Zambia - Im Land der Fahrräder und Buschfeuer - Teil II

SOUTH LUANGWA NATIONALPARK

 

Es steht der zweite Teil unserer Reise durch Zambia an, in dem wir vom Kafue Nationalpark via Lusaka in den South Luangwa Nationalpark fahren. Nach der zwei Nächten in den Busanga Plains im Kafue Nationalpark steht uns wieder ein langer Fahrtag bevor. Wir machen uns auf Richtung Osten mit der Hauptstadt Zambias als Ziel. Zunächst geht es etwa vier Stunden durch den Kafue Nationalpark zurück auf die Hauptstrasse, welche den Park in einen Nord- und Südbereich teilt. Diese (geteerte) Strasse ist der einzige Weg, bei dem man über eine Brücke den Fluss Kafue überqueren kann und bildet über einen grossen Teil die östliche Grenze des Parks. Nochmals knapp vier Stunden ist es von dort aus bis nach Lusaka.

Die Zeit beim Autofahren vertreiben wir uns auf verschiedene Art und Weise: wir hören die heruntergeladenen Playlists auf Spotify (aktuell besonders hoch im Kurs ist Jeremy Loops aus Kapstadt und Johnny Clegg), ein Hörbuch (aktuell Outlander Band 2) oder Podcasts (zuletzt Fest & Flauschig mit Jan Böhmermann und der FeelGood-Podcast von Joel von Mutzenbecher). Neuerdings fragt Ani Flo auch regelmässig zu verschiedensten Vogelstimmen ab, indem diese via Birding-App auf dem iPhone abgespielt werden. Die verschiedenen Vogelstimmen muss Flo für seine Safari-Guide Ausbildung kennen, die er Mitte Januar beginnt. Bei den schwierigen Vögeln versuchen wir möglichst komische oder absurde Eselsbrücken zu finden, damit Flo es sich zukünftig damit besser merken kann. Aktuell kann Flo bereits über 50 Vögel problemlos am Ruf identifizieren.

Am späten Nachmittag kommen wir in Lusaka an. Flo hat im Voraus einen Campingplatz am Rande der Stadt auf seiner neuen Lieblingsapp (iOverlander) ausgemacht, der besonders beliebt sein soll und passenderweise "Lukasa" heisst (mit dem treffenden Motto "Mi Casa E Lukasa"). Im Voraus via Whatsapp kurz bestätigt, hat es für uns noch Platz auf dem tatsächlich recht gut gebuchten Campinggelände, das eigentlich der Garten des Wohnhauses ist. Wir fühlen uns hier sofort wohl mit dem einladenden und gut durchdachten Dusch- und WC-Gebäude, in dem man eigentlich Dusche und WC sogar für sich exklusiv hat (wir teilen nun mit einem Ehepaar aus München, da der Platz an dem Tag gut gebucht ist). Natürlich ist es sehr reizvoll ganz für sich alleine in der Natur zu campen, aber dieser Abend mit Gleichgesinnten am Feuer zu verbringen und Geschichten auszutauschen, tut uns richtig gut.

Neben zwei deutschen Ehepaaren, die mit ihren Land Rovern von Tanzania nach Kapstadt fahren, ist noch eine Familie aus Frankreich anwesend, die mit ihren Kindern für ein Jahr durch die Welt fahren und die Kinder auf Reisen unterrichten. Wir tauschen uns aus mit den anderen Overland-Gästen über Routen, Campingplätze aus und erhalten so auch ein paar wertvolle Hinweise, welche in den folgenden Tagen noch wichtig sein werden.

Am nächsten Morgen setzen wir unseren Weg in den South Luangwa Nationalpark fort. Allerdings benötigen wir bei diesen grossen Distanzen einen weiteren Zwischenstopp, dieses Mal in Petauke. Nachdem die Hauptstrassen ausserhalb der Nationalparks mehrheitlich recht gut waren (die meiste Zeit geteert und selten Schlaglöcher, nur hin und wieder ordentliche Speedbumps bei Ortsdurchfahrten), lernen wir nun auf dem Weg von Lusaka Richtung Osten das Gegenteil kennen. Auf der "Great East Road", wie die Strasse auch heisst, gibt es immer wieder Ansammlungen von Badewannen-grosse Schlaglöcher auf einer geteerten Strasse, auf der man ansonsten gut 100 km/h fahren könnte. Das Fahren ist so extrem anstrengend und wir kommen nur schleppend und deutlich langsamer voran. Unser Weg führt uns auch durch diverse kleine Städte und Dörfer, in denen wir bei reduziertem Tempo interessiert das Gewusel beobachten. Dabei ist auffällig, dass wir sehr viele Kinder, aber kaum ältere Menschen sehen. Die Kinder kommen, insbesondere in ländlichen Gebieten, häufig aufgeregt winkend auf unser Auto zugerannt. Teilweise scheint es einfach aus Neugier und dem Bedürfnis uns zuzuwinken zu sein, teilweise werden aber auch laut rufend "Sweets"  oder gar "Money" von uns gefordert. Wir beschränken uns aufs Zurückwinken, auch wenn ich mir bei diesem Dauerwinken auf ungute Weise etwas zu sehr nach einem Mitglied einer royalen Familie vorkomme. Grundsätzlich werden wir in den meisten Gebieten aber auch von Erwachsenen sehr freundlich zurückgegrüsst, was eine angenehme Stimmung bei Fahrten durch die kleinen Dörfer bei uns hinterlässt. Auf der einen Strecke mit besonders schlimmen Schlaglöchern sehen wir auch Kinder, die, bevor wir durchfahren, theatralisch im hohen Bogen Sand und Erde von Hand vom Strassenrand in die Schlaglöcher schaufeln. Sobald wir durch das Schlagloch fahren bedrängen sie das Auto und rufen uns aggressiv „money money“ zu.

Ebenfalls auffällig bei unseren Fahrten durch Zambia sind die Polizei- und Militär-Roadblocks, die es immer wieder gibt. Wir sind von solchen Roadblocks von unserer Reise durch Zimbabwe 2017 leicht traumatisiert, da dort an fast jedem Roadblock von der Polizei versucht wurde, uns für mehrheitlich erfundene Vergehen Geld abzunehmen. In Zambia werden wir bei der Mehrzahl der Strassensperren aber einfach durchgewunken oder höchstens gefragt wohin wir fahren und ob wir uns noch fit zum Weiterfahren fühlen würde.

Weitere Beobachtungen, die wir auf unseren Fahrten machen:

  • Zeugen Jehovas und 7 Tages Adventisten ist stark verbreitet und stellen die Mehrheit der Kirchen.
  • Nebst Kirchen sind vor allem Schulen riesig und überall beschriftet, jeweils mit einem Schul-Motto wie zum Beispiel "Discipline, Perseverance, Excellence", "Learn and Shine", "Hard Work Leads to Success" oder "Education Is Our Power".
  • An Einfahrten zu neuen Distrikten oder Städten stehen häufig grosse Schilder, auf denen „Anti-GBV Chiefdom, STOP Child Marriages / NO to gender based violence“ zu lesen ist (GBV = Gender Based Violence).

Nach dem langen Abschnitt mit schlechten Strassenverhältnissen folgt die Brücke über den Luangwa River und plötzlich kündigt ein grosses Schild einen von der EU gesponserten Strassenabschnitt der "Great East Road" (Strasse von Lusaka nach Lilongwe/Malawi) an und wir sind die nächsten über 170km sehr glücklich über diese Investition, denn die neue Strasse ist in tadellosem Zustand und eine wahre Wohltat zum Fahren. Unsere nächste Nacht verbringen wir in Petauke auf einem Campingplatz der Chimwemwe Lodge. Der Platz liegt allerdings direkt an der Strasse und wir hören die ganze Nacht LKWs hupen – und wir sind mal wieder alleine, aber überraschender Weise mit Wi-Fi.

Am nächsten Tag fahren wir in den wohl bekanntesten Nationalpark Zambias – den South Luangwa. Aus den Erfahrungen von Kafue gelernt, haben wir uns entschieden auf Self-Drive in den weiteren Nationalparks mehrheitlich zu verzichten. Damit verkürzen wir unseren Aufenthalt in Zambia insgesamt und beschränken uns in den Nationalparks mehrheitlich auf Übernachtungen in Lodges, welche wir ausgewählt und kurzfristig wenige Tage im Voraus nach Last Minute-Angeboten anfragen. Der Weg zum Nationalpark über die "Old Petauke Road" ist abenteuerlich und Henry wird in einigen Abschnitten ordentlich mit 4x4 und Low Gear gefordert.

Im South Luangwa Nationalpark haben wir ein gutes Angebot der Kafunta Lodge bekommen, in der wir zwei Tage verbringen. Die Lodge hat einen sehr schönen und grossen Loungebereich inkl. Pool und - unserem Highlight - einem kleineren Pool, der von einer heissen Quelle mit 37-38Grad heissem Wasser gespeist wird. An beiden Abenden nehmen wir nach dem Abendessen jeweils noch ein Bad im Hot Tub und geniessen das heisse Wasser in der mittlerweile etwas kühleren Umgebung. Das Gebiet direkt vor der Lodge wird durch das Quellwasser künstlich bewässert, sodass immer Wasser vorhanden ist und wir dementsprechend viele Tiere direkt von der Lounge aus beobachten können - wundervoll! 

Die Lodge liegt nicht direkt im Nationalpark sondern kurz vor der Grenze, auf der anderen Seite des Luangwa Rivers. Dies bedeutet, dass wir vor dem eigentlichen Start des Gamedrives zunächst ca. 10-20min Fahrt haben bis wir im eigentlichen Parkgebiet ankommen. Die Anfahrt kann entweder bei Niedrigwasser mit einer Flussdurchfahrt oder (der etwas längere Weg) über das Hauptgate erfolgen. Insbesondere das Gebiet nach dem Hauptgate gefällt uns gut. Die Landschaft ist abwechslungsreich, es gibt Gewässer, Wälder, Buschland und auch Zugang zum Fluss. Uns wird bereits in der Lodge mitgeteilt, dass der erste Gamedrive dazu dienen soll, die Wildhunde des Parks zu finden, da sie nach mehreren Tagen am Morgen endlich wieder im Gebiet gesichtet wurden. Das tun wir dann auch - mit ca. 15 weiteren Fahrzeugen von anderen Lodges. Als wir ankommen sind die Wildhunde gerade dabei sich zu strecken und "warm" zu machen, um zur Jagd aufzubrechen. Das Rudel ist mit über 25 Tieren ziemlich gross und es ist sehr beeindruckend zu sehen, wie sich diese Tiere schliesslich aufmachen, um ihr Abendessen zu jagen.  

Nun folgt der anspruchsvolle Teil für die Guides. Es gilt das Rudel möglichst gut durchs Unterholz zu verfolgen, wobei die Tiere nicht alle zusammen oder in einer Reihe laufen, sondern sich das Rudel bereits jetzt leicht aufsplittet. Die Strategie und Effizienz, mit der Wildhunde jagen, ist super interessant und eindrücklich zu beobachten. Das Fahren wird hektischer - die Guides müssen ja nicht nur den Wildhunden folgen, sondern sich auch gegenseitig und den natürlichen Hindernissen ausweichen. An dieser Stelle sei erwähnt, dass Offroad-Fahren abseits der Strassen und Wege im Park verboten ist und mit bis zu 3 Monaten Lizenz-Entzug/Eintrittsverbot zum Park im wiederholten Fall führen kann. Kontrolliert wird es von den Lodges selber, jede Woche ist im Rotationsprinzip eine andere daran, die restlichen Autos zu überwachen. Ganz so genau wird es aber nicht genommen, zumindest nicht bei unserer Wildhund-Jagd oder auch später bei der Leopardensuche, wo durchaus mal quer durch den Busch ein neuer Weg "erfunden" wird.

Die Wildhunde beschleunigen ihr Tempo und immer wieder rennen hauptsächlich Impala aufgescheucht in hohen Sprüngen weg. Unser Guide antizipiert die Jagd gut, versucht einen kurzen Vorstoss in die von ihm als Jagdrichtung bestimmte Himmelsrichtung, fährt einen Umweg um die anderen Fahrzeuge und Tiere herum und setzt sich damit an die Front der Tieren folgenden Autokolonne. Wir haben nun von schräg vorne Sicht auf das Rudel und plötzlich geht alles ganz schnell. Innerhalb weniger Sekunden bringen einige der Wildhunde ein Impala zur Strecke und beginnen direkt mit dem Fressen. Dies geschieht mit recht grossem Abstand zu unserer Position, sodass wir keine Details ausmachen können und trotzdem ist es sehr intensiv zu beobachten. Eine ziemlich eindrückliche Erfahrung, so etwas haben wir noch nie miterleben dürfen - wir fühlen uns fast wie in einem Dokumentarfilm, in der Natur ist es äusserst rar als Gast und Zuschauer so nah und vom Anfang bis zum Schluss dabei zu sein. 

Hyänen folgten dem Wildhund-Rudel schon seit Beginn der Jagd und versuchen immer wieder einzelnen Wildhunden ihr Stück Impala abzujagen, haben aber gegen die geschlossene Einheit der Hunde keine Chance und bleiben wie wir blosse Zuschauer.

Auf der Rückfahrt und beim Abendessen auf der Lodgeterrasse ist die Sichtung bei uns natürlich noch das Gesprächsthema und wir sehen auch, was den Luangwa NP zumindest in diesem Abschnitt so speziell macht: Trotz der vielen Vegetation und den vielen Bäumen gibt es durch die offenen Graslandschaften zumindest gegen Ende der Trockenzeit eine sehr weitreichende Sicht. In den (dichten) Buschsavannen im südlichen Afrika hätten wir den Wildhunden weder in dem Tempo folgen können, noch hätte man immer soviel gesehen wie hier.

Es ist übrigens auch noch zu erwähnen, dass wir eine Löwensichtung aufgrund der Wildhunde quasi "links liegenlassen" haben. Wir bleiben keine zwei Minuten bei den Löwen (welche hauptsächlich schlafend ihre vollgefressenen Bäuche präsentieren), als unser Guide bereits fragt, ob wir weiterfahren möchten. Die Löwen sind hier leicht zu finden und sichten und sind entsprechend nur mässig interessant, sofern sie nicht gerade aktiv oder mit Jungtieren unterwegs sind. Darüber sind wir recht froh, denn Löwen hatten wir in Busanga genug und so gerne wir diese Grosskatzen auch sehen, so verweilen wir definitiv lieber bei einer Elefantenherde als bei schlafenden Löwen.

Die weiteren Game Drives von der Kafunta Lodge aus sind dann weniger spektakulär, aber durchaus auch schön, wobei die Tierdichte effektiv nur entlang der Lagunen und dem Fluss wirklich hoch ist - weiter innen und an den Stellen wo der Fluss nicht so zugänglich ist, finden sich nur noch wenige Tiere (zumindest während unserem Aufenthalt in der Trockenzeit). Trotz viel Herumfahren in dichterer Vegetation finden wir leider auch in den zwei darauffolgenden Fahrten keine Leoparden (was unseren Guide sichtlich  frustriert), dafür gibt es viele Flusspferde und die Nachtdrives im Dunkeln sind sehr ereignisreich (wir sehen mehrere Mangusten, Genets, eine Civet und man hat allgemein den Eindruck, dass hier viel herumläuft).

Anika schläft am letzten Morgen aus, Florian geht nochmals auf den Drive mit und prompt finden wir natürlich einen Leoparden (unser Guide ging sogar extra am Abend zuvor noch auf Suche) - gut versteckt auf einem Baum und dank einem Fahrzeug einer anderen Lodge, welche den Leoparden entdeckt hat.

Es gibt hier sehr viele Leopardenspuren und mit den Tracking Skills von den Guides & Trackern im Greater Kruger würde man hier die Leoparden deutlich leichter finden. Unser Guide spricht offen darüber, dass er einfach herumfährt in den Gebieten wo er weiss, dass sich viele Leoparden aufhalten. Er meint auch, dass es generell an gut ausgebildeten und qualifizierten Guides mangelt in Zambia und entsprechend solches Tracking-Wissen leider (noch) nicht vorhanden ist. Umso mehr ist er erfreut, dass Flo mittlerweile solide Tier- und vor allem Vogelkenntnisse hat und die beiden tauschen gegenseitig viele interessante Fakten aus. So ist unser Guide am Ende richtig traurig als wir uns verabschieden, um den Park noch auf eigene Faust zu erkunden.

Nachdem wir uns ein Bild vom Park und den schönen Orten machen konnten (und weil in Zambia die Nationalparkgebühren pro Tag und nicht pro Nacht bezahlt werden), bleiben wir nämlich in der Nachbarschaft von Kafunta und Campen eine Nacht im Wildlife Camp, von wo aus wir ebenfalls noch den Nationalpark besuchen. Das Camp ist einfach aber gut ausgestattet für Camping-Gäste mit einer extra Bar inkl. Swimming Pool und toller Lage am Luangwa River. Neben uns ist eine Overland-Bus von Nomad Tours auf dem Platz (welcher die Strecke Vic Falls - Dar Es Salaam fährt), sowie eine mobile Camping-Safari, die eine defekte Landcruiser-Aufhängung reparieren müssen während die Gäste auf Game Drive sind. Auf unserem Drive begegnen uns die Wildhunde wieder (fast an der exakt selben Stelle wie zwei Tage zuvor), weil wir aber um 18 Uhr aus dem Park sein müssen, gibt es zumindest für uns keine Wiederholung der Jagdszene.

Nach einem gemütlichen Abendessen (gespeist wird in Henry zu einer Folge Suits auf dem iPad) und einer ruhigen Nacht brechen wir tags darauf relativ gemütlich auf zurück Richtung Lusaka. Unser nächstes Ziel ist der Lower Zambezi National Park, aber weil die Distanz dahin zu gross ist, machen wir wieder einen Zwischenstopp. Zurück fahren wir allerdings auch nicht mehr die "Old Petauke Road" mit 4x4, sondern gemütlich die Teerstrasse via Chipata. Flo besucht und fotografiert noch mit grosser Freude das "JK Stadium, Home of Malambo United FC" (das Stadion ist ein leerer Sandplatz in Fussballfeld-Grösse mit Torstangen auf beiden Seiten plus jeweils zehn Meter Platz am Rand). Vor lauter Freude passiert eine kleine Unachtsamkeit und wir landen am Flughafen von Mfuwe statt entlang der Teerstrasse, deshalb geht es wider Willen doch nochmals 3km querfeldein.

Die restliche Strecke ist angenehm ereignislos bis Chipata, einer quasi-Grenzstadt angrenzend an Malawi. Uns fällt einerseits der hohe Anteil an muslimischer Bevölkerung auf (im sonstigen Zambia und eigentlich auch im südlichen Afrika sonst nur wenig vertreten bzw. erkennbar) und dass alles viel chaotischer ist als im restlichen Zambia. Der Spar ist spärlich ausgestattet - sie haben keine Wasserflaschen in mehr als 750ml-Grössen und auch sonst nur wenig (dafür eine freundliche Managerin, die uns gleich hilft weil wir anscheinend verloren wirken auf der Suche nach Wasser). Vor dem Laden werden wir von diversen Personen angesprochen zum Geldwechseln (Malawian Kwacha), sonstige Waren werden aufgedrängt und gleich mehrere Personen möchten von uns für den Dienst als "Parkwächter" Geld. Wir kaufen ein paar Flaschen Wasser, machen einen Tankstopp und fahren dann zügig weiter, uns ist das Gewusel ein bisschen zu viel und die Vorfreude auf den tollen EU-Strassenabschnitt kommt auf.

Mit der Strasse ist dann auch alles in Ordnung, aber zwei "kleinere" Ungeschicke passieren dann doch: Irgendwann in den letzten Tagen ist uns beim Fahren eine Glasflasche mit Süssgetränk im Kühlschrank kaputtgegangen, der Flaschenboden ist aufgebrochen, jetzt klebt alles und der Kühlschrank ist voller Scherben. Irgendwann war es anscheinend zu viel 4x4 oder wir hatten einfach Pech mit der Flasche. Wir bemerken es bei einem Zwischenstopp und räumen ein wenig genervt erstmal den ganzen Kühlschrank aus, um alles zu reinigen. Es sind mittlerweile gut 35°C, es ist fast Mittag und wir sind in der prallen Sonne am Strassenrand. Viel Glück bringen uns die Scherben für die Weiterfahrt aber nicht, denn nachdem wir uns sogar heute früh noch gesagt haben, dass wir bisher keine Geschwindigkeitskontrollen gesehen hätten, erwischt es uns prompt. Die "Great East Road" ist zwar eine geteerte Überlandstrasse und meistens ist das Tempolimit bei 80 oder 100km/h, sie führt aber auch durch diverse Städte und Dörfer. In diesen wird das Limit sinnvollerweise reduziert, meistens auf 60, manchmal auch etwas anderes, Speedbumps/Verkehrsschwellen in unterschiedlicher und nicht vorhersehbarer Heftigkeit sind ebenfalls üblich. Wir werden rausgewunken in einem Abschnitt, der über mehrere Kilometer mit 40km/h ausgeschildert ist und wir (wie fast alle anderen Verkehrsteilnehmer) ein bisschen schneller fahren.

Die Polizistin bittet mich auszusteigen und mitzukommen in ihr Fahrzeug (ein ziviles Fahrzeug im Schatten stehend) - auf keinen Fall sollen irgendwelche Details draussen diskutiert werden. Wir zeigen uns reuig, sie zeigt uns als "Beweis" für das Bussgeld eine Quittung eines vorherigen Fahrers - 400 Kwacha (ca. 25 CHF). Auch wenn Flo ein wenig genervt ist, dass wir (und nicht andere Fahrzeuge, die ebenfalls zu schnell waren) genau an dieser Stelle herausgeholt werde - der Betrag ist nicht hoch und wir waren zu schnell. Leider haben wir aber effektiv keine 400 Kwacha mehr in Bar und eine Rechnung ausstellen geht natürlich nicht. Das versucht Flo klarzustellen und spätestens als er das leere Portemonnaie zeigt (aber bloss nicht draussen, er wird gleich wieder in den Wagen gebeten), glaubt man es uns auch. Wieviel wir denn hätten - "about 100 Kwacha" antworten wir wahrheitsgetreu, verschweigen aber natürlich, dass wir noch grössere Mengen an US$ und andere Währungen mit uns führen - nur nicht im Portemonnaie. Die Polizistin bespricht sich kurz mit ihren Kollegen und ist dann einverstanden mit den 100 Kwacha. Dafür könne sie uns aber leider keine Quittung ausstellen, bittet uns das Limit zukünftig einzuhalten und wünscht uns eine gute Weiterfahrt. Eigentlich haben wir uns vorgenommen, keine solchen Gelder, Abmachungen und Deals einzugehen, aber nun gut... wir möchten ja weiterfahren.

Die Unterkunft für den Abend ist das Bridge Camp, ein paar Kilometer südlich der Luangwa Bridge. Als wir in der Beschreibung "an der Strasse" lasen, dachten wir nicht daran, dass es direkt an der Strasse liegt - nicht eingezäunt und nur mit einer kleinen meterhohen Steinmauer getrennt. Die Atmosphäre ist ein wenig speziell, die Gastgeberin ist zwar im Gespräch freundlich, aber sonst schenkt man uns keine Beachtung. Neben uns hat ausserdem eine Rucksacktouristin eingecheckt, Bianca aus Deutschland/Portugal wie wir im Gespräch erfahren. Sie reist auf eigene Faust durch Afrika und war soeben für mehrere Monate in Malawi und jetzt eben in Zambia. Sie reist mit dem Bus, hat sich soeben in Chipata ein Zelt gekauft, welches leider halb defekt ist und war bei der Ankunft ein wenig irritiert, als ihr gesagt wird, sie solle ihr Zelt direkt neben der Mauer zur Strasse aufstellen. Wir laden sie zum Abendessen ein und tauschen uns bei einem guten Teller Pasta Arrabiata mit Gruyere über Land und Leute aus. Wir hätten sie gerne ein Stück mitgenommen, aber während sie Richtung Lusaka geht, reisen wir morgen in den Lower Zambezi National Park, darauf freuen wir uns sehr und dazu mehr im nächsten Reisebericht.

 

Liebe Grüsse,

Ani & Flo

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Kommentare: 2
  • #1

    Caroline (Dienstag, 08 November 2022 11:21)

    Hallo Zäme
    Ich verfolge euren Bericht mit grossem Interesse. Ganz tolle Fotos! Herzlichen Dank für‘s Teilen und weiterhin eine tolle Reise.
    Liebe Grüsse Caroline

  • #2

    Flo (Dienstag, 08 November 2022 16:12)

    Hi Caroline,
    Vielen Dank für die lieben Worte, das freut uns sehr!
    Gruess nach Basel,
    Flo