Drakensberge - Aller guten Dinge sind vier!

Früh am Morgen verliessen wir Johannesburg und fuhren los Richtung Drakensberge. Wobei, so früh war das im Vergleich zu den bisherigen und noch kommenden Tagen nicht, aber es reichte um die Grossstadt um etwa 8 Uhr hinter uns zu lassen.
Die Wettervorhersage sah vielversprechend aus, eine Unterkunft war gebucht und wir hatten richtig Lust auf "The Berg", wie die Südafrikaner diesen Gebirgszug nennen. 

Mittlerweile war dies tatsächlich unser vierter Versuch, Zeit in den Drakensbergen zu verbringen. All die anderen Male sagten wir unseren Aufenthalt dort wieder ab oder buchten erst gar nicht, weil uns das Wetter jeweils einen Strich durch die Rechnung machte (entweder eiskalt mit Minusgraden oder tagelanger Dauerregen). 

Über den Oliviershoek-Pass
Über den Oliviershoek-Pass

In den Drakensbergen ist nun mal das Wandern die hauptsächliche Beschäftigung und darauf hatten wir bei schlechtem Wetter einfach keine Lust. Nun sah aber alles besser aus und wir begaben uns mit unserem Feddy, den Fortuner, auf die erste lange Fahrstrecke. Zum Glück konnte Flo ihm die anfänglichen Macken austreiben und so fuhren wir fast ohne Ruckeln und nach links-ziehen von der Großstadt in die Natur. Sehr positiv wirkte sich auch der Tempomat aus - nicht nur aus Bequemlichkeit auf der eher öden Strecke bis nach Harrismith, sondern vor allem um das gefühlte Dutzend Geschwindigkeitskontrollen problemlos zu passieren. Wobei dies scheinbar auch sonst kein Problem darstellte - ein Fahrer überholte uns in rassigem Tempo gleich dreimal, wahrscheinlich weil er mehrfach diesen mühsamen Zeitverlust bei den Polizeikontrollen wieder aufholen musste.

Raus aus dem Auto, jetzt werden die Wanderschuhe ausgepackt!
Raus aus dem Auto, jetzt werden die Wanderschuhe ausgepackt!

Harrismith ist von weit her zu erkennen durch den Hausberg, dem Platberg oder dem "Free State-Table Mountain" und wir legten beim uns bereits bekannten One-Stop eine kurze Tank- und Mittagspause ein. Ab hier ging es dann auch weg von der N3, quer durch das Baustellenwirrwarr auf die R74 entlang dem Sterkfontein Dam. Diese Strecke ist eine der schönsten in Südafrika, führt über den Oliviershoek Pass, vorbei an "Little Switzerland" und dann auf den Abzweiger auf das Amphitheatre zu - dem Highlight des nördlichen Teils des uKhahlamba-Drakensberg Park. Das Thendele Camp, unser Tagesziel, liegt direkt gegenüber dieser eindrücklichen Gebirgswand und bereits von fern ist zu ahnen, dass die Aussicht atemberaubend ist. Der formelle Teil am Gate ist sehr rasch und unkompliziert erledigt (niemand will eine Wild Card-Confirmation sehen). 

Neugierige Guinea Fowls im Camp zu Besuch
Neugierige Guinea Fowls im Camp zu Besuch

Gebucht hatten wir ein 4-Bett Chalet im Lower Thendele Camp (beide Camp-Teile liegen etwa 200m auseinander und bieten allesamt eine grandiose Aussicht). Grund für das 4er-Zimmer war, dass bei der spontanen Buchung innerhalb eines Monats (im Dezember war noch sehr viel frei) zu unserer Irritation plötzlich fast alles ausgebucht war und somit kein 2er-Chalet mehr übrig war. Unter der Woche ausserhalb der Ferien ist das sehr unüblich, aber um die plötzliche Belegung zu erklären, müssen wir in der Zeit nochmals einige Tage zurück. Geplant war in Johannesburg nämlich, dass wir zusammen mit Jay, Jan und Andrew einige Unternehmungen machen würden. Andrew musste sich jedoch kurzfristig abmelden, da er sich bis zum 29. Januar auf einer britischen Botaniker-Tour als Guide befand. Wir bedauerten dies natürlich, schrieben ein wenig hin und her, gaben unsere Daten durch und fanden heraus, dass er mit der Gruppe "via Drakensberge nach Howick" unterwegs sei. Als Antwort kam zuletzt dann bloss ein "Thank you, may see you there" zurück, was wir als eher ironisch aufgefasst haben. Erst als sich Andrew dann nach unserer Ankunft per SMS bei uns erkundigte, in welcher Hütte wir denn seien, wurde uns klar, dass wir tatsächlich zur selben Zeit im gleichen Camp waren und seine Reisegruppe aus rund 15 verrückten Botanikern das halbe Camp in Beschlag nahm. Was für ein Zufall und wie klein die Welt doch ist. So gab es für uns am ersten Abend nach der Ankunft ein grosses Hallo und eine gemütliche Plauderrunde bei einem Bier (oder anderem Getränk) + die Empfehlung, für den nächsten Tag den Gorge Trail möglichst früh zu beginnen, um nicht zu lange in der prallen, heissen Sonne unterwegs zu sein.

Vor unserem Treffen mit Andrew machte ich mich noch "kurz" auf den Devils Hoek Trail auf. Dieser führt entlang des Tals direkt unterhalb des Camps und hat kein wirkliches Ziel (er endet auf der Karte nach ca. 2km) und nach etwa 3 Kilometern war es dann einfach kein Weg mehr, sondern maximal noch einzelne Spuren von Lebewesen, die hier bereits durchgezogen sind. Da der Regen einsetzte drehte ich an dieser Stelle um und begab mich auf den Rückweg. Der Trail ist schön, hat einige Passagen im Dickicht entlang des Bachs aber ist kein "Must-See". Sehr zu empfehlen sind dafür übrigens lange Hosen, durch die vielen Gräser, Sträucher und Büsche auf dem schmalen und manchmal kaum mehr vorhandenen Pfad waren meine Beine am Abend aufgekratzt und rot.

Auf dem Tugela Gorge Trail ab Thendele Camp
Auf dem Tugela Gorge Trail ab Thendele Camp

Früh am nächsten Tag ging es dann bei strahlendem Sonnenschein und bestem Wetter auf zum Gorge. Der Tipp mit dem frühen Aufstehen und Loslaufen war gut, bereits um 8 war die Sonne intensiv und das erste rund einstündige Stück über die offene Landschaft brachte uns vor allem deshalb ein wenig ins Schwitzen. Der Weg führt anschliessend dem Tal entlang durch unterschiedlichste Vegetation und sehr willkommen als Abkühlung sind jeweils die Strecken durch die Wälder. Was für eine faszinierende Landschaft, man kann sich kaum sattsehen. Auf dem Weg waren wir auf dem Hinweg praktisch die einzigen, nur einen einzelnen Franzosen haben wir überholt und wurden von einem südafrikanischen Hochleistungs-Wanderpaar fast überrannt. Am Gorge gab es dann kühles, frisches Wasser zum Auffüllen und geniessen, etwas Biltong als Snack und anschliessend ging es wieder zurück. Da die Wanderwege nicht auf die Berggipfel führen, ist für mich hier eher der Weg das Ziel aber dieser dafür umso schöner. Auf dem Rückweg machte der Himmel langsam bedrohlich zu, die Aussicht auf das Amphitheater wurde eingeschränkt und das auf den Mittag angekündigte Gewitter kündigte sich mit einem Grummeln an. Wir wissen nicht so recht, ob die vielen entgegenkommenden Wanderer wirklich weiterlaufen sollten (teilweise mit Flip-Flops und ohne Jacke/Regenschutz). Unser Rückweg verlief überraschend kurzweilig - wir plauderten fast ununterbrochen bis zum Camp (viele neue Ideen mussten diskutiert werden) und kommen kurz nach 12 Uhr wieder zurück.

Roger Federer hat übrigens auch einen Südafrikanischen Pass!
Roger Federer hat übrigens auch einen Südafrikanischen Pass!

Sehr passend und ein wenig geplant war diese frühe Ankunft meinerseits nicht nur wetterbedingt, sondern auch deshalb, weil im Chalet ein Fernseher stand und ich somit das Federer-Spiel gegen Gasquet fast komplett anschauen konnte. Australian Open & Südafrika-Urlaub gehört mittlerweile schon fast fix zusammen :)

Den restlichen Nachmittag haben wir ein wenig entspannt, gelesen und die Vögel vor unserer Hütte beobachtet (unter anderem eine Familie Guinea Fowls mit vielen Jungen, die direkt um uns herum gewatschelt sind). Die Gewitterwolken hüllten das Amphitheater schon ein, das Donnern aus der Ferne war gut zu hören, aber zumindest bei uns im Camp liess der Regen noch auf sich warten.

Beim Braai werde sogar ich zum Allwettermensch
Beim Braai werde sogar ich zum Allwettermensch

Wir nutzten dies für eine Runde Braai in der Hoffnung es würde so bleiben, aber keine 10 Minuten später setzte der Gewitterregen auch bei uns ein. Natürlich liessen wir uns davon nicht aufhalten und so stand jeweils jemand (ich) mit dem Schirm am Grill um das Feuerchen und das Fleisch zu schützen. Wenigstens war es dort warm, denn rundherum sorgte das Gewitter für eine deutliche Abkühlung. Wir liessen uns das Fleisch (mariniert mit einem der Nomu-Rubs wie immer) schmecken und da unser Vorratsschrank dieses Jahr nicht so grossartig ausgestattet war wie in Heinz gab es - Überraschung - Pasta dazu.

Auf die kommenden Tage waren wir sehr gespannt, ging es doch mit dem Nambiti Reserve in die Elephant Rock Lodge zu einem Ort, den wir noch nicht kannten. Auf dem knapp zweistündigen Weg dahin stoppten wir noch einmal kurz in Ladysmith. Allerdings nicht für Essensvorräte (jetzt war erstmal Vollpension angesagt), sondern um Ani ein neues Shampoo zu kaufen. Ihres wurde nämlich von einem Pavian aus dem Bad geklaut - weil ich nach dem Duschen die vergitterten Fenster offen liess und ihr Shampoo gerade noch in Affengriffweite stand. Falls also jemand demnächst im Thendele Camp ist und Baboons mit voluminösen Frisuren sieht, wisst ihr weshalb!

Und für mich und alle anderen: Fenster immer zu, wenn man den Raum verlässt... (Ansonsten wurde uns aber zum Glück nichts von den aufdringlichen Affen geklaut.)

Weiter geht es dann im nächsten Bericht mit den ersten Tagen Safari im Nambiti & Nkomazi Game Reserve. 

 

Flo

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