einer seit Dezember 2017 geöffneten Attraktion) . Es handelt sich dabei um einen Lift, mit dem man knapp 60m in eine Schlucht runter fahren kann, wo es in einem Regenwald einen gut 500m langen Naturpfad gibt, vorbei an einem Wasserfall und auf Holzsstegen quer durch das dichte und unglaublich schöne Unterholz.

Die ganze Attraktion ist sehr modern, fast ein bisschen zu stylisch und chic für die Region gebaut, aber immer noch sehr afrikanisch gehalten (man begrüsst etwa fünf verschiedene Mitarbeiter, die einem auf dem Weg zum, im und vom Lift weg begleiten, obwohl die Wegführung natürlich völlig einleuchtend und klar ist). 

 

Insgesamt war die nicht ganz günstige Tour ihren Eintritt aber definitiv wert, vor allem wegen des Waldpfades. Das Wetter hat für uns gepasst, es war zwischen sonnig und mystisch-neblig und Besucher hatte es um 10 Uhr morgens noch nicht so viele. Aber auch an einem allgemein eher wolkenverhangenen oder sehr heissen Tag ist dieser Spaziergang durch den Wald definitiv eine gelungene Attraktion als Ergänzung zu den sonstigen Sehenswürdigkeiten auf der Panorama Route.

Dazu ergeben sich viele Fotomotive, einige durchaus lehrreiche und spannende Schautafeln und Installationen und wer möchte, kann Leuten zu schauen, die sich Bungee-Jumping-mässig an der "Big Swing" vor dem Wasserfall herunterstürzen. Oder es natürlich selber ausprobieren, was allerdings nicht unbedingt unser Ding ist.

Nach dieser Tour gab es noch einmal viel Überlandfahrt (+3km Umweg, weil ich mich kurz verfahren hatte) aber ein kurzes heftiges Gewitter später waren wir dann auch wieder in unserer südafrikanischen Lieblingsstadt und genossen nochmals eineinhalb grossartige Tage mit Jan, Jay und Andrew, wie wir euch hier bereits beschrieben haben:

We Love JOBURG Part 2.

 

Jetzt ist erst mal fertig mit Reiseberichten, es wird noch ein Exkurs zum Besuch des Fussballspiels in Pretoria folgen (sehr empfehlenswertes Erlebnis, grossartig!) und irgendwann kommen wir dann auch noch dazu, das eine oder andere Video zu schneiden. Wir danken euch allen fürs Mitlesen und hoffen, dass es euch gefallen hat. Vermutlich werden es auch nicht die letzten Berichte hier auf dem Blog gewesen sein, denn die nächsten Reisen sind bereits gebucht! :)

 

Liebe Grüsse,

 

Florian

Wir sind mittlerweile übrigens auch auf Instagram aktiv und teilen dort unsere schönsten und aktuellsten Fotos und kurze Videos. Auf Instagram sind wir unter folgendem Link zu finden: 
https://www.instagram.com/180daysafrica/

 

Wir würden uns sehr freuen, wenn ihr auch dort einmal vorbei schaut und die auf Instagram aktiven Personen uns folgen würden :)

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