Ab in die Wärme, in die Karoo und nach Upington

Wiedersehen in der Karoo: Clara-Sophia, Anika, Friedrich, Annika, Hans-Christian
Wiedersehen in der Karoo: Clara-Sophia, Anika, Friedrich, Annika, Hans-Christian

Unser Entscheid stand fest: Wir wollen in die Wärme. Über einen Monat hatten kein einziges Mal Temperaturen von mehr als 25°C, das war genug, der Regen der letzten Tage gab uns den Rest. Da wir jetzt sieben "ungeplante" Tage haben und erst danach wieder zwei Übernachtungen in Namibia fix gebucht sind, können wir uns relativ flexibel und gemütlich den Weg nach Norden aussuchen. Erste Station soll die Karoo sein, es geht zur Olive Grove Guest Farm, 20km ausserhalb von Beaufort West. Die Unterkunft wird uns von einer befreundeten Familie empfohlen, die wir bereits in T'Niqua kennengelernt haben. Sie sind schon langjährig infizierte Südafrikagänger aus Deutschland und verbringen ihre zweite Elternzeit während sieben Wochen in Südafrika, zusammen mit der fünfjährigen Tochter Clara Sophia und dem dreijährigen Sohn Friedrich. Wir haben uns auf Anhieb gut verstanden und besonders die Tochter war sehr von Anika angetan, so dass der erste Abschied von T'Niqua bereits sehr tränenreich ausfiel. Die zwei nächsten Abende wollen wir zusammen braaien, aber weil aus irgendeinem Grund von einem Tage auf den anderen sämtliche Selfcatering-Units ausgebucht sind (vermutlich ein Event in Beaufort West?), nehmen wir uns ein BnB-Zimmer. Nichts Überragendes, aber sauber und in Ordnung. Für den gemeinsamen Abend klauen wir noch die Gartenmöbel der Nachbar-Hütte und arrangieren, dass wir diese Hütte für den nächsten Abend dann auch übernehmen können.

 

Klipspringerpass auf dem Hauptloop im Karoo National Park
Klipspringerpass auf dem Hauptloop im Karoo National Park

Nach einem viel zu teuren und nicht unbedingt empfehlenswerten Frühstück gehen wir für einen Tagesausflug in den Karoo National Park, der vor den Toren der Stadt Beaufort West liegt. Apropos Beaufort West - das kommt auf der Hitliste der hässlichsten Ortschaften in Südafrika ganz ganz weit oben. Ja, auch noch deutlich vor Bloemfontein! Neben vielen LKWs und Tankstellen (liegt an der N1 von Kapstadt nach Johannesburg) gibt es so gut wie gar nichts und selbst das vorhandene ist wirklich unschön umgesetzt. 

Ganz im Gegensatz dazu überrascht uns der Karoo NP. Ein sehr schönes Rest Camp mit attraktiven Chalets, Restaurant, Shop, Bird Hide, Hyena Trap und Trails liegt gut gelegen im Eingangstal zum Park. Wir fahren den einzigen grösseren nicht-4x4-Trail, quasi die Standardroute. Die ersten anderthalb Stunden bis zum Doornhoek Picnic Spot sind sehr abwechslungsreich, bieten schöne Viewpoints (z.B. in den Canyon beim Klipspringerpass, der sogar Wasser führt) und auch einige unerwartete Vegetationswechsel.

 

Die Karoo hat auch was für Birder: European Bee-Eater
Die Karoo hat auch was für Birder: European Bee-Eater

Die zweite Hälfte führt am Fuss einer Bergkette zurück und ist weit weniger spannend. Während wir zuvor Mountain Zebra, Kudu, Red Hartebeest, Strausse und kleinere Antilopen gesehen haben, gibt es zurück "nur" noch Oryx und Springboks. Aufregend ist dann allerdings, dass wir auf der Strasse sehr frische Rhino Tracks entdecken, sehr klar, vom starken Wind noch nicht verweht und über sämtliche anderen Reifenspuren drüber, vor uns musste ein Black Rhino keine 5-10 Minuten durchgelaufen sein - wir wussten nicht mal, dass es hier im Park Rhinos gibt. Wir können der Spur einige hundert Meter folgen, leider führt sie anschliessend weg von der Strasse und in eine Vertiefung, in die wir nicht sehen können. Das wäre eine wirklich grandiose und überraschende Sichtung gewesen!

 

Gemeinsames Abendessen auf der Olive Grove Guest Farm
Gemeinsames Abendessen auf der Olive Grove Guest Farm

Wieder zurück auf der Farm und in unserem neuen Self Catering-Chalet machen wir uns wieder ans Braaien, nach Rind gibt es für einmal Strauss. Es ist bereits bedeutend wärmer, wir können jetzt sogar abends ohne zu frieren draussen essen, für die folgenden Tage ist sogar richtige Hitze vorausgesagt!

Am folgenden Tag ist nach Handynummern-Austausch und einigen Fotos erneuter Abschied angesagt, während die Familie Richtung Robertson weiterzieht, düsen wir mal eben gut 600km in den Norden nach Upington.

Ursprünglich war unser Plan, entlang der Westküste nach Namibia einzureisen und evtl. auf dem Rückweg in Upington und den Augrabies Falls vorbeizufahren, jetzt liegt die Stadt aber genau auf dem Weg für die Einreise nach Namibia vom Südosten. Dazu kommt, dass wir Heinz nach ziemlich genau 10'000km einen Service geben sollten, wir in Upington für Namibia und den KTP das letzte Mal grösser einkaufen können und wir gerne einfach ein bisschen in der Wärme entspannen möchten. Als Unterkunft haben wir uns das River Place Manor Guest House ausgesucht und eine sehr schöne Suite mit Grill und ein wenig Self Catering-Equipment erhalten. Das kostet zwar einiges mehr als im Olive Grove z.B., liegt aber wunderschön am Orange River, der Lebensader und einzigen Wasserquelle hier. Im hübschen Garten mit Pool geniessen wir die atemberaubenden Sonnenuntergänge über dem Fluss mit einem Sundowner während das Fleisch auf dem Grill brutzelt.

56m hohes Augrabies Falls-Rinnsal im November
56m hohes Augrabies Falls-Rinnsal im November

Apropos brutzeln: Am ersten von unseren zwei Tagen hier beschliessen wir, den Augrabies Falls NP zu besuchen und haben uns dafür einen richtig heissen Nachmittag dafür ausgesucht, um die 40°C sind es - aber wir wollten ja die Wärme. Der Park liegt etwa 1h15m von Upington entfernt im Westen und ist für die gleichnamigen Fälle bekannt. Da unser Besuch im November ins Ende der Trockenzeit/an den Anfang der Regenzeit fällt, haben die Fälle entsprechend wenig Wasser und man kann sich nur schwer vorstellen, wie hier nach heftigen Regenfällen bis zu 7'000 m3/s herunterstürzen. Zum Vergleich: Das ist 10mal mehr als beim Rheinfall im Sommer und mehr als je an den Niagarafällen gemessen wurde. Die Augrabies Falls gelten daher auch als zweitgrösste Wasserfälle Afrikas. Nun ja, die 56m und gefühlten drei Kubikmeter pro Sekunde bei unserem Besuch sind nicht ganz so beeindruckend, aber trotzdem schön und wie gesagt, sackheiss. So heiss, dass Ani teilweise im Auto wartet, während ich einige Viewpoints besuche. Schatten ist Mangelware, andere Besucher ebenfalls. Der Park wirkt zu unserer Besuchszeit sehr leer, auch im Vergleich zur Restcamp-Grösse. Wir fahren noch einen Drive bis zum Oranjekom Lookout, der einen Blick hoch über Orange River-Schlucht bietet. Speziell ist ausserdem, dass direkt unter der Aussichtsplattform eine SANParks-Unit angeboten wird. Das mag während den Besuchszeiten ein bisschen nervig, muss aber nach Gate-Schliessung abends wunderschön sein!

Tiere sehen wir auf diesem Abschnitt leider gar keine, was aber nicht so überraschend ist bei dieser Hitze und der Tatsache, dass der Park sich noch rund 40km weiter gegen Westen ausdehnt, wo vermutlich mehr Tiere zu sehen sind.

 

Vor allem Weinanbauflächen entlang des Orange Rivers
Vor allem Weinanbauflächen entlang des Orange Rivers

Auf der Rückfahrt werden unsere 10'000 Kilometer mit Heinz voll und wir bestaunen ausserdem diesen grünen Streifen entlang des Orange Rivers - unglaublich, wie viele Wein-, Frucht- und sonstige Anbauflächen hier als grüne Oasen in der sonst trockenen Halbwüste zu sehen sind. Kein Wunder bleibt da kaum Wasser für die Fälle übrig! Wenn man bedenkt, dass dies derselbe Fluss ist, der viel weiter flussaufwärts als Gariep den grössten Damm Südafrikas speist (siehe Lieblingsberge, goldene Berge und Bergzebras), dann merkt man schon, wie wichtig und wertvoll die Ressource Wasser hier ist.

Für den zweiten Tag ist erstmal Heinz' Service bei Toyota Upington angesagt. Der telefonisch ausgemacht Termin war kein Problem, um 10 Uhr geben wir Heinz ab und werden von Toyota zur Mall gefahren. Da wir ihn erst nach 16 Uhr wieder abholen können und sechs Stunden in einer Mall ein bisschen viel sind, bietet uns die Managerin vom River Place Manor an, uns persönlich abzuholen! Sie hat zuvor schon versucht, uns kurzfristig ein Ersatzauto aufzutreiben für den Tag, leider war keines mehr verfügbar (bzw. erst ab 14 Uhr). Was für ein toller Service, den wir natürlich gerne in Anspruch nehmen. In Südafrika ist man ohne Auto meistens komplett aufgeschmissen...

Den Nachmittag verbringen wir im schönen Guest House, in der Suite, am Pool und freuen uns, als der Toyota-Taxiservice uns wieder zur Garage bringt. Den frisch gewaschenen und gewarteten Heinz fahren wir nach Hause, machen uns nochmals Pasta und ein wenig Fleisch auf dem Grill und laden einige Videos für den Blog hoch.

 

Blick auf den Orange River und in den Garten des River Place Manor
Blick auf den Orange River und in den Garten des River Place Manor

Wir schaffen es auch am darauffolgenden Morgen nicht, für einmal früh auszuchecken und es wird nach 10 Uhr bis wir losfahren und in der Mall Vorräte und Wasser aufstocken für die drei Wochen Wüste. Auf gehts nach Namibia, zum ersten Mal nach zwei Monaten Südafrika verlassen wir das Land!

Das River Place Manor in Upington können wir sehr stark weiterempfehlen, die grandiose und ruhige Lage am Fluss, den tollen Service, das leckere Frühstück und auch die sehr gut ausgestatteten Zimmer sind ihren Preis absolut wert!

 

 

Flo

Kommentar schreiben

Kommentare: 0